Studie: Diskriminierungsrisiken in der Polizeiarbeit

10.09.2024

Anfang dieser Woche wurden die Ergebnisse einer ethnographischen Forschung der Polizeiakademie Niedersachsen zu Diskriminierungsrisiken in der Polizeiarbeit veröffentlicht. „Schon wieder eine Studie“ – ein Reflex, der zu kurz greift.
Studie: Diskriminierungsrisiken in der Polizeiarbeit

 

Schon der Titel hebt sich auffällig ab von anderen Studien zu Rassismus in der Polizei. Gesteigertes Interesse weckt die Projektbeschreibung der Polizeiakademie (dort auch Kurzfassung und umfassender Forschungsbericht zum Download): 1)
„In Abgrenzung zu anderen Projekten, die überwiegend Einstellungen und Wertehaltungen von Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten untersuchen, liegt das Forschungsinteresse hier auf polizeilich funktionalen Routinen, Praxismustern und Verfahren, denen Risiken für Diskriminierung innewohnen (institutionelle Diskriminierung).“

Schon aufgrund unserer Verbandsziele sind wir gefordert, uns mit dieser Studie zu befassen: „Konsequent setzen wir uns für die Belange der Kriminalpolizei und für eine professionelle und zukunftsorientierte Kriminalitätsbekämpfung ein.“

Der Umgang miteinander in der Bevölkerung ist rauer geworden. Auch die Polizei bekommt dies zu spüren, indem ihre Maßnahmen immer kritischer beobachtet werden – dies ist nicht zu beanstanden. Leider wird zu oft jede Möglichkeit genutzt, öffentlichkeitswirksam unrechtmäßige oder übermäßige Polizeigewalt und/oder Rassismus zu unterstellen und beeindruckende Videosequenzen zu verbreiten, die eine sachgerechte Bewertung nicht ermöglichen. Dies verleitet offensichtlich immer öfter zu der Bereitschaft, noch während des Andauerns der Maßnahme einzugreifen bis hin zu Gefangenenbefreiung.

Die Ergebnisse der Studie können einen wertvollen Beitrag dazu leisten, unabhängig von persönlichen Einstellungen der Beamtinnen und Beamten Arbeitsprozesse der Polizei zu überprüfen und zu optimieren, Polizeiarbeit damit effizienter zu gestalten und die Akzeptanz bei Betroffenen und in der Bevölkerung insgesamt zu steigern.

Seitens Polizeiführung und Innenministerium sei bereits signalisiert worden, Vorschläge für andere Arbeitsabläufe erarbeiten zu wollen.

Wir sind gerne zu konstruktiver Mitwirkung bereit.

 
Stefan Franz
Stv. Landesvorsitzender

 

 1) https://www.pa.polizei-nds.de/forschung/projekte/forschungsprojekt-polizeipraxis-zwischen-staatlichem-auftrag-und-oeffentlicher-kritik-115525.html

 

PDF