Männer UND Frauen an der Hochschule für Polizei Baden-Württemberg

30.07.2022

Wie alles begann und Erwartungen an die Zukunft. Eine Veranstaltung im Rahmen des Studium Generale der Hochschule für Polizei Baden-Württemberg (HfPolBW).
Männer UND Frauen an der Hochschule für Polizei Baden-Württemberg
Übergabe Geschenk nach der Veranstaltung zur baldigen Pensionierung von Professorin Dr. Waltraud Müller-Franke von links: Walter Steiner, Waltraud Müller-Franke, Caroline Wedler-Krebs

Mit einem Impulsvortrag startet die Veranstaltung am 25.07.2022. Professorin Dr. Margot Körber-Weik, die langjährige Sprecherin der Landeskonferenz der Gleichstellungsbeauftragten an Fachhochschulen in Baden-Württemberg, kann sich noch sehr gut erinnern:

"Zur 1. Landeskonferenz musste die HfPolBW Walter Steiner (heute Polizeidirektor außer Dienst) entsenden, da es 1993 dort noch keine Dozentin gab."
Das änderte sich als 1994 Professorin Dr. Waltraud Müller-Franke einen Ruf an die HfPolBW annahm. Sie berichtet von ihren ersten Jahren an der Hochschule und schildert sehr plastisch, wie sie „unter Beobachtung“ stand – als einzige Dozentin. Mit welchem Kollegen hat sie geredet und wie lange – vieles wurde wahrgenommen und hinterfragt. Sie war sich ihrer Rolle bewusst und als Gleichstellungsbeauftragte hat sie die Situation der ersten (noch wenigen) Studentinnen gut nachvollziehen können. Über die Jahre hinweg hat Frau Müller-Franke viel für die Frauen an der Hochschule und in der Polizei erreicht.

Ein wichtiger Baustein in der Gleichstellung von Frauen in der Polizei ist das Netzwerken. Frau Müller-Franke konnte damals über das European Network of Policewoman (ENP) Referentinnen gewinnen. Bei den ersten Seminaren zum Thema Gleichstellung in der Polizei berichtete eine Kollegin aus den Niederlanden von ihren Erfahrungen. Auch andere Bundesländer waren bereits deutlich weiter in der Gleichstellung und entsandten Referentinnen.

Eindrücklich berichtet Leitende Kriminaldirektorin Andrea Merkle, Dekanin der Fakultät Einsatz- und Führungswissenschaften, vom Beginn ihrer Tätigkeit an der HfPolBW. Als junge Mutter war für sie die Tätigkeit als Dozentin gut mit der Familiensituation vereinbar – natürlich mit gewissen Hürden. Eine Ganztagsbetreuung für Kinder wie im heutigen „Campus Minimus“ (eine städtische Kindertagesstätte auf dem Campus) gab es damals ebenso wenig wie zum Beispiel die umfassenden Möglichkeiten von Elternzeit.

Polizeidirektorin Caroline Wedler-Krebs, Leiterin Fachgruppe Führungswissenschaften, moderiert die Veranstaltung gekonnt und lässt auch die „junge Generation“ zu Wort kommen:
eine Kollegin, die das Studium mit Kind bewältigt und einen Kollegen, der in Elternzeit Teilzeit arbeitet. Unter der Woche begleitet er mit der mittlerweile zweijährigen Tochter seine studierende Ehefrau nach Villingen-Schwenningen und betreut seine Tochter. Am Wochenende arbeite er in seinem Revier im Schichtdienst.

Beide sind sehr dankbar für die Möglichkeiten an der HfPolBW mit Kind zu studieren. Der „Campus Minimus“, die familienfreundliche Studiengruppe mit besonderen Vorlesungszeiten und die gemeinsame Unterbringung von Eltern mit Kindern auf dem Campus sind u.a. wichtige Eckpfeiler hierfür. Auch Polizeipräsidien die Teilzeit im Schichtdienst nur am Wochenende (in der Elternzeit der Väter) ermöglichen, gehören dazu. Diesem Beispiel aus dem Polizeipräsidium Mannheim schließt sich ab Oktober 2022 auch eine Familie aus dem Bereich des PP Ludwigsburg an.

Trotz aller Errungenschaften gibt es weiterhin Luft nach oben – unter anderem bei der Ausstattung vor Ort – daran wird gearbeitet.

Zum Netzwerken treffen sich im Anschluss an die Veranstaltung alle noch unter freiem Himmel. Ein gelungener Abschluss einer interessanten Veranstaltung, die mehr Aufmerksamkeit verdient hätte.


Fazit:
Es wurde schon viel erreicht auf dem Weg zur Parität an der HfPolBW und es gibt sie, die weiblichen Vorbilder in Führungsfunktionen bei der Polizei. Allerdings gibt es noch viel zu tun, bis Frauen in der Polizei tatsächlich gleichberechtigt sind, vor allem was Führungsfunktionen anbelangt. Wir brauchen mutige Führungskräfte auf allen Ebenen, die Modelle wie Teilzeit in Führung, mobiles Arbeiten und Job Sharing unterstützen. Derartige Entwicklungen kommen allen Geschlechtern und letztlicher der Polizei insgesamt zu Gute.

Petra Wiesel
Sprecherin des Fachbereichs Chancengleichheit, Frauen und Familie

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