Studiengang für die Kripo NRW
17.10.2024
Wie kommt man in NRW direkt zur Kriminalpolizei?
In diversen Internetforen findet sich diese Fragestellung. Antwortfreudige Internet-User intervenieren sofort und weisen den Fragenden auf eine Karriere als Schutzpolizist/in hin. Sie verkneifen sich dabei nicht die Frage, ob sich der Interessierte sicher sei, diesen Wunsch auch wirklich verfolgen zu wollen. Das hören und beobachten wir im BDK seit Jahren.
1995: Einführung der inhaltsgleichen Ausbildung
Im Jahr 1995 kam es zur Einführung der sogenannten inhaltsgleichen Ausbildung für die Schutz- und Kriminalpolizei. Die damit verbundene Zielsetzung, eine austauschbare Verwendung ohne Anpassungsfortbildung zu ermöglichen, hat die Polizeiarbeit zunehmend aus der Professionalität geführt und bei der Kriminalpolizei zu einem dramatischen Absinken der Ermittlungsqualität geführt.
Es war ein vom BDK vielfach kritisierter Irrglaube, dass es für die Arbeit der Kriminalpolizei keines fachspezifischen kriminalwissenschaftlichen Studienganges bedürfe und dass diese Aufgabe auf der Basis eines „learning by doing“ ohne Qualitätsverlust von jedem ausgebildeten Polizisten erfüllt werden könne.
Unser damaliger Landesvorsitzender Eike Bleibtreu schrieb am 17.01.1994 den Vorsitzenden des Haushalts- und Finanzausschusses an und beschwerte sich über einen „neuen Coup einer ministeriellen Arbeitsgruppe, die aus Pensionären bestand“, und warnte vor der Einführung des 3-Säulen-Modells. Es erlaubte u.a. die Wiedereinführung des mittleren Dienstes in der Kriminalpolizei und den uns bekannten einheitlichen Ausbildungsgang.
Der BDK hat seit dieser Zeit diskutiert, demonstriert, Papiere veröffentlicht, gewarnt und kritisiert. 29 Jahre später hat dieses Engagement für unsere Kriminalpolizei endlich Früchte getragen: Für die innere Sicherheit und für unsere Bürgerinnen und Bürger.
Soeben veröffentlichte das Innenministerium im Intranet einen Artikel, der wie folgt endet: „Klar ist - eine erfolgreiche Polizei braucht eine starke Kriminalpolizei!“
Vor die Klammer gesetzt wurde die Beschreibung des neuen Studiengangs der HSPV NRW.
Der neue Studiengang wird vom Fachbereichsrat der HSPV NRW und einer Arbeitsgruppe mit dem Titel „Verwendungsoffensive K“ unter Vorsitz der Leitenden Ministerialrätin Hanna Ossowski, Gruppenleiterin 40 „Verwaltung der Polizei“, initiiert.
Der Arbeitsgruppe gehören Vertreterinnen und Vertreter des IM NRW und der Polizeibehörden an, die die organisatorischen Rahmenbedingungen und den erforderlichen Veränderungsprozess gestalten.
Diese Reform ist ein Baustein zur Attraktivitätssteigerung sowie verbesserten Qualifizierung der Kriminalpolizei in NRW und Ergebnis des von der „Initiative PRO K“ vorgeschlagenen Maßnahmenpakets:
- Bereits der Einstellungsjahrgang 2023 wählt für das letzte Studienjahr einen Schwerpunkt.
- Das HS 3 ist bereits auf die neue Schwerpunktsetzung umstrukturiert worden. Es folgt das erste und zweite Studienjahr.
- Der Einstellungsjahrgang 2026 wählt vor dem Start des Studiums zwischen den Studienschwerpunkten „Einsatz“ und „Ermittlungen“ .
- Bewerbergruppen mit hoher Affinität für die Kriminalpolizei werden im Bewerbungsprozess angesprochen.
