Verlust an Fachkompetenz in Braunschweig?

23.08.2022

Auch zu erwartende Lücken wegen anstehender Pensionierungen waren Thema im Gespräch mit Polizeipräsident Michael Pientka beim Antrittsbesuch unserer Landesvorsitzenden.
Verlust an Fachkompetenz in Braunschweig?
Antrittsbesuch in der PD Braunschweig

Gegenüber Gesa Eisengarten und Jörn Memenga, Vorsitzender des BDK Direktionsverbandes Braunschweig, erklärte Herr Pientka hierzu, jede Pensionierung werde neu besetzt. Zu den derzeit rd. 3150 Mitarbeitenden in Vollzug und Verwaltung würden in diesem Jahr 150 Neuzugänge mehr erwartet.

Die Polizei stehe in Braunschweig einer starken Konkurrenz anderer Arbeitgeber gegenüber aus beispielweise den Bereichen Forschung, Wirtschaft und auch Fußball. Es sei nicht gelungen, ausreichend Personal aus der Region einzustellen. Viele Mitarbeitende würden nach kurzer Zeit wieder Versetzungsgesuche schreiben. Herr Pientka zeigte sich erfreut über die Angliederung der 3. BPH in Braunschweig. Diese leiste wertvolle Unterstützung.

Die Polizeidirektion Braunschweig habe den höchsten Alterskegel am 1.10. dieses Jahres. 154 Neuzugängen würden 170 personelle Veränderungen gegenüberstehen. Erst in 3-4 Jahren wird die hohe Pensionierungswelle überschritten sein.

Herr Pientka wies darauf hin, dass die Strategische Organisationsanpassung weitestgehend umgesetzt sei, einiges sei noch in Umsetzung:
- In den Verfügungseinheiten wurde ein operativer Bereich initiiert, der außer bei Fußballeinsätzen auch in der kriminalpolizeilichen Sachbearbeitung unterstütze.
- Die ZKI wurde von Anfang an anders ausgestattet als vorgegeben, dies betrifft vor allem die Taskforce Cybercrime. In den Polizeiinspektionen werde nur noch teilweise Personal dafür vorgehalten, dort sind lediglich Grundteams vorhanden.
- Im Bereich Kriminalitätsbekämpfung zeigte sich Herr Pientka sehr zufrieden mit der frühzeitigen Qualifizierung in den kriminalpolizeilichen Sachgebieten, es werde eine Mischung aus zentraler und dezentraler Fortbildung praktiziert. Betreffend Cybercrime-Fortbildung sieht Herr Pientka die Polizeiakademie in der Pflicht.

Hinsichtlich der Verwendung der Bachelor-Neuzugänge mit Spezialisierung für kriminalpolizeiliche Tätigkeiten erklärte Herr Pientka, die Erstverwendung im ESD sei etwas aufgebrochen worden. Inzwischen aus diesem Kreis Kolleginnen und Kollegen je nach Bedarf in ZKI und ZKD eingesetzt.

Jörn Memenga bemängelte, dass die Nachbesetzung in den Fachkommissariaten besser werden müsse, gefühlt würden freie Stellen nicht rechtzeitig nachbesetzt. Herr Pientka erklärte hierzu, die strategische Personalplanung laufe. Hier liege ein besonderer Fokus auf den 12er und 13er Stellen. Es gäbe jedoch Probleme und Verzögerungen beim Mittelbau in der Nachbesetzung. Andere Dienststellen würden nur sehr ungern Personal abgeben.

Auf Nachfrage betreffend ausstehende Ergebnisse der Mitarbeiterbefragung vor dem Hintergrund allgemeiner Unzufriedenheit im ZKD wegen fehlenden Personals wies Herr Pientka darauf hin, dass ständige eine belastungsorientierte Evaluation betreffend Personal durchgeführt werde. Es sei politisch nicht gewollt, kleine Polizeistationen zu schließen. Auf den Dienststellen würden Vorgangsbelastungen geprüft und das Personal angepasst verteilt.

Betreffend die Liegenschaften seien einige Projekte in Prüfung bzw. in Umsetzung. Während in Gifhorn ein zusätzliches neues Gebäude Entlastung bringe, würden in Peine und auch betreffend die Leitstelle in der PD Alternativen gesucht. Grundsanierungen seien erforderlich bei der ZKI und beim PK Mitte.

Hinsichtlich Verbesserungen bei der IT-Ausstattung setzte Herr Pientka Hoffnungen auf den neuen PoC 2.0. Unsicher sei, ob die Finanzierung genug Spielraum lasse für die gewünschte Mobilität, hierzu sei VPN ein erheblicher Kostenfaktor.

Für Stellenhebungen sah Herr Pientka keine Möglichkeiten. In der Polizeidirektion Braunschweig sei die Schaffung weiterer höherwertiger Dienstposten nicht vorgesehen.

Das mit Herrn Pientka geführte Gespräch war jederzeit durch Offenheit und gegenseitigen Respekt geprägt. Es wurde von beiden Seiten abschließend versichert, dass ein weiteres Zusammentreffen gewünscht ist, um sich erneut austauschen zu können. Wir freuen uns darauf!

 

Gesa Eisengarten
Landesvorsitzende

 

 

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