Spezialeinsatzkommandos einmal hautnah erleben dürfen – eine kurze Betrachtung

27.08.2014

Im August 2014 war es für mich soweit. Wenn schon nicht im polizeilichen Einsatz, so doch während ihres jährlichen Vergleichswettkampfes innerhalb des Nordverbundes konnte ich einige Spezialkräfte bei simulierten Einsatzszenarien als Personalrat im hiesigen Landeskriminalamt hautnah erleben und beobachten.
Spezialeinsatzkommandos einmal hautnah erleben dürfen – eine kurze Betrachtung

Die Einladung erging ziemlich kurzfristig, so dass ich überhaupt nicht wusste, was auf mich an diesem Tage zukommen sollte. Selbstverständlich hatte ich in meiner zurückliegenden Zeit als Ermittler einige dienstliche Kontakte zu den Spezialeinheiten, doch dabei drehte sich alles um Einsatzvorbesprechungen und Voraufklärung oder aber um die Übernahme eines gerade gesicherten Objektes. Selbst eine Wiedererkennung müsste scheitern, weil unsere Spezialeinheiten nicht ohne Gründe verdeckt agieren und natürlich bei ihrer Arbeit nicht erkannt werden wollen.

Bereits auf der Anfahrt konnte ich mich kurz anhand der Übungsunterlagen mit dem Übungsgeschehen vertraut machen. Bereits beim Lesen erweckten die Unterlagen den Eindruck, dass es sich nicht um eine Standard-Übung handeln würde sondern um einen Vergleichswettkampf, der überaus präzise, innovativ und mit viel Liebe zum Detail vorbereitet worden ist. Die teilnehmenden Kommandos erwartete ein ideenreicher, schwieriger und das ganze Können abverlangender Übungstag.

Schon das Schießen konnte als Highlight gelten. Nach einem kurzen Lauf zur Auflockerung müssten verschiedene Szenarien auf mehreren Schießbahnen absolviert werden. Auch wenn keine Interna verraten werden können sei doch gesagt, dass die Schießlehrer geniale Abläufe mit selbstgestalteten Zielen geschaffen hatten, die so wohl nicht allzu häufig Verwendung finden dürften. Auch eine andere Aufgabe nötigte tiefen Respekt ab. Eine entführte Person im Dunklen, hoch über dem Erdboden oder durch das Wasser zu verfolgen gehört sicherlich auch nicht zu den alltäglichen Einsatzlagen der Spezialisten. Ich traue mir ein Urteil zu, weil ich die beschriebenen Übungen „trocken“ und ohne zusätzliche Belastungen weit nach dem jeweiligen Kommando begleiten durfte und trotzdem außer Atem geriet. Ich hätte schon wegen der körperlichen Anstrengungen niemanden mehr retten oder befreien können.

Während der Übung waren in Bezug auf die Vorbereitung und Durchführung des Wettkampfes nur lobende und zu recht stolze Worte zu hören, denn das gesamte SEK des Landeskriminalamtes Mecklenburg-Vorpommern war involviert und hatte sich von seiner besten Seite präsentiert.

Nun wird sich vielleicht mancher Leser fragen, weshalb wird ein Dienstgeschehen positiv erwähnt, wenn es doch zu den Aufgaben der Kollegen gehört, für die sie schließlich bezahlt werden? Nun, zum einen sollte die erlebte logistische und fachliche Vorbereitung gerade wegen ihrer vermutlichen Einzigartigkeit und von innovativen Wegen gezeichneten Umsetzung auch einmal außerhalb der Spezialkräfte gelobt werden. Zum anderen wissen selbst ermittelnde Kollegen kaum, was die Angehörigen eines Spezialeinsatzkommandos theoretisch und praktisch leisten können und leisten. Jeder weiß, dass ein SEK Geiseln befreit, AMOK-Läufer bezwingt oder Durchsuchungsobjekte sichert. Nicht allen ist wohl bewusst, dass dabei nicht nur sportliche Höchstleistungen und trainierte Abläufe eine wesentliche Rolle spielen. Nein, auch Intelligenz, Innovationen und spezielles Fachwissen bestimmen hauptsächlich den Verlauf und das Ergebnis eines Einsatzes mit.

Ich werde diesen Übungstag so schnell nicht vergessen. Zeigte er mir doch, dass sich die fachlichen Anforderungen zwischen einem spezialisierten Ermittler und einem SEK-Angehörigen kaum in ihrem Umfang, ihrer Wertstellung und in ihrer Tiefe unterscheiden. Nur bei einem sportlichen Wettkampf würde ich ungern gegen diese Kollegen antreten müssen.