Kriminalstatistik - Trend oder Mogelpackung?
08.03.2018
Wir gratulieren unseren Kolleginnen und Kollegen, dass trotz teilweise eingeschränkter personeller, zeitlicher und technischer Bedingungen ein solches Ergebnis erreicht werden konnte!
Es wird deutlich, dass gerade durch konzentrierte und spezialisierte Arbeit – wie z. B. durch die Einrichtung von Ermittlungsgruppen - Kriminalitätshäufigkeit unmittelbar beeinflusst werden kann. Überregionale Vernetzung, behördenübergreifende Arbeit mit umfassendem Wissens- und Erfahrungsaustausch bilden die Grundlage dieser Arbeit.
Der richtige Weg!
Gleichzeitig darf der Blick nicht für die Tatsache verschlossen bleiben, dass das notwendige Personal für die Ermittlungsgruppen aus dem aktuellen Personalbestand der Kriminalisten rekrutiert wird und damit im Tagesgeschäft zu erheblichen Mehrbelastungen führt. Dies bei Kolleginnen und Kollegen, die auch weiterhin nicht von Sondereinsätzen der Einsatzhundertschaft (Fußball, Bombenräumung), Haftbereitschaft und neuerdings auch wieder Abschiebungen verschont bleiben und schon jetzt hoch belastet sind.
Einsatzzeiten, die zu Lasten einer erfolgreichen Ermittlungstätigkeit gehen!
Man könnte sagen, dass bei sinkenden Fallzahlen und höherer Aufklärung eine derartige Zusatzbelastung tragbar wäre. Dazu sollte der Blick auf die Tatsache gerichtet werden, dass eine Vielzahl von Straftaten in der öffentlichen Statistik gar nicht aufgenommen wird und dass diese deshalb nur bedingt für eine Aussage zur tatsächlichen Kriminalitätsbelastung geeignet ist.
Grundlage für die Zählung ist der Tatort. Und der wird als der Handlungsort des Täters definiert. Was bedeutet, dass gerade bei der Internetkriminalität vielfach außerhalb von Osnabrück (und außerhalb Niedersachsens) gehandelt wird. KiPo, Fake Shops und Cyber-Attacken sind so vielfach der Weg in diese Statistik verwehrt, genau wie bei einer Vielzahl von Falschgelddelikten und z. B. Vermisstensachen. Serientaten (z. B. Scheckkartenbetrug) werden - weil nur ein Geschädigter - jeweils als eine Tat gezählt. Alles bei immer höherem Arbeitsaufwand z. B. durch die drastisch gestiegene Datenermittlung und -auswertung.
Und wenn sich ein krimineller Anrufer als Polizeibeamter ausgibt, dann zählt der Versuch dieser Straftat nicht für die örtliche Dienststelle des Angerufenen. Obwohl der Abholer direkt vor der Tür steht... Dafür gibt es stattdessen eine gesonderte, nicht veröffentlichte Statistik…
Insgesamt Hunderte von Straftaten, die nicht gezählt werden!
Gefährlich ist aus unserer Sicht die Tatsache, dass durch diese Praxis eine Darstellung des tatsächlichen Straftatenaufkommens unvollständig ist, gleichzeitig aber auf dieser Basis das Personal berechnet und später zugewiesen wird.
Keine Straftaten = Kein Arbeitsaufkommen = Kein Personal
Wird die weiter steigende Belastung der Kolleginnen und Kollegen billigend in Kauf genommen?
Wir wünschen uns einen lebhaften internen Diskurs mit dem Ziel, ohne politischen Präsentationsdruck über diese Differenzen zu sprechen. Damit auch zukünftig die Chance besteht, ausreichend Personal und Mittel für eine erfolgreiche Kriminalitätsbekämpfung zur Verfügung zu haben.
Der Vorstand des Direktionsverbandes Osnabrück