Kriminalist – nur ein Fortbildungsberuf?

09.07.2012

Seit Jahren und Jahrzehnten setzt sich der BUND DEUTSCHER KRIMINALBEAMTER dafür ein, dass sowohl der Kriminalist als auch die Kriminalwissenschaften die Anerkennung als Beruf bzw. Wissenschaft finden, die ihnen zustehen. In Mecklenburg-Vorpommern ist die Situation nach unserer Meinung besonders prekär.
Kriminalist – nur ein Fortbildungsberuf?

Wer in unserem Bundesland Kriminalkommissar(-in) werden will, kann das zunächst gar nicht werden. Bestimmt vom Gedanken an einen Universalpolizisten gibt unser Innenministerium vor, das alle Berufsanfänger gefälligst das Gleiche zu lernen haben, mit der Hauptrichtung Schutzpolizei. Und so können die jungen und interessierten Frauen und Männer nur Polizeikommissar(-in) werden und werden nach ihrer Ausbildung zwingend in der Bereitschaftspolizei eingesetzt.

Und es könnte noch schlimmer werden. Im Zuge der Neuausrichtung des Polizeistudiums an der Güstrower Fachhochschule soll die Ausbildung in den Kriminalwissenschaften weniger Stunden umfassen als bisher. Begründet wird dieser geplante Schritt mit der späteren Praxis, der die Absolventen ja schließlich in die Bereitschaftspolizei bringt.

Es herrscht wohl in unserem Ministerium bei den maßgeblichen Leuten immer noch der Gedanke vor, dass die Kriminalpolizei ein Ruheplatz für die Innendienstkranken ist und ein Kriminalpolizist nach 20 Jahren Streifendienst durch eine kurze Fortbildung entsteht. Wir sind es als Berufsvertretung leid, immer wieder zu betonen, dass es sich bei der Kriminalistik um eine eigenständige Wissenschaft handelt und Kriminalist ein Beruf mit eigenem Berufsbild ist. Und eine Wissenschaft sollte studiert werden. Für Mecklenburg-Vorpommern jedoch ist das noch ein sehr weiter Weg.

Doch es ging und geht auch anders.

Bis zur Wende wurden angehende Kriminalisten in Kriminalistik-Klassen an der Polizeischule in Aschersleben unterrichtet oder sie studierten vier Jahre das Fach Kriminalistik an der Humboldt-Universität zu Berlin. Anschließend nahmen sie als kriminalistische und polizeiliche Fachleute ihren Dienst auf. Eine vergleichbare Kriminalausbildung gibt es heute in unserem Bundesland nicht mehr. Dass wir aber eine derartige Studienrichtung brauchen, zeigt auch der Blick zu unseren Nachbarn. In Schleswig-Holstein und Hamburg wird spartenspezifisch eingestellt und ausgebildet, so dass der Berufsanfänger nach der Ausbildung je nach Wunsch Polizei- oder Kriminalkommissar(-in) wird. Schauen wir noch weiter westlich. An der Saxion Hochschule in Enschede kann das Fach „Crime Science“ studiert werden. Dort studieren auch Deutsche und erhalten eine ausgezeichnete Ausbildung (nach spiegel-online vom 21.05.2012 wird man Super-Cop). Allerdings sind dann die Berufschancen in Deutschland gering, weil die Innenministerien Seiteneinsteiger, die nicht an Polizeischulen studierten, mehrheitlich ablehnen, weil es eben in Deutschland vergleichbare Ausbildungen nicht gibt.

Hier gilt es schleunigst umzudenken, damit die Kriminalpolizei und die Kriminalistik in Mecklenburg-Vorpommern nicht untergehen.