Offenes Schreiben eines BDK-Mitgliedes an den Vorsitzenden der NPD
25.02.2016
Als aller erstes bin ich ein Mensch unter Milliarden von Menschen auf diesem schönen Planeten Erde.
Da ich erwarte, überall und von jedem menschlich behandelt zu werden, benehme ich mich auch genauso anderen Menschen gegenüber, eben menschlich.
Dieses ist der Garant und das Unterpfand einer fortschrittlichen menschlichen Gesellschaft und in den Menschenrechten niedergeschrieben. Ein Grundgedanke, ein Grundempfinden, dem eine Menge Menschen bisher sogar ihre Freiheit und ihr Leben opferten. Diese Grundsätze finden weltweit volle Anerkennung und Unterstützung und sind in vielen Verfassungen niedergeschrieben, so auch in unserem Grundgesetz.
Zum Menschsein gehört es aber auch, sich auch mal etwas zurück zu nehmen und unter Umständen sich auch etwas einzuschränken, für den anderen. Das halten wir Menschen so in der Familie, unter Freunden und Bekannten, ja auch gegenüber unbekannten Menschen, denn nur so funktioniert es.
Und ich bin stolz darauf, ein Mensch zu sein und froh darüber in Deutschland leben und arbeiten zu können, mein Geburtsrecht, letztendlich eine Laune der Natur.
In Ihrem Schreiben spielen sie auf unsere Pflichten als Beamte gegenüber der Verfassung und dem Deutschen Volke an. Unlängst fragte mich ein Vorgesetzter zu meiner Loyalität und hat mich tief nachdenken lassen.
Hier das Ergebnis;
Ich stamme aus der ehemaligen DDR und es ist tatsächlich so, dass ich schon einmal in meinem Leben einen Treueeid gebrochen habe. Einen Eid auf das Volk der damaligen DDR, den Staat DDR und die damalige Partei und Regierung. Mir wurde beim Nachdenken bewusst, das eigentlich knapp 18 Millionen ehemaliger DDR-Bürger, vereidigt und/oder gelöbnisgebunden, diesen Bindungen abschwor. Warum? Weil die Spitzen, zum Teil selbst nicht mehr fest an das glaubten, was sie da propagierten und wieder und wieder Unrecht gegenüber den Menschen ausgeübt wurde zum Erhalt eines überlebten, nicht funktionierenden, einengenden, nicht mehr menschlichen Systems. Eid und Gelöbnis galten inhaltlich nicht mehr, denn wir fühlten uns als Menschen unter Menschen und den Menschen verpflichtet. Dieses führte zur friedlichen Revolution in der damaligen DDR.
Und nun kommen Sie und meinen wir müssten wieder eine Revolution durchführen für das deutsche Volke, gegen Partei- und Regierungsspitzen.
Eine Revolution, in deren Ergebnis Menschen ausgegrenzt und unterdrückt werden sollen, wenn sie doch Mensch unter Menschen sein wollen auf dem Erdenrund?
Und ich frage Sie in Ihren Sprachbildern; Wer deutsches Volksvermögen anzündet, historisch gewachsenes Deutschtum wie Gemütlichkeit und Gastfreundschaft, Zusammenhalt und Miteinander, Strebsamkeit und Ordnung missachtet und versucht, für seine Zwecke zu missbrauchen, aufzuwiegeln, zu untergraben wie deutsch ist derjenige dann? Wer versucht, dem deutschen Volke einzureden, dass es wieder eine Mauer braucht, um sich einzuigeln, von der Welt abzuschotten und zu isolieren, wie es mit der Chinesischen Mauer und der Deutschen bereits schief gegangen ist, wie deutsch ist derjenige dann? Wer uns einreden will, wir bräuchten den Rest der Welt nicht oder wir müssten sie beherrschen, wie deutsch oder menschlich ist derjenige denn?
Ich schlage Ihr Angebot als falsch und unredlich aus, weil ich aus der Geschichte gelernt habe und weil ich als Mensch deutscher Nationalität unter Menschen in einer menschlichen Welt leben möchte, auch wenn nicht immer alles gut läuft, man sich reibt und kontrovers diskutiert, um Sachen besser zu machen und so weiter, eben durchaus menschlich.
Ralf Struck
Kriminalhauptkommissar