Prävention ja – Personal leider wieder nein
20.07.2016
Der Landesrat für Kriminalitätsvorbeugung und das Bildungsministerium im Nordosten wollen mit einem Programm im anstehenden Schuljahr dem Schulabsentismus von Intensivschwänzern wirksamer begegnen. Darüber hinaus ist die Schulpflicht gesetzlich geregelt, ebenso Zwangsmaßnahmen zur Durchsetzung. Mit dem jetzigen Programm sollen die Schulen in die Lage versetzt werden, notfalls gemeinsam mit der Polizei die Teilnahme aller Schüler am Unterricht zu gewährleisten. Nach Auskunft des Bildungsministers gelang es im vergangenen Schuljahr mehr als 800 Schülern, jeweils über elf Tage dem Unterricht unentschuldigt fernzubleiben.
Erste Reaktionen, auf die eigentlich noch nicht offenen Pläne, sehen das Programm von Minister Brodkorb offensichtlich sehr kritisch. Natürlich löst eine zwangsweise Zuführung zum Unterricht nicht die dahinter stehenden Probleme der Kinder oder der Schule. Sie wird auch nicht unbedingt zu mehr Interesse oder gar Spaß am Lernen in der Schule führen oder die Eltern dazu bringen, ihre Erziehungspflichten zu erfüllen und gegebenenfalls reuig das Bußgeld zu bezahlen.
Ein nicht wegzudenkender und wichtiger Aspekt ist jedoch aus unserer Sicht der oft vergessene präventive Gedanke. So manche kriminelle Karriere begann mit dem Schulschwänzen und endete dann in einer Justizvollzugsanstalt. Hier ist ein tatsächlich lohnender Ansatz für die Idee des Landesrates für Kriminalitätsvorbeugung und des Bildungsministers zu finden, der auch bei einer kritischen Betrachtung ruhig im Vordergrund stehen darf. Selbstverständlich wird nicht jeder Schulverweigerer später kriminell, dafür sind aber eine hohe Bildung und die Achtung von gesellschaftlichen und juristischen Normen eine wesentliche Voraussetzung für ein Leben ohne Straftaten. Dass die zwangsweise durchzusetzende Schulpflicht dabei nicht alles sondern nur ein Kettenglied ist, versteht sich von selbst.
Und natürlich ist auch hier wieder ein Wermutstropfen zu finden. Unsere Landespolizei wird seit Jahrzehnten personell geschröpft und bewegt sich längst am Limit ihrer Aufgabenerfüllung. Diese zwar wichtige, aber doch einige Ressourcen kostende, zusätzliche Aufgabe wird vermutlich nicht nur für Freude sorgen, wenn sie in den Pflichtenkatalog aufgenommen wird. Da ohnehin derzeit der Personalbestand unserer Landespolizei auf dem Prüfstand steht können wir nur hoffen, dass endlich das Fass des Anstoßes innerhalb der alten oder neuen Landesregierung überlaufen wird, um deutlich mehr Personal bereitzustellen. Dies ist bei weitem nicht unser erster Artikel, in welchem wir belegen, dass mehr Personal bei der Polizei benötigt wird. Hoffen wir, dass die Verantwortlichen endlich einmal überzeugt werden können.