- Wer den Bereich „Ermittlungen“ wählt, bekommt schon vor dem Studium eine Verwendungszusage für die Kriminalpolizei und eine regionale Standortgarantie.
Es wird jedes Jahr voraussichtlich 300 Plätze für den Studienschwerpunkt „Ermittlungen“ geben. Falls es mehr Interessierte für die zu vergebenden Plätze gibt, entscheidet der im Auswahlverfahren erreichte Rangordnungswert, wer eine Verwendungszusage bekommt.
Die im modifizierten Studiengang ausgebildeten Kommissaranwärterinnen und -anwärter (Einstellungsjahrgang 2023) werden am 1. September 2026 ihre Erstverwendung in den Kreispolizeibehörden beginnen.
Dabei bietet der BDK NRW ein tolles Paket für studierende Neumitglieder.
Die Durchlässigkeit der Direktionen bleibt in alle Richtungen erhalten.
Vergessen wir dabei nicht, dass die „Initiative PRO K“ auch aus der Pressearbeit unserer BDK-Bezirksverbände zu dem Artikel im Kölner Stadtanzeiger „Kripo am Limit“, der Begleitung unseres Landesvorsitzenden Oliver Huth und den daraus folgenden parlamentarischen Maßnahmen entstanden ist.
Aus Sicht des BDK NRW bleibt es jedoch bei einem Nachteil: Wer bei der Kripo arbeitet, soll vorher die Arbeit „auf der Straße kennengelernt haben“. Deshalb wird es grundsätzlich weiterhin für alle Neulinge eine einjährige Erstverwendung im Wachdienst geben. Darauf bestehen unsere gewerkschaftlichen Mitstreiter.
Aus dem Ministerium ist aber zu hören, dass die Kolleginnen und Kollegen in diesem Jahr weiter an die Kriminalpolizei gebunden werden sollen. Schließlich ergibt es keinen Sinn, unsere Kolleginnen und Kollegen nach dem Pauken der Theorie und den Praktika des Studienschwerpunktes „Ermittlungen“ ein Jahr ohne fachpraktische Berührungspunkte zur ihrer Wunschtätigkeit nicht direkt bei der Kriminalpolizei arbeiten zu lassen. Die Tätigkeit in einer Kriminalwache im Schichtdienstbetrieb wäre stattdessen eine Alternative, die der BDK sehr begrüßen würde. Es sind noch andere Ideen in der Diskussion, die der BDK produktiv kommunizieren wird. Widerstand der gewerkschaftlichen Mitstreiter ist jedoch zu erwarten.
Wie sich der Studiengang auf die Struktur der EFBK auswirkt, ist noch offen. Der BDK NRW hat bereits in diesem Jahr zum 1. September Präsenz an HSPV-Standorten gezeigt.
29-jähriges gewerkschaftliches Engagement des BDK trägt Früchte
Wegen unseres gewerkschaftlichen Bemühens haben Studierende nun diese berufliche Perspektive. Diesen Newsletter nach 29 Jahren schreiben zu dürfen erfüllt uns deshalb mit Stolz. Das ist nicht nur das Ergebnis der Arbeit des BDK NRW in dieser Legislaturperiode. Es ist die jahrelange Arbeit durch Argumentieren und öffentlich machen. Es ist ein historisches Ergebnis - die DNA des BDK:
»Nicht der Schnellste und Stärkste siegt, sondern der, der denkt, dass er es kann.«
Wir bedanken uns auf diesem Wege bei unserem Innenminister, der Arbeitsgruppe IPK, der Gruppe 42, Führungskräften im Ministerium, dem Fachbereichsrat der HSPV und der Arbeitsgruppe „Verwendungsoffensive K“. Die Stimme des BDK NRW wurde gehört. Die Kriminalpolizei NRW hat wieder eine Zukunft. Ab ans Ermitteln, mit neuer Motivation weitermachen!
Euer gLV