Waffenrechtliche Unzuverlässigkeit wegen Mitgliedschaft bei den „Bandidos“

10.02.2015

Bundesverwaltungsgericht bestätigt den Widerruf einer waffenrechtlichen Erlaubnis aufgrund der Mitgliedschaft bei einer Rockergruppe.
Waffenrechtliche Unzuverlässigkeit wegen Mitgliedschaft bei den „Bandidos“

 

Pressemitteilung Nr. 5/2015 des Bundesverwaltungsgericht vom 28.01.2015

Waffenrechtliche Unzuverlässigkeit wegen Mitgliedschaft bei den „Bandidos“

Waf­fen­recht­li­che Er­laub­nis­se, die einem Mit­glied des Ban­di­dos Motor­cy­cle Club (MC) er­teilt wor­den waren, kön­nen auch dann wegen waf­fen­recht­li­cher Un­zu­ver­läs­sig­keit wi­der­ru­fen wer­den, wenn weder die­ses Mit­glied noch die Teil­grup­pie­rung (Chap­ter) der Ban­di­dos, der er an­ge­hört, bis­her straf­recht­lich in Er­schei­nung ge­tre­ten sind. Dies hat das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt in Leip­zig heute in drei Fäl­len ent­schie­den.

Die Klä­ger der drei Ver­fah­ren sind je­weils im Be­sitz waf­fen­recht­li­cher Er­laub­nis­se. Sie sind Mit­glied ver­schie­de­ner Chap­ter des Ban­di­dos MC (Ban­di­dos MC Re­gens­burg, Ban­di­dos MC Pas­sau) mit der Funk­ti­on eines Prä­si­den­ten oder Vi­ze­prä­si­den­ten. Nach­dem diese Mit­glied­schaf­ten dem Land­rats­amt als zu­stän­di­ger Waf­fen­be­hör­de be­kannt ge­wor­den war, wi­der­rief es al­lein wegen die­ser Mit­glied­schaft die auf die Klä­ger aus­ge­stell­ten waf­fen­recht­li­chen Er­laub­nis­se. Es stütz­te sich dafür auf eine Vor­schrift des Waf­fen­ge­set­zes, nach der waf­fen­recht­li­che Er­laub­nis­se zu wi­der­ru­fen sind, wenn der In­ha­ber die er­for­der­li­che Zu­ver­läs­sig­keit nicht be­sitzt, weil Tat­sa­chen die An­nah­me recht­fer­ti­gen, dass er Waf­fen miss­bräuch­lich ver­wen­den oder Per­so­nen über­las­sen wird, die zur Aus­übung der tat­säch­li­chen Ge­walt über die Waf­fen nicht be­rech­tigt sind. Auf die Kla­gen der Klä­ger hob das Ver­wal­tungs­ge­richt Re­gens­burg die Ent­schei­dun­gen des Land­rats­am­tes auf. Auf des­sen Be­ru­fung wies der Ver­wal­tungs­ge­richts­hof Mün­chen hin­ge­gen die Kla­gen ab. Mit­glie­der des Ban­di­dos MC oder an­de­rer ver­gleich­ba­rer Ro­cker­grup­pen, wie bei­spiels­wei­se der Hells An­gels, in her­vor­ge­ho­be­ner Po­si­ti­on als Prä­si­dent, Vi­ze­prä­si­dent oder sons­ti­ger Funk­ti­ons­trä­ger seien waf­fen­recht­lich un­zu­ver­läs­sig, auch wenn sie selbst oder das Chap­ter, der sie an­ge­hör­ten, bis­her straf­recht­lich nicht in Er­schei­nung ge­tre­ten seien.

