Symposium "Digitale Polizeiarbeit" der Hochschule der Polizei Rheinland-Pfalz am 23. April 2024 in Mainz-Hechtsheim

24.05.2024

Unter dem Motto „Wissen transferieren - Erfahrungen teilen“ veranstaltete das Fachgebiet IX „Cybercrime – Digitale Ermittlungen“ der Hochschule der Polizei Rheinland-Pfalz am 23. April 2024 eine Fachtagung für digitale Ermittlungen und Cyberkriminalität unter dem bekannten Symposiumsformat „Cybercrime“ erstmals am Standort Mainz beim Polizeipräsidium Einsatz, Logistik und Technik. Die neue Bezeichnung „Symposium Digitale Polizeiarbeit“ sollte nicht nur die Ermittlungskommissariate der Kriminalpolizei, sondern alle von digitalen Ermittlungen tangier-ten Zielgruppen ansprechen und setzte damit der Forderung des BDK entsprechend das richtige Zeichen, sich innerhalb der Polizei möglichst breit mit der Thematik auseinanderzusetzen.
Bund_20210128_VPN_Stefan Coders auf Pixabay

Wie in der Vergangenheit lag auch in diesem Jahr der Schwerpunkt der Veranstaltung auf dem gemeinsamen Austausch zu innovativen Ermittlungsansätzen sowie neuen Möglichkeiten und Erfahrungen zu digitalen Ermittlungen. Dem facettenreichen Rahmenprogramm mit renommier-ten Referenten folgten schließlich über 160 Teilnehmende – darunter 130 in Präsenz sowie 30 Teilnehmende online – aus den Bereichen Strafverfolgung, Steuerfahndung, Justiz und Politik.

In seinen Grußworten reflektierte der Direktor der Hochschule der Polizei Rheinland-Pfalz, Uwe Lederer, auf die rasanten technologischen Entwicklungen und damit einhergehend steigenden Fallzahlen im Bereich der Cyberkriminalität. Er betonte die Bedeutung einer stärkeren ressort-übergreifenden Zusammenarbeit unter den Behörden und verwies vor dem Hintergrund der fort-schreitenden Digitalisierung auf die nichtgewollten Schattenseiten und unmittelbare Auswirkun-gen dieser Entwicklungen auf die Bürgerinnen und Bürger.

OStA Dr. Jörg Angerer, Leiter der LZC der GenStA Koblenz, eröffnete die Vortragsreihe mit einer düsteren Prognose zu den durch die Digitalisierung bedingten Bedrohungen für die Bundesrepub-lik Deutschland und ihre Bürgerinnen und Bürger, insbesondere durch die reale und gegenwärtige Gefahr durch Angriffe auf kritische Infrastrukturen. Dr. Angerer sprach dabei dem BdK „aus der Seele“ mit seiner Anmerkung, dass es nur dem hohen Engagement der justiziellen und polizeili-chen Stellen zu verdanken sei, dass überhaupt Ermittlungserfolge zu erzielen seien. Er unter-mauerte auch die gleichlautenden Forderungen des BdK an die Politik, endlich aktiver gegen die aktuellen technischen Entwicklungen vorzugehen. Die bestehenden Strukturen und Methoden seien nicht zielführend. Zwar ist die Schaffung von Cybercrimekommissariaten der erste und richtige Schritt, allerdings sei die Bekämpfung von herausragender Cyberkriminalität deutlich zu stärken.

Die Herausforderungen der Anonymisierung im Internet, Kryptowährungen und Massendaten-verarbeitung wurden beispielhaft von Dr. Angerer aufgeführt, begleitet von der Forderung einer verbesserten internationalen Zusammenarbeit und entsprechenden nationalen rechtlichen Rah-menbedingungen, um auf digitalen Bedrohungen adäquat reagieren zu können. Neben der For-derung nach weiteren gesetzlichen Ermächtigungsgrundlagen sei der Einsatz von künstlicher Intelligenz bei der Strafverfolgung unbedingt zu regeln. Diesen Forderungen kann sich der BdK nur anschließen!

Rüdiger Nagel vom Dez. 47 des LKA Rheinland-Pfalz referierte zum Thema „Grundlagen Digitaler Finanzermittlungen – Das kleine 1x1 für die Praxis“ und erörterte die Möglichkeiten der Krypto-Nachverfolgung in strafrechtlichen Ermittlungen sowie der Vermögensabschöpfung mit der Bot-schaft, ggfs. vorhandene Berührungsängste mit dieser Thematik abzulegen.

Hier sieht der BdK entsprechenden Fortbildungsbedarf für die rheinland-pfälzische Polizei!

Nach einer kurzen Pause verdeutlichte Dr. rer. nat. Erik Krupicka vom BKA, KT 51-1, mit seiner Expertise im Bereich der synthetischen Bild- und Audioauthentifizierung in beeindruckender Art und Weise die Entwicklungen und Auswirkungen zu ki-generierten Bildern. Er klärte dabei die Teilnehmende der Fachtagung über die Gefahren durch ki-generierte Bilder schonungslos auf. Faszinierend und schockierend zugleich bewertete Herr Krupicka die relativ schnell zu erlernen-den Grundtechniken und die daraus resultierenden Möglichkeiten zur Begehung von Straftaten durch die digitale Erstellung synthetischer Bilder und Videos, die kaum noch von echtem Bild- und Videomaterial zu unterscheiden sind.

Den Abschluss machte Daniel Reicharts von der Kriminaldirektion Trier, der praxisnah die Mög-lichkeiten und Grenzen digitaler Ermittlungen am Beispiel eines Tötungsdeliktes veranschaulichte und damit die breite Anwendbarkeit digitaler Techniken in der modernen Strafverfolgung unter-strich. Herr Reicharts ging dabei u. a. auf die Problematik der Verarbeitung hoher Datenmengen ein bei gleichzeitig hohem Ermittlungsdruck ein.

Der BdK Rheinland-Pfalz sieht sich in den dargestellten Problemfeldern bestätigt, da schließlich der BdK entsprechende Forderungen nach rechtlichen, technischen, organisatorischen, takti-schen und personellen Anpassungen zur Bekämpfung der Cyberkriminalität mehrfach in der Ver-gangenheit erhoben hat!