Opferschutz – immer und überall

30.11.2022

Der Titel MIT.HANDY.GEFAHREN vereint Verkehrs- und Kriminalprävention. Ein kurzer Tagungsbericht der Stellvertretenden Landesvorsitzenden Tine Stopp.
Gerd Altmann - Pixabay

Am 23. November 2022 wurde der 7. Landesweite Tag des Opferschutzes unter der Federführung des Landespolizeipräsidiums beim Ministerium des Inneren, für Digitalisierung und Kommunen Baden-Württemberg zum Thema

 

MIT.HANDY.GEFAHREN

 

veranstaltet. Helen Sehl von der Stabstelle Öffentlichkeitsarbeit des Landespolizeipräsidiums führte die ca. 300 Interessierten durch die Online-Veranstaltung. Erstmalig wurden neben kriminal- auch verkehrspräventive Themen behandelt.

 

Die Begrüßung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurde durch den Stellvertretenden Ministerpräsidenten und Innenminister Thomas Strobl (CDU) vorgenommen. Sein besonderer Dank galt den Veranstaltern des 7. Landesweiten Tag des Opferschutzes, aber auch allen Menschen, die sich in den Bereich Opferschutz einbringen. Der Landesregierung liegt Opferschutz sehr am Herzen. Aus diesem Grund werden schon seit vielen Jahren verschiedene Programme wie beispielsweise „gibt acht im Verkehr“, „no game“ und „klick.klick.hass“, mit dem Ziel möglichst Opfer zu vermeiden, durchgeführt

Gestartet wurde in die Thematik mit dem Fachvortrag „Smartphones. Immer. Und überall??“ von Clemens Beisel. Der gelernte Sozialpädagoge und Sozialmanager führt jeden Teilnehmer sehr deutlich vor Augen, wie sehr das alltägliche Leben von der eigenen Handynutzung beeinflusst wird.

Ein wenig erschreckend war die Feststellung, dass ein Erwachsener im Schnitt ca. vier Stunden pro Tag sein Handy bedient – das sind 1.440 Stunden im Jahr, oder unvorstellbare 60 Tage im Jahr.

Bei Jugendlichen raubt das Handy noch mehr Zeit. Hinzu kommt die Problematik, dass Jugendliche im Netz nicht ausreichend vor rassistischen, volksverhetzenden, sexistischen, pornografischen und gewaltverherrlichenden Dateien und Aussagen geschützt sind. Auch werden falsche Rollenbilder vermittelt oder gar „fake news“ verbreitet. Der Appell von Clemens Beisel lautet: Eltern, Schüler, Lehrer – alle müssen über den richtigen Umgang mit dem Handy geschult werden, um zu verhindern Opfer oder sogar Täter zu werden.

In der weiteren Folge wurden den Teilnehmern sechs Fachvorträge angeboten. Die Stv. Landesvorsitzende des BDK BW, Tine Stopp, nahm am Fachforum I zum Thema „Hasskriminalität im Netz“ von Sina Laubenstein (Institute for Strategic Dialogue) teil. Die Politikwissenschaftlerin berichtet, dass im vergangenen Jahr 883 Fälle von Hasskriminalität in Baden-Württemberg bekannt geworden sind. Die Dunkelziffer scheint auch in diesem Bereich groß zu sein. Bei einer Studie gab die Hälfte der Befragten an, dass sie sich aus dem Netz zurückziehen, um nicht wieder Opfer zu werden. Kann das die Lösung sein?

Wissenschaftlich belegt ist, dass Hasskriminalität überwiegend vom rechten Spektrum ausgeht. Das Internet dient der Gruppierung als Raum der Radikalisierung. Es werden gerne falsche Informationen oder Verschwörungstheorien über verschiedene etablierte Plattformen (Twitter, Facebook, WhatsApp, Telegram, Youtube usw.) im Internet verbreitet. Krisenlagen wie Corona, Kriege, Politik im In- und Ausland werden genutzt, um Panik zu machen, Feindbilder zu schaffen, Unsicherheit zu schüren und die User zu radikalisieren.

Wir alle müssen uns vor Augen halten, dass Menschen hierfür empfänglich und anfällig sind.

Um etwas zu verändern, muss zukünftig über verschiedene Internetplattformen, Strafverfolgung und Opferhilfe gesprochen werden. Es ist aber auch jeder selbst gefragt. Der Umgang mit der täglichen Informationsflut ist zu lernen. Nachrichten dürfen nicht unkritisch hingenommen werden, man ist angehalten sich selbst über andere Quellen zu informieren, um dadurch seine Medienkompetenz zu stärken.

 

Abschließend erhielten alle Referenten die Gelegenheit ihre Kernbotschaft zu übermitteln:

  • Jugendliche das Handwerkszeug geben, um mit Internet gut umzugehen
  • wichtig bei Hasskriminalität – Betroffene stärken, sie müssen die Hilfe fühlen, um dagegen vorgehen zu können und sich sicher zu fühlen
  • Kampf gegen Kinderpornografie – Kinder und Jugendliche müssen lernen, dass das Versenden eines kinderpornografischen Bildes eine Straftat darstellt und sie müssen Empathie entwickeln, um das Opfer in dem Bild zu erkennen
  • Nicht nur das Handy ist beim Autofahren unfallursächlich. Unachtsamkeit erfolgt auch durch andere Art der Ablenkung, wie mit dem Beifahrer reden oder Musik hören
  • Medienerziehung muss stattfinden

 

Alles in allem war es eine gelungene Veranstaltung – informativ, interessant und zum Nachdenken anregend. Opferschutz muss stets im Blick bleiben.

Gerne gebe ich das Schlusswort der Veranstaltung von Clement Beisel wieder:

„Prävention verhindert Straftaten“.