Polizeiliche Kriminalstatistik NRW in Zeiten der Pandemie

09.03.2021

Der stellvertretende Landesvorsitzende Oliver Huth ordnet die PKS 2020 NRW: "Es handelt sich um eine Pandemie Statistik" aus der trotzdem die zukünftigen Herausforderungen der Kripo NRW herauszulesen sind.
Polizeiliche Kriminalstatistik NRW in Zeiten der Pandemie
Oliver Huth stellv. Landesvorsitzender BDK NRW

Da ist sie wieder, die jährliche Landespressekonferenz zur Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik.

Die registrierten Straftaten sind gesunken. Die beste Aufklärungsquote (52,8%), die unser geschätzter Innenminister Reul in seiner Amtszeit vortragen konnte. Die rosa Brille wird dann auch gleich abgenommen. Es handelt sich um eine Pandemie-Statistik.

Richtig. Keine Kneipenschlägerei ohne Kneipe.

Nehmen wir uns daher die wichtigen Themenfelder vor:

„Einen starken Anstieg gab es hingegen bei der Kinderpornografie (4776 Fälle, plus 102,5 Prozent) und bei Kindesmissbrauch (3553 Fälle, plus 19,5 Prozent. „Die Fälle sind nicht mehr geworden, wir sehen sie nur endlich“, sagte Reul.

Das werden auch noch mehr. In einer Landratsbehörde überlegt man aktuell 15.000 Anzeigen aus diesem Deliktsbereich in das Vorgangsbearbeitungssystem zu überführen. Eine Zuständigkeitsänderung bei den sogenannten NCMEC-Verfahren wird die Arbeit im Bereich der Kinderpornographie versechsfachen. Eine Herkulesaufgaben.

Die große Anfrage der SPD, die letzte Woche im Plenum „andiskutiert“ wurde, zeigte ja auf, dass wir noch nicht unerhebliche digitale Asservate im Schrank haben. Dabei sind alle Delikte betroffen.

Wie würde die Statistik aussehen, wenn wir diese Datenträger durch Geisterhand alle in einem Jahr ausgewertet hätten.

Aber keine Sorge, das Personal dafür haben wir nicht. Immer noch messen wir mit der PKS, wie viel Kriminalbeamte/innen wir in NRW eigentlich brauchen. Die Auswertung von IT-Asservaten und die damit verbundene Zeit spielt dabei eben so wenig eine Rolle wie andere Arbeitsbelastungen wie z.B. mit Ermittlungsersuchen, Meldungen Todesermittlungsverfahren, KURS, Vermissten usw., die nicht in der Statistik auftauchen.

Gestiegen sind auch Betrugsfälle zum Nachteil älterer Menschen. Demnach gab es 2020 2621 Fälle, ein Plus von 37,7 Prozent. „Wir hatten es während Corona auch verstärkt mit falschen Ärzten zu tun“, erklärte Reul.

Der BDK NRW sagt: Wir haben es im Bereich der Alltagskriminalität mit international agierenden Tätern zu tun. Das Deliktsfeld verdient eine neue Schwerpunktsetzung bei der Kriminalpolizei.

Die Ressourcen dazu sehen wir allerdings nicht.

Wir hoffen nicht, dass die rückläufigen Fallzahlen dazu führen, dass der Kriminalpolizei jetzt wieder Stellen abgezogen werden. Bis dato wurden die Behörden dafür bestraft, wenn sie Serientäter dingfest gemacht haben und kriminelle Netzwerke ausgehoben hatten. Die damit einhergehenden Fallzahlen wurden sogleich im Folgejahr mit dem Abschmelzen des Personalkörpers „bestraft“. Trotz des tollen Arbeitsnachweises der Polizei insgesamt und der Kriminalpolizei im Hinblick auf die Aufklärungsquote.

Heute ist einmal mehr kein Tag zur Freude für unseren Berufsverband. In den Behörden muss die Kriminalpolizei neu aufgestellt werden, um sie zukunftsfähig zu machen. Die Pflicht wird erfüllt, an die Kür ist vielerorts nicht mehr zu denken.

Die Kriminalpolizei ist für viele junge Kolleginnen und Kollegen nicht mehr attraktiv genug. Stellen bleiben lange unbesetzt. 8000 Beschäftige in der Direktion Kriminalität sorgen für 1/3 aller jährlich erfassten Mehrdienststunden. Kein Aushängeschild für eine „Work-Life-Balance“.

Es bleibt viel zu tun für unseren Minister die Kriminalpolizei zukunftsfähig aufzustellen.  

Viele Grüße

Oliver Huth