Polizeiliche Kriminalstatistik RP
26.02.2021
Demnächst werden die Polizeien der Länder und damit auch Rheinland-Pfalz die alljährliche Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) vorstellen. Dass wir in Anbetracht der geltenden Anti-Corona-Maßnahmen erhebliche Rückgänge der Fallzahlen in den allermeisten Bereichen der Straßenkriminalität zu erwarten haben, ist vorhersehbar.
Bei der noch zu veröffentlichenden Jahresstatistik wird es mit Sicherheit einen Rückgang der Straftaten geben. Der BDK geht von einem bis zu 10-prozentigen Rückgang aus.
Die Erklärung hierfür ist relativ einfach: Aufgrund des pandemiebedingten Lockdowns wurde das öffentliche Leben nahezu komplett heruntergefahren. Daraus resultierend werden wir einen Rückgang damit einhergehender Straftaten feststellen, z.B. Ladendiebstähle, Erschleichen von Leistungen durch Schwarzfahrten und Einbruchsdiebstähle.
Formen der Gewaltkriminalität, die in gewöhnlichen Zeiten im Umfeld von sportlichen Großereignissen, Bar- oder Clubbesuchen, häufig nach Konsum berauschender Mittel begangen wurden, fallen derzeit mangels Tatgelegenheit aus. Dabei handelt es sich hauptsächlich um einfach gelagerte Straftaten.
Im Bereich der mittleren und schweren Kriminalität ist keine Abnahme der Straftaten festzustellen, im Gegenteil, zum Teil deutliche Zunahmen. Aufgrund der Corona-Situation haben sich neue Formen von Straftaten entwickelt oder auch ins Internet verlagert. Hierzu gehören z.B. der Verkauf von gefälschten minderwertigen Masken, Fälschung von Medikamenten, aber auch Betrugsdelikte im Bereich von Entschädigungen im Zusammenhang der Corona-Maßnahmen.
Ebenfalls müssen wir von wachsender Kriminalität in den Bereichen ausgehen, die überwiegend im Dunkeln liegen und deshalb in der Statistik nicht aufgeführt werden. Dazu gehören zum Beispiel Geldwäsche, Cyberkriminalität, Delikte aus dem Bereich des sogenannten Romance Scamming oder auch häusliche Gewalt. Die PKS stellt lediglich eine Form eines Arbeitsnachweises dar, sagt aber nur wenig über tatsächliche Kriminalität aus. Zurückliegende Dunkelfeldstudien, beispielsweise in Niedersachsen, haben ergeben, dass die tatsächliche Kriminalität zehn- bis elfmal höher liegt als in der polizeilichen Statistik erfasst. Viele Fälle werden nicht erkannt oder erkannt und nicht bei der Polizei angezeigt.
Hinzu kommt, dass Fälle, deren Ursprung im Ausland liegen, nicht erfasst werden. Dies sind oftmals Betrugshandlungen, die über das Internet initiiert und abgewickelt werden. Todesermittlungen, die gerade in Corona-Zeiten deutlich steigen, finden ebenfalls keine Erfassung.
Letztendlich ist die „Holkriminalität“ und deren Anzahl an Straftaten abhängig von der Anzahl des Personals, das hierfür eingesetzt wird. Als Beispiel dienen Rauschgiftdelikte oder Verfahren der Organisierten Kriminalität. Je größer die Anzahl der ermittelnden Personen, desto mehr Straftaten werden in diesen Deliktsfeldern bearbeitet.
Die Politik bedient sich der gerne der Aussage, sie messe mit der Kriminalstatistik die Kriminalitätsentwicklung. Schlimmer noch: Sie messe die Wirkung der Aktivitäten der Sicherheitsbehörden. Davor bleibt nicht nur in den derzeitigen Krisenjahren dringend zu warnen.