Polizeiberuf zunehmend unattraktiv?
23.02.2015
Während die Bevölkerung in einer Anfang des Jahres veröffentlichten Umfrage der Polizei zum wiederholten Male das größte Vertrauen im Vergleich zu anderen Berufsgruppen und Institutionen ausspricht, nimmt augenscheinlich gleichzeitig das Interesse an einer Ausbildung bei der Polizei stark ab.
Auf eine Anfrage des CDU-Abgeordneten Dr. Wolfgang Reinhart teilte das Innenministerium nun nachfolgende Bewerbungszahlen für die Einstellungsjahre 2011 bis 2015 mit:
2011 | 2012 | 2013 | 2014 | 2015 |
---|---|---|---|---|
6.209 | 5.768 | 6.450 | 5.836 | 3.617 |
Die für 2015 signifikant gefallene Bewerberzahl führt das Ministerium in seiner Stellungnahme u.a. auf einen veränderten Nachweis der körperlichen Leistungsfähigkeit zurück. Im November 2015 wurde der Sportleistungstest abgeschafft und stattdessen ist die Vorlage eines Deutschen Sportabzeichens mindestens in Silber erforderlich. Auf dieser Basis wären die jeweiligen Jahreszahlen nicht vergleichbar, da sie bis 2014 auch noch jene Bewerberinnen und Bewerber umfassen, die den Sportleistungstest im Bewerbungsverfahren nicht bestanden hätten, während für 2015 die Vorlage des Deutschen Sportabzeichens bei Bewerbung die körperliche Leistungsfähigkeit ausreichend dokumentiere.
Dass dieser Erklärungsansatz aber zu eng gefasst ist, kommt bereits auch in der Stellungnahme des Innenministeriums zum Ausdruck, wenn darauf hingewiesen wird, dass der Bewerberrückgang bei der Polizei Baden-Württemberg einem allgemeinen Trend folge, der sich bei nahezu allen anderen Länderpolizeien ebenfalls abzeichne. Auf die gleichzeitig avisierte Analyse dieses Trends in der baden-württembergischen Polizei darf man gespannt sein, sich wohl aber auch nicht zu viele Hoffnungen machen.
"Seit Jahren zunehmende Abkopplung von der Einkommensentwicklung der Wirtschaft, regelmäßige Spareinschnitte und eine Wochenarbeitszeit weit über dem Durchschnitt sind Fakten, die auch Interessierte bereits bei Ihrer Berufswahl zur Kenntnis nehmen und entscheidungsrelevant in Vergleich zu anderen Angeboten stellen." ist der baden-württembergische BDK-Vorsitzende Manfred Klumpp überzeugt, sind erste, offensichtliche und zunehmend wirkende Hemmnisse für eine Entscheidung für die Polizei.
"Wenn Innere Sicherheit und die sie tragenden Beschäftigten nicht wieder die Wertschätzung auch in der Politik erfahren, wie sie in dem durch die Bevölkerung ausgesprochenen Vertrauen zum Ausdruck kommt, sondern weiter als notwendiges Übel und reinen Kostenfaktor behandelt wird, kann sich dies kaum ändern." so Klumpp weiter und sieht mit Blick auf den demografischen Wandel und immer weniger Berufsanfänger eine sich zunehmend verschärfende Konkurrenzsituation zur anderen Berufen in der Wirtschaft, welcher die Polizei immer weniger entgegen zu setzen hat.
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