Polizeiausbildung im Wandel: NRW geht voran, Brandenburg hinkt hinterher
25.10.2024
Am 27. November 1990 wurde ein Staatsvertrag von Vertretenden der Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Brandenburg unterzeichnet, der die Grundlage für eine enge und konstruktive Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern legte. Inzwischen sind fast 34 Jahre vergangen. In den ersten Jahren nach der Wende stand die Polizei des Landes Nordrhein-Westfalen uns Brandenburger Polizeibediensteten als Ausbilder, Helfer und Ratgeber zur Seite. Wer schon länger im Dienst der Polizei Brandenburg steht, wird sich daran erinnern. Viele Konzepte aus Nordrhein-Westfalen wurden damals übernommen, darunter auch die Einheitsausbildung bei der Polizei.
Der Bund Deutscher Kriminalbeamter setzt sich seit vielen Jahren sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene dafür ein, das Konzept des Einheitspolizisten zu überdenken. Die Vorstellung, dass jeder Polizist in allen Bereichen flexibel einsetzbar sein muss, erweist sich in der Praxis als wenig realistisch. Spezialisierungen sind im Polizeidienst unerlässlich. Sie ermöglichen es der Polizei nicht nur im täglichen Einsatz, sondern auch bei komplexen kriminalpolizeilichen Ermittlungen professionell und effektiv zu handeln. Dies führt zu einer höheren Effizienz, stärkt das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die Polizeiarbeit und gewährleistet die Wahrung der öffentlichen Sicherheit.
In Nordrhein-Westfalen hat es lange gedauert, bis den Bewerbenden der Polizei die Möglichkeit eröffnet wurde, direkt bei der Kriminalpolizei einzusteigen. Mit einem neuen Studiengang, der diesen Weg jetzt ermöglicht, beschreitet Nordrhein-Westfalen nun endlich neue Wege. Dies stellt einen bedeutenden Fortschritt für das Land dar. In diesem Zusammenhang zeigt ein Blick auf unsere Brandenburger Polizei, dass auch hier dringend Reformen nötig sind.
Der BDK Brandenburg fordert seit Jahrzehnten eine eigenständige Ausbildung für die Kriminalpolizei. In Brandenburg durchlaufen alle Polizistinnen und Polizisten eine einheitliche Ausbildung, ohne eine Spezialisierung für die Arbeit bei der Kriminalpolizei. Das ist ein untragbarer Zustand. Dieses Generalisten-Modell hat zu einem deutlichen Qualitätsverlust in der Ermittlungsarbeit geführt. Die komplexen Anforderungen der Kriminalpolizei erfordern spezifische kriminalwissenschaftliche Kenntnisse, die in einer allgemeinen Ausbildung kaum zu vermitteln sind.
„Es ist schlicht ein Trugschluss anzunehmen, dass wir in Brandenburg Studieninhalte, die andere Polizeibehörden im Rahmen von zwei Bachelorstudiengängen vermitteln, auf ein Bachelorstudium reduzieren können, ohne einen entsprechenden Qualitätsverlust der kriminalpolizeilichen Arbeit zu verzeichnen“
meint Christoph Wenzlaff, Landesvorsitzender des BDK Brandenburg. Der BDK hat mehrfach darauf hingewiesen, dass „Learning by Doing“ in der Kriminalpolizei nicht ausreicht, um hochkomplexe Ermittlungen erfolgreich zu bewältigen.
Die Situation in der Brandenburger Kriminalpolizei spitzt sich durch den Personalmangel und die zunehmende Pensionierungswelle weiter zu. Gleichzeitig fehlt qualifizierter Nachwuchs. Gerade in Zeiten zunehmender Komplexität von Kriminalitätsformen, insbesondere im Bereich der Cyberkriminalität, müssen der Brandenburger Kriminalpolizei die notwendigen Fähigkeiten und Ressourcen zur Verfügung gestellt werden – nur so können wir effektiv handeln!
Der Landesvorsitzende Christoph Wenzlaff stellt klar:
„Die Stärkung der Polizei ist zentrales Thema auf der politischen Agenda – gerade jetzt, wo in Brandenburg über eine neue Koalition verhandelt wird. Sowohl das BSW als auch die SPD haben in ihren Wahlprogrammen unmissverständlich klargestellt, dass die Polizei unseres Landes gestärkt werden muss. Nur so kann die öffentliche Sicherheit gewährleistet und die zunehmenden Herausforderungen bei der Kriminalitätsbekämpfung bewältigt werden. Um die Polizei wirklich nachhaltig zu stärken, müssen wir über allgemeine Maßnahmen hinausdenken. Wir brauchen auch dringend eine spezialisierte Ausbildung für die Kriminalpolizei. Nur so können wir sicherstellen, dass die Polizei in Brandenburg den immer komplexer werdenden Herausforderungen gewachsen ist und nicht den Anschluss verliert.“
Nordrhein-Westfalen hat mit dem neuen Studiengang für die Kriminalpolizei eine zukunftsweisende Reform eingeleitet. Brandenburg hingegen bleibt erneut hinter den Entwicklungen zurück. Es ist höchste Zeit, dass das Land Brandenburg den Handlungsbedarf erkennt und eine spezialisierte Kriminalpolizeiausbildung einführt - wie es der BDK seit Jahren fordert.
Wie schon 1990 könnte Nordrhein-Westfalen auch jetzt wieder ein Vorbild für Brandenburg sein – doch dieses Mal gilt es, schnell zu handeln, bevor die Probleme unserer Kriminalpolizei noch gravierender werden.