PD Göttingen: Digitalisieren, dabei Belastungen auffangen

29.09.2022

Attraktivere Arbeitsbedingungen auch durch flexible Arbeitszeiten und besondere Belastungen anerkennen: Das waren einige der Themen, die Gesa Eisengarten, Landesvorsitzende des BDK, bei ihrem Antrittsbesuch mit Gwendolin von der Osten, Präsidentin der Polizeidirektion Göttingen, besprochen hat.
PD Göttingen: Digitalisieren, dabei Belastungen auffangen
Gesa Eisengarten und Gwendolin von der Osten

 

Gwendolin von der Osten und Gesa Eisengarten erörterten damit Themen, die beiden sehr wichtig sind. Gerade die Polizeidirektion Göttingen hat sich mit der Entwicklung der digitalen Arbeitswelt in der Polizei intensiv befasst. Im Jahr 2021 wurde hier unter dem Titel „Neue Arbeitswelt“ ein Projekt gestartet, das die Digitalisierung und Flexibilisierung der Arbeitswelt auch in der Polizei über die Corona-Pandemie hinaus ermöglichen und einleiten soll.

Gwendolin von der Osten zeigte sich zuversichtlich, alle Mitarbeitenden im Jahr 2023 im Zuge des POC 2.0 mit Laptops ausstatten zu können. Sie hält weiter daran fest, durch flexible Arbeitszeiten und Arbeitsorte die Attraktivität auch in den kriminalpolizeilichen Arbeitsbereichen verbessern zu können.

Die Gewährung von Sonderurlaub für die mit KiPo-Delikten befassten Beamtinnen und Beamte sei eine Wertschätzung, die anderen Bereichen mit übermäßigen Belastungen auch zugestanden werden müsse. Zudem gelte es, hierbei vermehrt die Vorgesetzten mitzunehmen, um zu erkennen, wie belastend diese Arbeit ist. Gwendolin von der Osten möchte zur Prävention eine Einbindung regelmäßiger Debriefings in den Organisationseinheiten initiieren. Bezüglich des zu gewährenden Sonderurlaubs beabsichtigt sie, die Klarstellung herbeizuführen, dass dieser nicht die Möglichkeit einschränkt, in besonders belastenden Bereichen früher in den Ruhestand zu treten.

Auch im weiteren Sinne „Arbeitswelt“: Gwendolin von der Osten informiert sich zurzeit vor Ort direkt in den einzelnen Polizeiinspektionen zum Stand der Umsetzung der Strategischen Organisationsanpassung mit dem Ziel, vorhandene Problembereiche zu erkennen und Lösungsmöglichkeiten festzustellen.

Beim Thema Fachkarriere sieht die Präsidentin Verbesserungspotential. Spartendenken hält sie für unangebracht. Eine Fachkarriere müsse sowohl im Einsatz- und Stabsbereich als auch im kriminalpolizeilichen Bereich möglich sein.

Hinsichtlich der Frauenförderung sei das Ziel im Bereich A13 erreicht worden, allerdings gebe es Defizite im Unterbau nach A12. In A10 seien 50 Prozent der Frauen in Teilzeit beschäftigt. Hier müsse der Fokus darauf liegen, den Frauen schnell wieder eine Erhöhung der Stundenzahl zu ermöglichen. Dies könne durch mobiles Arbeiten erleichtert werden. Auf diese Weise könne verhindert werden, dass erhebliches Potential für die Polizei ungenutzt bleiben müsse. Das Konzept „Führen in Teilzeit“ möchte Gwendolin von der Osten verstärkt voranbringen.

In der PD Göttingen soll der IT-Bereich für Tarifbeschäftigte attraktiver gemacht werden, einer der Aspekte ist hier die Verbesserung der Work-Life-Balance. Im Rahmen des Projekts „Neue Arbeitswelten“ seien teilweise Ideen schon in der Umsetzung. Unverzichtbar sei darüber hinaus eine angemessene und konkurrenzfähige Bezahlung.

Hinsichtlich der Ausstattung der Kolleginnen und Kollegen hält Gwendolin von der Osten eine Erhebung der aktuellen Bedarfe für angebracht: Da der Einsatzbereich oft aus kriminalpolizeilichen Bereichen unterstützt werden müsse und hierfür auch Schutzausstattung erforderlich ist, sei die Bekleidung vielfach nicht ausreichend, das betreffende Budget sei ebenfalls nicht immer ausreichend bemessen.

Zum Thema Clankriminalität erklärte Gwendolin von der Osten, dass das Thema stärker reflektiert werden müsse. Für einen Austausch und eine Diskussion aus allen Perspektiven mit der Politik steht sie gern zur Verfügung. Die Spitzenkandidatin der Grünen in Niedersachsen hatte erklärt, im Falle eines Wahlerfolgs wolle man die Schwerpunktstaatsanwaltschaften für sogenannte Clan-Kriminalität in ihrer jetzigen Form abschaffen.

„Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt“, muss der Leitgedanke jeglichen polizeilichen Handelns sein und bleiben, so Gwendolin von der Osten zum Abschluss des Gesprächs. Mit dem Versprechen regen Austauschs und aktiver Ideen zur Verbesserung der Arbeitsqualität aller Beschäftigten auch in kriminalpolizeilichen Arbeitsbereichen verabschiedete sich die Präsidentin von der neuen Landesvorsitzenden.


Gesa Eisengarten
Landesvorsitzende

 

 

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