Präsident Seeger unter Beschuss - Politisch motivierte, medienunterstützte Demontage oder rücksichtslos-peinliche Luftnummer?
13.06.2012
In den letzten Tagen griffen Medien eine Meldung der BILD-Zeitung auf, wonach der Präsident der Bundespolizei kurz vor seiner Ablösung stehe, und glaubten, allerlei Begründungen für eine angeblich geplante umfassende Erneuerung der Führungsspitze der BPOL gefunden zu haben. Inzwischen soll es gar um weitere Personalien im BMI und in anderen deutschen Sicherheitsbehörden gehen.
Dass politische Entscheidungsprozesse mit fadenscheinigen Begleitgeschichten vorab über die Presse lanciert werden, schadet im konkreten Fall dem Präsidenten der Bundespolizei und ihren Beschäftigten, insgesamt jedoch auch dem BMI und der Politik.
Zusätzlich drängen sich grundlegende Fragen zur Organisations- und Vertrauenskultur auf, wenn offenbar jahrelang gepflegte Stil- und Sprachlosigkeiten im Umgang miteinander zum scheinbar bestimmenden Faktor der Personalpolitik werden.
Führung im demokratischen Rechtsstaat hat in erster Linie mit Transparenz und Zuverlässigkeit, Einbindung, allseitigem Erwartungsmanagement und Vertrauen zu tun. Dies ist nicht zuletzt eine Konsequenz aus dem Prinzip der Delegation von Aufgaben und Verantwortung – vom Parlament bis zu den Ausführungsebenen. Intrigen sollten da keinen Platz haben – wohl aber ebenenübergreifender Respekt und Teamgeist.
Stattdessen erleben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bundespolizei wieder einmal, wie der gelehrte und erwartete kooperative Führungsstil sowie die allgemein üblichen Umgangsformen in den Hintergrund geraten und wie sich insgesamt das vielzitierte bundespolizeiliche „Leitbild“ als populistische Worthülse erweist.
Wir sind gespannt auf die weiteren Ratschlüsse des Ministers und hoffen, dass aus diesem Vorfall endlich die im eigentlichen Wortsinne „not-wendigen“ Konsequenzen für eine bessere Kommunikations- und „Unternehmenskultur“ in der Bundespolizei gezogen werden.