Junge Kripo Camp 2019
04.08.2019
Ist das polizeiliche
Lagebild, die Polizeiliche Kriminalstatistik, überhaupt geeignet, um die
derzeitige tatsächliche Bedrohungslage adäquat abzubilden? Welche Erfahrungen
macht die Antivirenindustrie und wie haben sich die Schadcodes in den letzten
Jahren verändert? Gibt es in der Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen
deutschen Behörden und in der europäischen und weltweiten Kooperation bei der
Bekämpfung von Cybercrime Probleme oder funktioniert alles reibungslos? Das
sind nur drei Fragestellungen die es im diesjährigen Junge Kripo Camp des BDK
zu klären galt, zu dem sich Mitte Juli mehr als 100 Teilnehmerinnen und
Teilnehmer aus ganz Deutschland trafen.
Nach einer knapp siebenstündigen Zugfahrt erreichten auch fünf Brandenburger
Kommissar-Anwärter gemeinsam mit den Kollegen des Landesverbands Berlin die
Studentenstadt Heidelberg, wo das Jung Kripo Camp am Freitagmittag mit einer
herzlichen Begrüßung durch Steffen Mayer, den Vorsitzenden des Landesverbands
Baden-Württemberg und einem Einführungsvortrag des Polizeipräsidenten des PP
Mannheim, Andreas Stenger, begann. Was folgte waren zwei hochinteressante Tage,
in denen wir neben der grundlegenden Einführung in die Thematik Cybercrime und
Cyberwar vieles über Vieren, Würmer und Trojaner erfuhren, das Darknet und
Kryptowährungen kennenlernten und vom LKA Baden Württemberg einen Einblick in
das spannende Arbeitsfeld der Cybercrimeermittlungen erhielten. Hier wurden
insbesondere auch die Herausforderungen an die kriminalpolizeiliche
Ermittlungsarbeit in einer Welt voller Daten skizziert und ein Blick auf das
vermutlich ziemlich große Dunkelfeld geworfen, dass es in diesem Deliktsbereich
gibt.
Besonders interessant war der Vortrag von Staatsanwalt Michael Weber von der Staatsanwaltschaft Mannheim, der die Cybercrimebekämpfung aus Sicht der Staatsanwaltschaft darstellte und einige interessante Ermittlungsansätze aufzeigte.
Anschließend erhielten wir Einblicke, wie es Softwarefirmen gelingt, der unendlich großen Vielfalt und Anzahl von schädlicher Software Herr zu werden, welche Möglichkeiten und Grenzen Kommunikationsspuren bieten und wie wichtig digitale Informationsgewinnung in der Strafverfolgung ist.
Zum Abschluss wurde es
dann praktisch. Die Hacker kamen zum Zug und zeigten uns, wie schnell es mit
einem einzigen Klick auf einen E-Mail Anhang möglich ist, einen Computer mit
einem Virus zu infizieren und was dem "Hacker" dadurch alles
ermöglicht wird.
Auch der Umstand, welche Gefahren ein völlig harmloses Werbegeschenk in Form
einer Computermouse für die eigene Sicherheit im Netz haben kann, war von
vielen Teilnehmern ebenso unterschätzt worden, wie die Möglichkeit eines Man in
the middle Angriffs über die Internetverbindung eines Smartphones.
Aber auch das gesellige Beisammensein kam in Heidelberg nicht zu kurz. Beide Abende wurden zum ausgiebigen Erfahrungsaustausch mit den Kolleginnen und Kollegen der anderen Landesverbände genutzt.
Am Ende des
Wochenendes stellte Steffen Mayer fest:
„Wir müssen gemeinsam als Polizei der nächsten Generation daran
arbeiten, dass die Opfer von Cybercrime konsequent und zeitnah Anzeige bei der
Polizei erstatten. Das gilt für Privatpersonen und für Firmen. Wir müssen hier
in der Tat für mehr Vertrauen in die Polizei und ihre Fähigkeiten werben. Die
Ermittlungen im Netz sind komplex, aber wir haben auch im Cyberraum
Kompetenzen, die bei der Aufklärung von Straftaten helfen. Wo uns selbst
Kompetenzen fehlen, helfen uns Kooperationen innerhalb der Behörden und das
Wissen externer Firmen weiter. Das Internet ist kein rechtsfreier Raum.“
Sensibilisiert und fasziniert von neuem Wissen verließen wir Heidelberg am Sonntag. Wir bedanken uns herzlich bei allen Vortragenden und Organisatoren und freuen uns schon jetzt auf ein Wiedersehen beim nächsten Junge Kripo Camp in Sachsen.