Das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt hat die Re­vi­si­on der Klä­ger zu­rück­ge­wie­sen. Die waf­fen­recht­li­chen Er­laub­nis­se durf­ten wi­der­ru­fen wer­den. Der Ver­wal­tungs­ge­richts­hof hat für das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt bin­dend Tat­sa­chen fest­ge­stellt, aus denen sich an­ge­sichts der Ge­fähr­lich­keit von Waf­fen mit hin­rei­chen­der Wahr­schein­lich­keit die zu­künf­ti­ge Mög­lich­keit der miss­bräuch­li­chen Ver­wen­dung von Waf­fen oder ihrer Über­las­sung an Nicht­be­rech­tig­te und damit die waf­fen­recht­li­che Un­zu­ver­läs­sig­keit der Klä­ger er­gibt. Auch die Grup­pen­zu­ge­hö­rig­keit einer Per­son kann als (per­so­nen­be­zo­ge­ner) Um­stand für deren waf­fen­recht­li­che Zu­ver­läs­sig­keit re­le­vant sein. Nach den Tat­sa­chen­fest­stel­lun­gen des Ver­wal­tungs­ge­richts­hofs sind von Mit­glie­dern der Ban­di­dos ge­häuft Straf­ta­ten unter zum Teil er­heb­li­cher Ge­walt­an­wen­dung be­gan­gen wor­den, die maß­geb­lich auf die sze­ne­ty­pi­schen Ri­va­li­tä­ten zwi­schen den Ban­di­dos und an­de­ren Ro­cker­grup­pie­run­gen zu­rück­zu­füh­ren sind. Es be­steht wie bei an­de­ren Mit­glie­dern der Ban­di­dos die nicht ent­fernt lie­gen­de Mög­lich­keit, dass die Klä­ger – selbst wenn sie dies per­sön­lich nicht an­stre­ben soll­ten oder sogar für sich ver­mei­den woll­ten - künf­tig in die Aus­tra­gung sol­cher Ri­va­li­tä­ten und in hier­mit ein­her­ge­hen­de ge­walt­tä­ti­ge Aus­ein­an­der­set­zun­gen ein­be­zo­gen wer­den. Tritt die­ser Fall ein, liegt es wie­der­um nicht fern, dass sie hier­bei - ob be­ab­sich­tigt oder unter dem Druck der Si­tua­ti­on - Waf­fen miss­bräuch­lich ver­wen­den oder Nicht­be­rech­tig­ten über­las­sen. Für diese Pro­gno­se ist auf die Ban­di­dos all­ge­mein und nicht auf das je­wei­li­ge Chap­ter ab­zu­stel­len. Auf­grund der Tat­sa­chen­fest­stel­lun­gen des Ver­wal­tungs­ge­richts­hofs ist davon aus­zu­ge­hen, dass die Ten­denz zur ge­walt­tä­ti­gen Aus­tra­gung szen­ein­ter­ner Ri­va­li­tä­ten für die Ban­di­dos schlecht­hin, nicht nur für ein­zel­ne Chap­ter prä­gend ist, und dass zudem auf­grund der Ver­net­zung der Chap­ter un­ter­ein­an­der wech­sel­sei­ti­ge Un­ter­stüt­zung bei Aus­ein­an­der­set­zun­gen an­ge­for­dert wird.

 

    BVerwG 6 C 1.14 - Urteil vom 28. Januar 2015

    Vorinstanzen:
    VGH München 21 BV 12.1280 - Urteil vom 10. Oktober 2013
    VG Regensburg RN 4 K 12.156 - Urteil vom 08. Mai 2012

    BVerwG 6 C 2.14 - Urteil vom 28. Januar 2015

    Vorinstanzen:
    VGH München 21 B 12.960 - Urteil vom 10. Oktober 2013
    VG Regensburg RN 4 K 11.229 - Urteil vom 29. November 2011

    BVerwG 6 C 3.14 - Urteil vom 28. Januar 2015

    Vorinstanzen:
    VGH München 21 B 12.964 - Urteil vom 10. Oktober 2013
    VG Regensburg RN 4 K 11.93 - Urteil vom 14. Juni 2011

     

Quelle
Bundesverwaltungsgericht