Verabschiedung des 38. Studienjahrgangs HfPol BW
29.03.2018
Die 429 Kommissarinnen und Kommissare werden den Dienst am 1. April 2018 bei ihrer neuen (oder auch bei der alten) Stammdienststelle antreten. Sie wurden in der baden-württembergischen Einheitslaufbahn als Generalisten ausgebildet - Streifendienst, Einsatzhundertschaft, Verkehrspolizei, Kriminalpolizei...
Zukünftige Kriminalkommissarinnen die demnächst beispielsweise im Kriminaldauerdienst eingesetzt werden, haben für ihren Studienabschluss umfangreich Verkehrsrecht gepaukt. Werden sie dieses Wissen brauchen und anwenden? Nein! Es blieb dafür weniger Zeit in den Kriminalwissenschaften oder spezieller bei den kriminaltaktischen und kriminaltechnischen Besonderheiten der Todesfallermittlungen. Und dieses Wissen werden sie dort zeitnah benötigen.
Nicht nur mit Blick auf die Demographie, speziell in der Kriminalpolizei, ist das Modell "Einheitslaufbahn Polizei" längst überholt. Aber, es gibt Bewegung! Das ist ein erster und wichtiger Schritt. Die ersten Gespräche zur Planung einer verwendungsorientierten Ausbildung werden geführt. Der "Dampfer Polizei" ist schwerfällig und Richtungsänderungen sind mit viel Aufwand verbunden. Wir sind der Auffassung, dass dieser Richtungswechsel sinnvoll ist und wir brauchen ihn jetzt! (Übrigens nur eine der Forderungen aus unserer Zukunftsoffensive Kriminalpolizei)
Natürlich waren auch die Herausforderungen der Hochschule ein Thema bei den Beiträgen der Festredner. Die Einstellungsoffensiven werden massenhaft neue Studierende an die Hochschule bringen, die so nicht eingeplant waren und die Kapazitäten sprengen: Lehrsäle, Lehrpersonal, Unterkünfte, Parkplätze und, und, und. Die Rahmenbedingungen zu schaffen, das bringt die zur Umsetzung in der Polizei Verantwortlichen an ihre Grenzen und manche darüber hinaus. Ihr Engagement ist aller Ehre wert, wir sagen dafür an dieser Stelle danke! - aber wird es noch rechtzeitig gelingen, alle Rahmenbedingungen zu schaffen? Ist die Unterstützung von außerhalb der Polizei dafür ausreichend?
Ein Drittel der 429 Studierenden waren Frauen, eine erfreuliche Entwicklung für die Polizei BW - aber auch hier müssen wir die Frage stellen, ob die Rahmenbedingungen überall passen. Ja, wir haben das Audit berufundfamilie erfolgreich zertifiziert. Aber sind wir eingestellt auf die steigende Anzahl an Kolleginnen in der Polizei? Auf die Herausforderungen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Kinder und die Pflege von Angehörigen? Zunehmend entscheiden sich übrigens auch immer mehr Männer für eine familienbedingte Auszeit oder Teilzeit, eine gute Entwicklung. Unsere Rahmenbedingungen sind nicht besonders günstig, unplanbare Arbeitszeiten, eine Regelarbeitszeit mit 41 Wochenstunden im Beamtenbereich, um nur zwei Problempunkte zu nennen. Die Polizei hat sich mit dem Audit berufundfamilie dazu bekannt bessere Rahmenbedingungen zu schaffen, wir sind gespannt auf die konkreten Vorschläge, die uns nachhaltig und vorausschauend in dieser Sache weiterbringen.
Zum Schluss der Veranstaltung wurde Prorektor Professor Friedrich Vögt durch Innenminister Thomas Strobl in die Pension verabschiedet, wobei er auch in diesem Lebensabschnitt noch Lehraufgaben wahrnehmen wird.
Wir wünschen den Absolventinnen und Absolventen des 38. Jahrgangs viel Erfolg in der neuen Verwendung im gehobenen Dienst. Kommt stets alle gesund aus dem Dienst wieder nach Hause.