Personalgewinnung für die Kriminalpolizei
19.03.2018
Am 28.02.18 lud die Hochschule der Polizei (HdP) zu einer Veranstaltung mit dem Thema „Dienstzweigwechsel S zu K“ ein. Eingeladen waren alle Polizeibehörden sowie die Interessensvertretungen. Die Moderation erfolgte durch KD Ingolf Hubert, HdP.
Neben allgemeinen Vorträgen der HdP zum Dienstzweigwechsel und zur Evaluation des einmonatigen Lehrgangs trug Herr Dr. Markus THIELGEN, Psychologe und Dozent an der HdP, die Ergebnisse seiner wissenschaftlichen Studie vor, die sich auf die Befragung von rund 260 Personen - 100 Studierende der HdP, ca. 90 Beamte der Schutzpolizei sowie 65 Beamte der Kriminalpolizei, gründete.
Diese Studie untersuchte die Attraktivitäts- und Vermeidungsfaktoren bei S und K! Leider hatte Herr Dr. Thielgen nur wenige Minuten, um seine interessanten Ergebnisse zu präsentieren. Ein wesentliches Ergebnis der Studie, so Dr. Markus Thielgen:
„Es gibt einen „S-Typ“ und einen „K-Typ“, die sich in Hinsicht auf die Berufswahlmotivation bedeutsam unterscheiden.“
Er erklärte, dass der „K-Typ“ eher der „Untersucher/Ergründer“ ist und der „S-Typ“ eher der „Erlebnisorientierte, der Überzeuger“. Seiner Studie zufolge ist die deutliche Mehrheit aller Studentinnen und Studenten zu Beginn des Studiums noch offen hinsichtlich ihrer künftigen Verwendung. Allerdings wollen bereits von Anfang an ca. 25 % zu S und ca. 10 % zu K. Im Laufe der Praktika ändert sich deren Einstellung, so dass danach die deutliche Mehrheit zu S aber ca. 30% zu K will. Eine Schlussfolgerung von Dr. Markus Thielgen lautet auch:
„S und K sind für unterschiedliche Personen attraktiv bzw. unattraktiv“ und „S und K unterscheiden sich bedeutsam bezüglich motivierender Tätigkeitsmerkmale“.
Diese wissenschaftliche Untersuchung muss – auch wenn sie nicht in die Welt der Gleichmacherei von bestimmten Interessensvertretungen passt – dringend durch das MDI ausgewertet und daraus Schlussfolgerungen gezogen werden. Sie ist ein Beleg dafür, dass auch die rheinland-pfälzische Polizei sich mit den Interessen und Orientierungen der Bewerberinnen und Bewerber zur Polizei und der Erwartungshaltungen der Studierenden ernsthaft auseinander setzen muss.
Nach dem Beitrag berichtete die GdP über eine online-Befragung, die sich ausschließlich an ihrer Mitglieder richtete und die sich bereits im Dienstzweigwechsel befinden oder diesen abgeschlossen haben.
Im Anschluss fand (erstmals) eine sachliche Diskussion hierzu statt, die der BDK schon vielfach eingefordert hat, die jedoch bislang offenbar an der Intervention einiger Gewerkschaftsfunktionäre scheiterte.
Aus Sicht des BDK sind hinsichtlich einer Personalgewinnung für K folgende Feststellungen bedeutsam:
· Die Personalsituation der „regionalen“ Polizeipräsidien (PP) hat sich verschärft! Die durch den Prozess der Implementierung des PP ELT (Einsatz/Logistik/Technik) avisierten Personalverstärkungen sind ausgeblieben! Ob sich diese Situation im Oktober 2018 erstmalig bessern wird, dürfte aufgrund der bisherigen Erfahrungen eher bezweifelt werden.
· Gleichzeitig wird der Prozess des „Gesünder Arbeiten in der Polizei“ – hier Wechseldienst – zum 01.01.2019 umgesetzt. Konsequenz: Die Kriminalpolizei erhält das dann noch verfügbare Personal!
· Seit Jahren bestehen deutliche Probleme bei der Personalgewinnung für die Kriminalpolizei und das landesweit!
Aktuell sind die Bewerberzahlen in den PP’en Trier, Koblenz, Mainz und Rheinfalz wenig zufriedenstellend. Einzig die Zahlen des PP Westpfalz sind (momentan) eher positiv.
· Die Situation am Standort Mainz wird sich durch das PP ELT, die Konkurrenz zu den weit attraktiveren polizeilichen Standorten des LKA Hessen, der PP’en in Hessen und des BKA deutlich verschärfen. Hier ist dringender Handlungsbedarf gegeben, da sich das Personal des LKA künftig nahezu ausschließlich aus dem PP Mainz rekrutieren wird. Das PP Mainz hat aber alleine schon Probleme, ausreichend geeignetes Personal zu gewinnen. Konsequenz: das PP Mainz müsste über den eigenen Bedarf ausbilden!
Dazu der Landesvorsitzende Christian Soulier: „Der BDK zeigt diese Probleme seit Jahren auf, passiert ist kaum etwas. Eine Hochglanzbroschüre und nicht umgesetzte Behördenleiterentscheidungen helfen nichts! Vor allem für das PP Mainz und das LKA können sich die Verantwortlichen im MDI nicht weiter den Entscheidungen entziehen!“
Die Personalgewinnung für die Kriminalpolizei ist und bleibt, bei gleichzeitig hohen Pensionierungszahlen bei der Kriminalpolizei, schwierig. Expertenwissen geht verloren. Um dieses verlorene Fachwissen aufzufangen und den betroffenen Behörden die Möglichkeit zu geben, ausreichend geeignetes Personal für K zu gewinnen, legte der BDK dem MDI konkrete Vorschläge vor, die eine Modifizierung des aktuellen Bachelorstudiums zum Inhalt hatte.
Hier wurde eine dreimonatige Qualifizierung als Einstieg vorgeschlagen. Mittlerweile ist daraus der Versuch der Modifizierung des Moduls 11 geworden, der sich aber in Ermangelung klarer Führungsentscheidungen seitens der Verantwortungsträger nun im Gerangel um Zeitkontingente der einzelnen Fachbereiche der HDP verfängt.
Aktuell ist der Prozess soweit „reguliert“, dass für eine Kripo Ausbildung max. noch 2-3 Wochen zur Verfügung stehen (Tendenz allerdings zwei Wochen, denn schließlich darf für die Kriminalpolizei keine besondere Situation geschaffen werden!)
Die Belastung der Kriminalpolizei, die stark vom Personal abhängig ist sowie die Attraktivität werden sich solange nicht verbessern, solange sich die Spitze der rheinland-pfälzischen Polizei nicht deutlich zur Kriminalpolizei bekennt.
Dazu der Landesvorsitzende Christian Soulier:
„Gesünder Arbeiten bei der Polizei gilt auch für die Kriminalpolizei. Die Belastung dort ist enorm.
Es fehlen klare Entscheidungen auch dazu, dass K-Dienststellen von Kriminalbeamtinnen und –beamten geleitet werden, und dass die Ausbildung an der HdP endlich der Realität der Kriminalität gerecht wird. Wir sollten das nicht unendlich diskutieren!“