Wechsel an der Kripo-Spitze im Innenministerium NRW

26.11.2020

Staffelübergabe in Nordrhein-Westfalen. Landeskriminaldirektor Dieter Schürmann geht in Pension, Landeskriminaldirektor Johannes Hermanns übernimmt. Unser Landesvorsitzender Sebastian Fiedler schaut lobend zurück und hoffungsvoll in die Zukunft.
Wechsel an der Kripo-Spitze im Innenministerium NRW
Landeskriminaldirektor NRW Johannes Hermanns, ©IM NRW/Caroline Seidel

Zum 1. Dezember 2020 geht der ranghöchste Kriminalbeamte des Landes Nordrhein-Westfalen in den Ruhestand. Dieter Schürmann bekleidete dieses Amt ganze zehneinhalb Jahre - so lange, wie keiner seiner Vorgänger – nachdem er zuvor ca. 5 Jahre lang den Vertreterposten unter Landeskriminaldirektor Rolf Behrendt innehatte. Man kann ihn als Vollblutkriminalisten bezeichnen, der als Seiteneinsteiger 1976 den Weg direkt in die Kriminalpolizei nahm. Er berichtete bei jeder passenden Gelegenheit davon, dass er sich niemals bei der Polizei beworben hätte, wenn es diese Möglichkeit des Quereinstiegs nicht gegeben hätte. Diese Erkenntnis sollte den Kritikern eines Direkteinstiegs zu denken geben. Schließlich haben ganze drei Innenminister, Dr. Ingo Wolf (FDP), Ralf Jäger (SPD) und Herbert Reul (CDU) von seiner Expertise unmittelbar profitiert und diese überaus geschätzt, so dass Minister Reul sogar dessen Dienstzeit verlängerte. Von keinem der Innenminister ist Kritik an Dieter Schürmanns Eignung und Befähigung überliefert, die dadurch zustande gekommen wäre, dass ihm Erfahrungen im Streifendienst gefehlt hätten. Es dürfte wohl die überaus hohe fachliche Erfahrung in vielen hochrangigen kriminalpolizeilichen Verwendungen, seine herausragende kriminalstrategische Kompetenz und seine Krisenfestigkeit sein, die die Minister schätzten.

Einige beispielhafte Herausforderungen, die in seine Amtszeit fielen:

-              Islamismus, Gefährder und die Anschläge von Essen, Bonn und Köln

-              Anschlag Breitscheidplatz mit Untersuchungsausschüssen

-              Der Umgang mit Massendatenauswertung

-              Rechtsextremismus, NSU-Mordserie, Untersuchungsausschuss

-              Loveparade

-              Silvesternacht 2015

-              Wohnungseinbrüche auf Allzeit-Hoch in 2015 – Allzeit-Tief in 2019

-              Neuorganisation der Gefährder-Bearbeitung

-              Extreme Personallücke der Kripo uvm.

Während von seinem Vorgänger der Ausspruch: „Erlass heißt nicht Gehirn ausschalten.“ im Gedächtnis bleibt, prägte Schürmann den inzwischen vielzitierten Satz: „Ein Kriminalbeamter ist nicht zwingend das evolutionäre Produkt eines Streifenbeamten.“. Darin brachte er keinerlei Geringschätzung gegenüber den Kolleginnen und Kollegen des Wach- und Wechseldienstes zum Ausdruck – im Gegenteil. Er schätzte die unterschiedlichen Berufsbilder, trat jedoch für eine bessere Qualifikation ein. Er kämpfte seit vielen Jahren aus fachlicher Überzeugung für Möglichkeiten der spezialisierten Qualifizierung für den Kriminalistenberuf. So verdanken wir es u. a. seiner Unterstützung, dass unser Vorstoß der 100 Spezialisten in die Tat umgesetzt werden konnte.

Ich durfte in den Jahren 2005/2006 ein Jahr im Innenministerium unter Dieter Schürmann arbeiten und habe später ab 2014 in völlig anderer Rolle als Landesvorsitzender intensiv mit ihm zusammengearbeitet. Ich habe daher eine ganz gute Vorstellung davon, wie intensiv sich Dieter Schürmann – unter ständiger Zurückstellung persönlicher Belange – für „seine“ Kripo eingesetzt hat. Seien wir froh, dass er so viele Jahre für uns gestritten hat. Die Kripo NRW sagt „Danke“ für ein Jahrzehnt an ihrer Spitze. Wir wünschen Dieter Schürmann eine robuste Gesundheit und sind einigermaßen sicher, dass er leise Töne von Trude Herr mit in den Ruhestand nimmt: Niemals geht man so ganz…

Staffelübergabe an Johannes Hermanns erfolgt am 01.12.2020

Auf Dieter Schürmann folgt am 1. Dezember 2012 mit Johannes Hermanns einer der besten Kriminalisten seiner Generation. Wir gratulieren Minister Reul für diese kluge Personalentscheidung und Johannes Hermanns zu seiner Ernennung. Ich kenne ihn seit etwa 20 Jahren aus einer Zeit, in der ich währende meines Fachhochschulstudiums ein Praktikum beim Landeskriminalamt in der Dienststelle machte, die er vorstand: das Dezernat für Wirtschaftskriminalität. In dieser Zeit leitete er zugleich eine Ermittlungskommission (EK) in einem der bis dato aufsehenerregendsten Wirtschaftsstrafverfahren, die EK Mannesmann. Es ging um Untreue- und Bestechungsvorwürfe in Höhe von ca. 100 Mio. DM in Zusammenhang mit dem Krimi rund um die Übername von Mannesmann durch Vodafone. Kurze Zeit später wurde meine Praktikumsdienststelle auch meine erste Heimatdienststelle bei der Kripo und Johannes Hermanns mein erster Chef. Er hatte nach Abschluss der Polizeiführungsakademie hier seine erste Verwendung im höheren Dienst. Zuvor hatte er schon sechs Jahre Erfahrung als Kriminalbeamter im gehobenen Dienst in Köln, vorwiegend im Bereich Wirtschaftskriminalität, gesammelt. Am 1. April 2004 übernahm er die Leitung und Einrichtung des neu geschaffenen Dezernats für Korruption und Umweltkriminalität beim LKA NRW. Am 1. November 2007 wechselte er in Leitungsfunktion des Stabsdezernats. Im Juni 2012 erfolgte die Versetzung zum Landrat Mettmann. Er leitete dort bis Ende Juni 2017 die Kriminalpolizei und sorgte landesweit für Aufmerksamkeit, weil er sie beim landesweiten Qualitätskennzahlen-Ranking der Polizeibehörden vom Tabellenende auf die Spitzenplätze brachte. Ab Juli 2017 war er bis zu seinen Wechsel ins Innenministerium kurzzeitig erneut mein Chef, diesmal beim Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei NRW (LAFP NRW) als Leiter der Abteilung 2 (Kriminalität und Verkehr).

Die Kripo NRW kann sich glücklich schätzen, erneut einen Vollblutkriminalisten an ihrer Spitze zu wissen. Wer Johannes Hermanns kennt, weiß, dass er nicht nur die Weiterentwicklung von Digitalisierungsthemen vorantreiben wird, sondern sich auch weiterhin für eine gut ausgestattete und ebenso kompetente wie motivierte Kriminalpolizei einsetzen wird. Wir wünschen ihm für den Start in seiner neuen Funktion stets ein glückliches Händchen und viel Erfolg.

Sebastian Fiedler, Landesvorsitzender des BDK NRW