Kriminaltango... oder Streifenfahrten?

24.07.2024

Ein Bericht über einen Besuch und Gespräche mit Studierenden der Studiengruppe der Vertiefenden Spezialisierung in Hann. Münden.
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Kriminaltango… na klar kennen die Älteren unter uns das noch. Aber die jungen Studierenden in den Studiengruppen an den drei Standorten der Polizeiakademie Niedersachsen (PA)?

Im nunmehr fünften Jahr wird Studierenden an der PA die Möglichkeit geboten, in eigens eingerichteten Studiengruppen „Vertiefende Spezialisierung“ für kriminalpolizeiliche Arbeitsbereiche qualifiziert zu werden. Ein Erfolg langjähriger beharrlicher Forderungen des Landesvorstands des BDK Niedersachsen.

Die Kriminalpolizei ist, wie viele andere Bereiche auch, ein Zweig der Polizei, den man genau wie andere wählen kann bzw. in den man versetzt wird. Dabei wird aber leider immer wieder deutlich, dass nicht alle Studierenden der Vertiefenden Spezialisierung nach Beendigung ihres Studiums wunschgemäß dort landen, wo sie wollen.

Dazu kommt, dass aufgrund der sehr hohen Pensionierungszahlen der vergangenen Jahre so ganz allmählich das Fachwissen verloren geht. Ach nein das stimmt gar nicht, ziemlich schnell sind die „Bärenführer“, oder wie es heute heißt die „Anleiter“ in Pension und können ihr Erfahrungswissen nicht mehr an die Jüngeren weitergeben.

Der BDK weist seit Jahren auf diese Umstände hin, trotzdem ist nicht viel passiert. Sieht so aus, als ob der Kriminaltango mit den Oldie-Listen bald ganz verschwindet. Und dann? Gute Frage, ich weiß, aber so einfach lässt sich diese leider nicht beantworten.

Deshalb hat der BDK die Gelegenheit genutzt, im Rahmen eines Besuchs bei der PA am Standort Hann. Münden, offene Gespräche mit den Studierenden der Studiengruppe "Vertiefende Spezialisierung" zu führen. Dies hat deutlich gemacht, dass sehr wohl ein großes Interesse vorhanden ist, nach dem erfolgreichen Bestehen des Studiums eine zielgerichtete Verwendung in den ermittelnden Bereichen zu erhalten. Ach ja, die Kripo heißt ja jetzt „ermittelnde Bereiche“.

Im Rahmen dieses Austauschs wurde durch die Studierenden teilweise auch geäußert, zunächst ihren Dienst im ESD versehen zu wollen, um aber nach wenigen Jahren eine - wenn möglich garantierte - Chance zu bekommen, entsprechend ihrer Ausbildung in die Kriminalpolizei zu wechseln. In diesem Zusammenhang wurde vor allem der Wunsch geäußert, dass vonseiten der PA, in Zusammenarbeit mit den dann zuständigen Dienststellen, eine Art „Ablaufplan“ entworfen wird, mit welchem es möglich sein wird, zielgerichtet eine Verwendung im Bereich Kriminalitätsbekämpfung zu finden.

Eine solche Verlässlichkeit ist unbedingt anzustreben – für alle betroffenen Studienabsolventinnen und Studienabsolventen sowie für alle betroffenen Dienststellen.

Der BDK hatte den Polizeidirektionen zur Verwendung nach dem Studium, insbesondere betreffend Verwendung in den verschiedenen Bereichen der Kripo, Fragen gestellt. Die Antworten der Polizeidirektionen zeigen, dass diese grundsätzlich bestrebt sind, die Absolventinnen und Absolventen der Vertiefenden Spezialisierung auch in diesen Bereichen einzusetzen, dies aber aufgrund verschiedener Umstände nicht immer möglich sei.

Im Rahmen der letzten Besprechung der Leiterinnen und Leiter der Personaldezernate war die Vertiefende Spezialisierung auch eines der Themen. Dort wurde darüber gesprochen, das erfolgreiche Projekt nun dauerhaft in das Bachelorstudium zu implementieren. Jährlich können sich somit bis zu drei Studiengruppen (75 Studierende) intensiver mit kriminalistischen und kriminologischen Fragestellungen befassen und sich somit gezielt auf Kriminalitätsbekämpfung vorbereiten.

Wann aber wird die dauerhafte Implementierung endlich vom LPP umgesetzt?

In der Schlussstrophe taucht die Zeile „Abend für Abend immer das Gleiche“ auf. Na ja, man muss es nicht so wörtlich nehmen, aber wir sollten neue Wege gehen und in diesem Zusammenhang auch noch einmal auf das Thema „Fachkarrieren“ aufmerksam machen. Ja, wieder so ein Wort, welches viele nicht (mehr) hören mögen. Aber man sollte schonmal hinhören.

Nach der Erstverwendung geht es bei der Orientierung der jungen Kolleginnen und Kollegen weiter. Sie lernen in ihren Bereichen sehr viel, besuchen Speziallehrgänge, werden umfangreich angeleitet und müssen dann, mit einem Blick auf die erste Beförderung, oft schon den liebgewonnenen Arbeitsplatz verlassen, um in den Genuss einer möglichen Beförderung zu kommen.

Dazu kommt dann noch, wie oben kurz erwähnt, die Frage, gehe ich zurück zur Kripo oder habe ich in einem anderen Bereich bessere Chancen für (m)eine Karriere.

 
Jörn Memenga
Stv. Landesvorsitzender

 

 

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