Und wieder einmal ein Husarenstück der landesführenden Polizisten
27.11.2015
Was wird kritisch gesehen?
Zum wiederholten Male werden zusätzliche, umfangreiche Aufgaben von Oben zugewiesen, eine dazugehörige Personalzuweisung fehlt wie immer. Hier fallen insbesondere der anlassunabhängige zweite Hausbesuch der Opfer eines WED mit psychologischer Unterstützung in der Traumabewältigung oder die umfangreiche DOPPELEINGABE aller Daten in die spezielle Software (weil der Export aus dem allgemeinen Vorgangsassistenten nur rudimentär möglich ist). Starke Zweifel bestehen aber auch an der Sinnhaftigkeit von Aufgaben, wenn alle WED in die Sonder-Software eingegeben werden sollen, obwohl ein großer Teil der Wohnungseinbrüche in Mehrfamilienhäusern Beziehungstaten oder aber Taten im Drogen- und kriminellen Milieu sind. Wobei dann die letzteren Geschädigten kein wirkliches Interesse an der Zusammenarbeit mit der Polizei haben. Ebenfalls unberücksichtigt blieb die fehlende Ausbildung von Polizeibeamten zur psychologischen Unterstützung von Opfern, ja, nach Meinung des Verfassers konnten objektiv aufgrund der Kürze der Zeit zwischen Abfrage und Endfassung des Konzeptes diese Aspekte gar nicht Berücksichtigung finden.
Ob diese kritisierten Ursachen nun an getreu ausgerichteten Zwischenpolizisten liegen (entsprechend des 9/11-Phänomens, dass nur die Informationen weitergeleitet werden, die der politischen Hauptorientierung entsprechen) oder es der Basis- und Praxisentferntheit unserer landesführenden Polizisten geschuldet ist, weiß ich leider nicht. Ich vermute beides, denn von denen ist nach bestem Wissen und Gewissen keiner in der Lage, die komplette Eingabe eines Vorganges in die spezielle Software, wie gefordert, auch nur annähernd im Aufwand einzuschätzen, denn ALLE in den üblichen Vorgangsassistenten eingegebenen Daten müssen noch einmal in die zusätzliche Software eingegeben werden!!! Und es sind viele, viele Vorgänge des Wohnungseinbruchdiebstahls.
Auf jeden Fall bekommt die Kripo mal wieder ein Mehr an Aufgaben, ohne auch nur ansatzweise ein Mehr an Personal zu erhalten. Zudem wird gemunkelt, dass das bereits beschlossene nächste Weniger an Polizei in MV besonders zu Lasten der Kriminalpolizei gehen soll.
In diesem Zusammenhang sei auch noch einmal an den fehlenden Ausbau des allgemeinen Vorgangsassistenten, welcher ja die Sachbearbeitung erheblich entlasten sollte, erinnert. Nach wie vor sind Eingaben zum modus operandi nicht zielführend für eine vernünftige Auswertung zu machen. Vorgangs-Recherchen sind somit nicht annähernd genau zu führen und die Darstellung der Ergebnisse dieser Recherchen ist auch mehr als ungenügend. Unsere Leiter arbeiten aber leider nicht damit. Sie würden sonst sehr schnell die Grenzen erkennen und sich grün oder besser jetzt blau ärgern.
Leider hat die Einführung von zwei anderen Software-Varianten wie auch der rudimentär vorhandene Ansatz der Verknüpfung des Vorgangsassistenten mit der Sondersoftware keinen wirklichen Fortschritt gebracht. Für die Basis und eine operative Analyse insbesondere auch im Bereich der Wohnungseinbruchdiebstähle bleibt nach wie vor nur der händische und damit hoch zeitintensive Umgang in Excel, um Vergleichsreihen zu erstellen, also bereits schon eine Doppeleingabe von Daten!!!
Ich bin gespannt auf das nächste Stück Ignoranz in der Landespolizei M-V und hätte da auch gleich einen Vorschlag. Warum benutzen wir diese sehr zeit- und personalaufwändige Software nicht für die Deliktsbereiche Ladendiebstähle, Kfz.-Kriminalität oder die Kellereinbrüche, zumal Kellereinbrüche rein juristisch auch dem § 244 StGB als Bestandteil einer Wohnung unterliegen. Wow, das gäbe Kriminalitätssteigerungsraten beim WED! Aber sicher wird dann die PKS (Polizeiliche Kriminalstatistik) umgehend angeglichen… wobei dieses eigentlich schon das nächste Reizthema ist.
Zusammenfassend gesagt, ein Gesamtkonzept zur Bekämpfung der WED ist notwendig und begrüßenswert, jedoch ohne tatsächliche Beteiligung der Beteiligten kann es nur ein Flop werden. Die angekündigte Evaluation wird es zeigen.
Und noch ein Lehrsatz aus der höheren Töchterschule zur Erinnerung; selbst wenn ein Projekt letzten Endes noch so gut ist, ein bitterer Beigeschmack wird lange haften bleiben, da man sich als „Scheinbeteiligter“ betrogen fühlt. Das ist die emotionale Seite des Ganzen.