Zweiter Bundespolizei-Tatort - "Die Feigheit des Löwen"
09.12.2014
Erneut wurden die Strafverfolger der BPOL, zumindest im Krimi, aus dem Schattendasein ins Rampenlicht gerückt.
Wie so oft ist die technische Ausstattung großzügig bemessen und die filmgerechten Räumlichkeiten mit ihrer morbiden Atmosphäre bieten den üblichen Szenekontrast. Die Zusammenarbeit zwischen Bund und Land reicht vom Tatort bis zur feuchtfröhlichen Kontaktpflege am Kneipentresen, von dem wiederum ein vertieftes Betriebsklima auf zwischenmenschlicher Ebene ausgeht - bis zur ernüchternden Trennung zwischen "Schnaps und Dienst" - und unsere Helden halten, entgegen körperlicher Nähe, am distanzierten "Sie" fest.
Sogar der eher ungewöhnliche "Bolustod" (sehr skurril aber unterhaltsam erklärt) gelangt zu späten TV-Ehren und hält damit vermutlich wieder Einzug in den Lehrplan einer neuen Generation Kriminalkommissar-Anwärter.
Apropos (Kriminalkommissaranwärter):
Welche Amtsbezeichnungen mögen wohl unsere Film-Kriminalisten haben? Kriminal- oder schutzpolizeiliche?
Wurde dem übernommenen Kriminalbeamten z. B. wegen einer etwaigen K-Amtsbezeichnung die Heilfürsorge anfangs verwehrt?
Musste "Kollege Falke" auch schon ein Konto für Dienstbekleidung eröffnen, so dass das Publikum demnächst den ersten Tatort-Ermittler seit Jahrzehnten in Uniform bestaunen darf?
Welche gewerkschaftliche Überzeugung hat er? Musste er wegen der Zugehörigkeit zu einer sog. „falschen Gewerkschaft“ ggf. schon berufliche Nachteile in Kauf nehmen?
Und wo ist eigentlich die dienstliche Umgebung der BPOL für die Krimihelden? Bis auf ein paar Statisten wird sie kaum gezeigt. Das verschafft zwar ein Mindestmaß an eigenständiger Ermittlungsruhe, (wie sie sich auch der Ermittler im wahren Leben wünscht) aber wo sind die geforderten Ermittlungskonzeptionen nach Kassenlage? Wo ist die hemmende Reduzierung von kriminaltaktischen Maßnahmen auf bloße Kostenverursachung? Was soll's? Das wird den geneigten Zuschauer ohnehin kaum interessieren. Er erwartet schlicht, dass Straftaten verfolgt und aufgeklärt werden.
Solange die realen Probleme der BPOL-Kriminalisten nicht filmtauglich sind, wird sich der BDK weiter "hinter den Kulissen" für deren Lösung einsetzen und selbst das Scheinwerferlicht auf diejenigen richten, die ihrem Dienstherrn aus dem Schattendasein heraus immerhin die guten Schlagzeilen liefern.
Also weiter die BPOL-Tatorte anschauen, auch wenn sie wie dieser „Die Feigheit des Löwen“ nur etwas für Hardcorefans mit großer Leidensfähigkeit sein dürften.
Eigentlich symbolisierte dieser Tatort genau das Dilemma der Bundespolizei. Das wichtige und facettenreiche Thema Schleusungskriminalität wurde von den Tatortmachern genauso schlecht umgesetzt, wie die „Bundespolizeimacher“ mit der 2011 gemachten Feststellung umgehen, dass die Kriminalitätsbekämpfung das Filetstück der Bundespolizei ist. Da ist reichlich Luft nach oben…….