Neue Kolleginnen und Kollegen in allen Bereichen - aber es bleiben Lücken
30.09.2024
Es war wieder ein toller Festakt in der Swiss Live Hall in Hannover. Erstmalig wurde auch eine Studiengruppe der Polizei Bremen, die ihr Studium in Niedersachsen absolviert hat, ernannt. Diese erfolgreiche Zusammenarbeit soll fortgesetzt werden.
Ich selbst empfinde es als eine Ehre, diese jungen Menschen bei dem Übergang von Wissenschaft und Lehre in die leider oft harte Realität begleiten zu dürfen. Ich habe immer noch Gänsehaut, wenn am Ende der Veranstaltung die Nationalhymne gesungen wird und die Dienstmützen bis nahe an die Hallendecke fliegen – ein tolles Bild.
Begonnen wurde die Veranstaltung nach der Begrüßung durch den Direktor der Polizeiakademie, Carsten Rose, mit Gedanken zum Studium durch die Absolventin Alexandra Röhrig und den Absolventen Jannik Plümer. Es ist immer wieder beeindruckend, euch zuzuhören!
Danach folgte die Festrede unserer Ministerin für Inneres und Sport, Daniela Behrens. Frau Behrens blickte zurück auf das Studium, auf die damit verbunden Anforderungen, und gab einen Ausblick auf das, was die jungen Kolleginnen und Kollegen auf ihren Dienststellen erwartet. Die Landesregierung wird die Polizei dabei nach Kräften unterstützen. Frau Behrens zählte eine umfangreiche Liste mit Gegenständen für die Ausrüstung der Polizei und auch sonstige Unterstützung auf. Zuletzt zeigte sie die Herausforderungen auf, die auf die jungen Kolleginnen und Kollegen zukommen und lobte das gute Rüstzeug, dass ihnen von der Polizeiakademie mitgegeben wird.
Weiterer Höhepunkt des Festaktes war die Ehrung der Jahrgangsbesten, die Übergabe des Akademie-Awards sowie des Sonderpreises des Polizeihauptpersonalrats.
Danach nahmen die Bachelor auf der Bühne ihre Urkunden zur Ernennung entgegen. Romy Eickhoff führte wie bereits seit Jahren „professionell“ durch das Programm, und begleitet wurde die Veranstaltung durch die musikalische Untermalung des Polizeiorchesters Niedersachsen.
Für mich selbst war es heute der letzte Tag als aktiver Polizeibeamter, ab morgen übernimmt ein junger Kollege meinen Arbeitsbereich. Auch „mein“ Landeskriminalamt wird jünger, überall und an fast allen Stellen, und ich übergebe gerne meinen Stab an diesen jungen Kollegen.
Ich wünsche allen, die jetzt neu auf ihren Dienststellen beginnen, dass sie die gleiche professionelle und versierte Aus- und Fortbildung erhalten wie ich, dass immer jemand für Fragen hinter ihnen steht - und dass jemand sie zur richtigen Zeit und an der richtigen Stelle auch einfach mal „ins kalte Wasser schubst“.
Das könnte allerdings knapp werden und nicht in allen Fällen klappen. Die Gesamtzahl der aktiven Kolleginnen und Kollegen wird weniger, und das bei wachsenden Anforderungen. Nahezu alle Polizeidirektionen haben zum 01.10. ein Minus zu tragen. Aber wo sollen Abstriche gemacht werden? Die Streifenwagen müssen auf die Straße, immer komplexere Anforderungen in immer spezielleren Bereichen werden gestellt, wo sollen oder dürfen Lücken entstehen? Eigentlich „tut es überall weh“, wenn solche Defizite zu verwalten sind.
Für mich als Kriminalisten ist erschreckend, dass beispielsweise bei manchen Zentralen Kriminaldiensten erhebliche Lücken und Nachwuchssorgen entstanden sind, dazu fehlen immer mehr erfahrene und kundige Kolleginnen und Kollegen, die aufgrund der starken Jahrgänge in Pension gehen.
Ist es akzeptabel, wenn Polizeistationen zwar auf dem Papier erhalten werden, aber nur selten besetzt sind und der Bürger an die nächste größere Dienststelle verwiesen wird?
Der Bund Deutscher Kriminalbeamter weist immer wieder auf diese Missstände hin. Wir stehen dem Ministerium und den Behörden gerne für zielführende Gespräche zur Verfügung. Unsere Bitte in Richtung der Landesregierung ist ein weiteres sachgerechtes Aufwachsen des Personals der Polizei und eine sach- und fachgerechte Verteilung der Kolleginnen und Kollegen auf alle Dienststellen.
Aber nun zurück zum eigentlichen Anlass.
Der Bund Deutscher Kriminalbeamter gratuliert den Kolleginnen und Kollegen zum erfolgreichen Abschluss ihres Studiums und wünscht ihnen viel Glück und vor allem Gesundheit auf dem weiteren beruflichen Lebensweg.
Stefan Franz
Stellv. Landesvorsitzender