Opfer von "erheblichen Straftaten"
Deshalb fahndet die Polizei öffentlich nach dem kleinen Mädchen
Der mutmaßliche Täter ist schon festgenommen. Aber wer ist das blonde Mädchen, dem er vielleicht Schlimmes angetan hat? Seit Dienstag sucht die Polizei Gelsenkirchen mit rund sechs Jahre alten Fotos nach dem Kind. Die öffentliche Fahndung nach einem Opfer ist meist das letzte Mittel bei der Aufklärung eines Verbrechens.
Polizei Gelsenkirchen: Kind könnte sich noch in Notlage befinden
Dem Kind sollen laut Polizei "erhebliche Straftaten" angetan worden sein. Um dem Verdächtigen diese Taten nachzuweisen, fahndet die Polizei mit den Fotos und hofft auf Hinweise aus der Bevölkerung. Wann die Aufnahmen entstanden sind, wer das Mädchen ist und wo es sich jetzt befindet, ist unklar. Das Kind könnte noch immer in einer Notlage sein.
Öffentlichkeitsfahndung nur auf richterlichen Beschluss
Eine solche Öffentlichkeitsfahndung ist für die Ermittler alles andere als "Business as usual": Sie setzt immer einen richterlichen Beschluss voraus und wird nur in ganz bestimmten Fällen angewendet. "Es müssen Straftaten von Erheblichkeit sein, die ungefähr entweder in Artikel 1 eingreifen – in die Menschenwürde – oder wenn eine Gefahr für Leib und Leben besteht", sagt Oliver Huth vom Bund deutscher Kriminalbeamter zu RTL. "Das sind Straftaten, die langjährig verfolgt werden und mit hohen Haftstrafen belegt sind."
Im Fall des blonden Mädchens sei es das Ziel, es "so schnell wie möglich zu identifizieren, damit dieses Kind nicht weiter Opfer von Straftaten wird", erläutert Huth. Um welche Taten es sich handelt, werde wegen der Opferschutzrechte nicht näher beschrieben. Es sei den Ermittlern bewusst, dass man in das "Recht auf informelle Selbstbestimmung des Kindes oder auch der Familie" eingreife, sagt er. Deshalb müsse eine solche Öffentlichkeitsfahndung genau abgewogen werden.
Empfehlungen unserer Partner
"Verdeckte Fahndung" in Schulen bei Sexualdelikten
Dass bei Ermittlungen Fotos von Opfern verwendet werden, ist Oliver Huth zufolge jedoch nicht ungewöhnlich. "Wir betreiben die sogenannte Schulfahndung schon länger – gerade in verschiedenen Bereichen der Sexualdelikte", erklärt er. "Wir legen Fotos von Opfern, die uns über den internationalen Nachrichtenaustausch oder andere Quellen zugänglich geworden, in Schulen vor." Lehrer würden dann gefragt, ob sie diese Kinder kennen. "Das hat auch hier und da schon zum Erfolg geführt." Allerdings handele es sich hierbei um eine "verdeckte Fahndung", bei der bestimmte Zielgruppen angesprochen würden – und keine öffentliche wie im Fall des blonden Mädchens.
Festgenommener Mann schweigt bislang
Die Polizei Gelsenkirchen war im Zusammenhang mit der Festnahme eines Mannes auf das Kind aufmerksam geworden. Der Verdächtige sitzt nach RTL-Information in Untersuchungshaft und schweigt bislang. Wer er ist und in welchem Verhältnis er zu dem Mädchen steht, sagt die Polizei nicht.
"Das Foto ist sechs Jahre alt. Wir hoffen, dass Menschen irgendwo in Deutschland dieses Mädchen wiedererkennen – unabhängig von der Straftat – und uns entsprechende Hinweise liefern können", sagt Polizeisprecher Stephan Knipp.
Einige Hinweise aus der Bevölkerung haben die Ermittler schon erhalten. Die Informationen werden nun ausgewertet und führen hoffentlich schnell zu dem Mädchen. Denn im schlimmsten Fall ist es weiterhin Gewalt ausgesetzt.
Wer kennt das blonde Mädchen?
Die Polizei fragt: Wer kann Angaben zur Identität oder zum Umfeld des Kindes machen? Hinweise per Telefon an die Polizei Gelsenkirchen (0209 / 36 57 631) oder den Notruf 110.