Schweriner Ex-Polizist beschreibt Dienst als Alptraum – und regt damit hoffentlich zum Nachdenken und Handeln an
14.01.2018
Nach 18 Dienstjahren als Polizist hat der Oberkommissar den Dienst quittiert und sich eine andere Beschäftigung gesucht. Die Gründe für sein Handeln stellt er in einem Interview mit dem Regional-Sender „TV-Schwerin“ vor.
In dieser Unterredung spricht er von einem Versagen der Gesellschaft, der Begrenztheit justiziellen Handelns, den Schattenseiten polizeilicher Arbeit und benennt dabei bittere Armut, Suchtprobleme oder zerstörte Familien und unmenschliche Lebensbedingungen als Ursache. Hinzu kommen noch Behörden, die sich mit ihren Mitarbeitern parallel zur Gesellschaft entwickeln würden und die sich aus dem gesellschaftlichen Konsens auskoppeln. Dieses System mache dann den Freund und Helfer krank. Der KOK a. D. berichtet von seiner Ahnung, dass man als Polizist nichts wert ist, solange der Freund und Helfer nicht direkt benötigt wird. Weiterhin benennt er die hohe Scheidungsrate bei Polizisten. Die Konsequenz: Irgendwann gibt die Psyche nach.
Als Berufsverband der kriminalpolizeilich Beschäftigten brauchen wir die Aussagen eines ehemaligen Polizisten gar nicht bewerten. Viele Kolleginnen und Kollegen mussten im Einzelfall ähnliche Erfahrungen sammeln. Das „System Polizei“ ist schon mehrfach kritisiert worden, weil auch aus unserer Sicht einzelne Mechanismen tatsächlich kritikwürdig scheinen und verbessert oder geändert werden sollten.
Eines dürfen und wollen wir aber nicht vergessen. Mag es in unserer Landespolizei wie in jeder Organisation Fehlentwicklung oder Störung geben, so müssen diese angegangen und ausgemerzt werden. Das theoretische Konstrukt Landespolizei ist jedoch nur geeignet, die Masse der Aufgaben zufriedenstellend zu erledigen. Unsere Forderungen als Vertretung der Kripo nach Veränderung sind bekannt und sollen unsere Landespolizei in Richtung einer ausgezeichneten Polizei entwickeln.
Fehler werden von Menschen begangen. Diese agieren je nach Bildung, Intelligenz oder Charakter verschieden. Gesellschaftliche Veränderung kann eine Polizei nicht im großen Stil herbeiführen, hier kann jeweils nur ein Anstoß erfolgen.
Wir sind allerdings der Meinung, dass die bei der Polizeiarbeit entstehenden Probleme, besonders die psychischen, eine noch größere Beachtung bei den Verantwortlichen finden sollten, um den offenbar zahlreichen Betroffenen zu helfen und Wiederholungen möglichst zu vermeiden.
Eines aber trifft uns besonders. Dieser ehemalige Kollege spricht sehr deutlich über sexuelle Handlungen im Streifenwagen als offensichtliche Gegenleistung für eine gute Beurteilung. Hier sehen wir die Dienstvorgesetzten in der Pflicht, diesen Vorwürfen nachzugehen, um möglicherweise begangene Straftaten oder Dienstpflichtverletzungen aufzudecken und zu ahnden.
Wir sind sicher, dass das Phänomen wohl zunehmender psychischer Erkrankungen bei der Verantwortlichen im Ministerium für Inneres und Europa angekommen ist und ernst genommen wird. Denn unsere Landespolizei weist einen viel zu hohen Krankenstand auf und ist auch ohne kranke Kolleginnen und Kollegen in keiner rosigen Personalsituation.
Für Rückfragen:
Ronald Buck
0171-1440304