Polizei in MV wirbt verstärkt um Nachwuchs
13.04.2017
Innenminister Lorenz Caffier musste jetzt wieder öffentlich konstatieren, dass es nicht einfach sei, geeignete und qualifizierte Bewerber für den Polizeiberuf zu gewinnen. Schuld daran sei vor allem die demografische Entwicklung in Mecklenburg-Vorpommern mit immer weniger jungen Menschen im Nordosten, was zu einer spürbaren Verschlechterung der Bewerberlage geführt hat. Während sich 2010 noch etwa 24 Kandidatinnen und Kandidaten auf eine ausgeschriebene Stelle bewarben, waren es im Jahre 2015 nur noch acht und 2016 nicht einmal mehr sechs Bewerberinnen oder Bewerber pro ausgeschriebener Stelle. Diese Personalsituation wird noch verschärft durch die immer größeren Ruhestandswellen, die jetzt jährlich ungefähr 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer Landespolizei betreffen.
Die Brisanz um die Gewinnung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erkennen wir als Berufsvertretung der kriminalpolizeilich Beschäftigten selbstredend an. Doch schon die Ursachen sind nach unserer Meinung weitaus vielschichtiger als vom Minister eingeräumt. Es beginnt bereits mit der Auswahl der Polizeisparte für diese Werbeaktion. Weshalb wird grundsätzlich mit dem Einsatz in der Schutzpolizei bzw. dem Streifendienst geworben? Natürlich umfassen die Schutzleute den überwiegenden Teil unseres Personals. Was aber ist beispielsweise mit Interessenten für die Wasserschutz- oder Kriminalpolizei?
Es gibt in Meck-Pomm keine qualifizierte Spartenausbildung. So kann sich niemand sicher sein, auch tatsächlich nach der Ausbildung in einem Wasserschutz-Boot zu sitzen oder an der Kriminalakte mitzuwirken. Wer das will, schaut sich um und bewirbt sich bei den Vorbildern in Hamburg oder Schleswig-Holstein, die diese speziellen Einstellungswünsche prompt erfüllen können. Auf diese Weise verlieren wir natürlich etliche Interessenten an unsere Nachbar-Bundesländer.
Einen weiteren, nicht unwesentlichen Fakt hat MdL Peter Ritter bereits benannt. Er wies bereits daraufhin, dass die eingeschränkten Aufstiegs- und Beförderungschancen schlechte Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Nachwuchsgewinnung sind. Eine Landespolizei, die ihre Dienstposten nicht mit adäquaten Planstellen ausstattet und so pflichtbewusste Obermeister in den Ruhestand sendet oder die versprochene Aufstiegslehrgänge wegzaubert, kann niemand als attraktivsten Arbeitgeber bezeichnen.
Die von uns beschriebenen Missstände sind es, die wesentlich verantwortlich für das geringere Interesse am Polizeiberuf sind und so für geringere Bewerberzahlen sorgen. Hier gilt es zu handeln. Dabei bieten wir als Berufsvertretung wie immer unsere Mithilfe an.