Psychische Belastungen am Arbeitsplatz nicht thematisieren sondern mindern und ausmerzen

13.01.2017

Unsere Sozialministerin Stefanie Drese hat sich jüngst dafür ausgesprochen, psychische Belastungen am Arbeitsplatz thematisieren und aus der „gesellschaftlichen Tabuzone“ holen zu wollen.
Psychische Belastungen am Arbeitsplatz nicht thematisieren sondern mindern und ausmerzen

Das wäre nach unserer Ansicht ein erster wichtiger Schritt in die richtige Richtung, dem jedoch zwingend und unmittelbar die nächsten folgen müssen. Selbstverständlich sind seelische und körperliche Krankheiten oder Belastungen einander gleichzustellen, natürlich sind Überstunden und Schichtdienste vielfach unvermeidlich und konkurrieren mit familiären Anforderungen und sicherlich sind Heim- oder Telearbeitsplätze sowie besondere Kitaplätze ein Teil der Lösung. Und doch sind die Ursachen für psychische Belastungen weitaus umfangreicher und noch ernster als von der Ministerin angesprochen. Auch Zeitarbeit, monotone Tätigkeiten oder Leistungsdruck sind unter diesen Ursachen zu finden, die jedoch eher unter die Bezeichnung politisch korrekt fallen dürften.

Was aber ist mit Ursachen wie Mobbing, sexuellen Übergriffen am Arbeitsplatz, Personalmangel, zunehmendem Egoismus und Karrierestreben unter Kollegen, höchster Einsatzbelastungen, fehlerhaftem Führungsverhalten, unsinnigen Zielvereinbarungen, fragwürdigen Personalentscheidungen, fehlendem Lob oder einem zweifelhaften Beurteilungssystem?

Wir wollen bei der Nennung von Ursachen für seelische Krankheiten und Belastungen nicht den Eindruck erwecken, dass die genannten Anlässe in unserer Landespolizei an der Tagesordnung sind und damit das Geschehen bestimmen. Und doch kommen sie allesamt vor und sind jeweils auch wiederum vermeidbar. Und um die Vermeidung müssen wir kämpfen. Psychische Probleme sind nach wie vor ein Tabu-Thema, auch in der Polizei. Werden sie nicht angesprochen, erkannt oder behandelt, droht in der Regel ein längerer Arbeitsausfall als bei körperlichen Krankheiten. Dieser Ausfall muss dann von anderen Kolleginnen und Kollegen kompensiert werden und führt seinerseits wieder zu Belastungen.

Um diesem Teufelskreis zu entkommen ist es aus unserer Sicht zwingend notwendig, die erkannten und beeinflussbaren Ursachen seelischer Probleme, Belastungen und Krankheiten zu beseitigen. Dazu müssen wir uns auch in der Landespolizei klar zu demokratischen und humanistischen Grundregeln bekennen. Es muss wieder generell ein offenes und faires Miteinander gelten, Personalentscheidungen müssen als durchgehend transparent, logisch, erforderlich und notwendig erweisen, Rechtsverletzungen müssen umgehend verfolgt und geahndet werden, das Personal nach dem tatsächlichen Bedarf berechnet und eingesetzt werden, Lob und Tadel sollen gleichermaßen bei der Einschätzung von Leistungen gelten und Beurteilungen müssen endlich sinnvoll und brauchbar erfolgen.

Nur auf diese Weise sehen wir eine Eindämmung und Beseitigung jener psychischen Belastungen und Krankheiten als möglich an, die sich aufgrund dienstlichen Fehlverhaltens überhaupt erst entwickeln und deshalb vermeidbar sind. Diagnosen wie Burnout sind keine anzuzweifelnden Modeerscheinungen sondern wohl eher ein Ausdruck unsittlicher und übersteigerter Leistungsforderungen und –bedingungen unserer Zeit.

Es ist bemerkenswert und richtig, dass politisch Verantwortliche dieses Thema auf die Agenda setzen. Dort muss es jetzt nur bleiben und umgesetzt werden. Auf unsere Unterstützung kann dabei jederzeit gesetzt werden.