Hamburger Kriminalbeamte zum Einsatz im Hochwassergebiet
03.08.2021
„Nachdem ich die verheerenden Bilder der Flutkatastrophe in RP / NRW sah, war für mich schnell klar, dass ich nicht nur spenden, sondern auch vor Ort helfen will. Ein paar Telefonate mit meinem näheren Umfeld führten schnell zu drei weiteren Helfern, welche mit mir am Wochenende 24.07./25.07.2021 in die Region fahren wollten. Da so etwas nicht kopf- und planlos laufen darf, wandte ich mich an die Kollegen in NRW und erfragte, wie wir am sinnvollsten vor Ort unterstützen können. Mit Vertretern der dortigen BAO konnte ich in der Folge entsprechende Vorabsprachen treffen. Weiterhin gesellte sich nach einer Abfrage im LKA 15 noch eine weitere Helferin dazu und andere Kolleginnen stellten dankenswerterweise Wohnwagen zur Verfügung, damit wir nicht zelten, wie ursprünglich angedacht. Im Freundes- und Kollegenkreis kam auch etwas Geld zusammen, um vor Ort dringend benötigte Arbeitsmaterialien aus Hamburg mitzubringen. So konnten mit diesen Geldern und einem Zuschuss des BDK Hamburg benötigte Schaufeln und Wasserschieber gekauft werden, welche wir am 24.07.2021 im PP Bonn ausluden.
Bis zu diesem Zeitpunkt war das Ausmaß der Katastrophe noch fern und wenig greifbar. Dies änderte sich aber schlagartig mit dem Befahren des Katastrophengebietes. Die gesehene Zerstörung und das erlebte Leid der Betroffenen sind über ein paar Bilder oder Videosequenzen nicht wirklich einzufangen. Vor Ort kreisten noch immer die Hubschrauber, ganze Straßenzüge mit meterhohen Müllbergen, Menschen die seit Tagen am Rande der Erschöpfung arbeiten und diejenigen, die vor dem Existenzaus stehen. Das live zu erleben ist eben doch etwas Anderes als sich die Bilder in den Nachrichten anzuschauen.
In Bad Neuenahr-Ahrweiler beräumten wir mit weiteren Helfer:innen eine Seniorenresidenz. Menschen, die sich ohnehin auf das Notwendigste und auf Erinnerungsstücke reduziert hatten, bewohnten zuvor dieses Haus. Uns blieb aufgrund des Schlammes und ersten Schimmelbildungen nichts weiter übrig als u.a. dieses letzte Hab und Gut auszuräumen und zu den unzähligen Müllbergen zu schaffen. Ein sehr erdrückendes Gefühl. Anfangs waren wir etwa 35 Helfer:innen im Gebäude. Das reichte nur bedingt aus, um sichtbare Veränderung zu schaffen. Im Laufe des Tages kamen dann aber peu à peu weitere Personen dazu, so dass bis zu unserer Abfahrt am Sonntag auch „etwas Messbares“ erreicht werden konnte. Allerdings war auch klar, dass dort noch so viel zu tun ist und über viele Wochen hinweg jede helfende Hand dringend benötigt wird. Daher fuhren wir bereits mit dem Vorsatz „Wir kommen wieder!“ aus dem Katastrophengebiet in Richtung des PP Bonn.
Die Dankbarkeit der betroffenen Menschen, aber auch der Kollegen war deutlich spürbar und wurde uns immer wieder gezeigt. Und so ließ es sich auch der Polizeipräsident von Bonn nicht nehmen sich am Sonntag persönlich bei uns zu bedanken und uns zu verabschieden.
Unter dem Eindruck des Erlebten organisieren wir uns nun erneut und wollen nach derzeitiger Planung von Montag, 09.08.2021, bis Freitag, 13.08.2021, vor Ort helfen. Wer sich also berufen fühlt ein paar Urlaubstage oder Überstunden zu opfern, um sich uns anzuschließen, ist herzlich willkommen und kann gern mit mir unter Tel.: 4286 - 71576 Kontakt aufnehmen. Es wird jeder Helfer / jede Helferin benötigt. Wer Ähnliches zu einem anderen Zeitpunkt planen möchte, kann sich auch gern bei mir melden. Ich würde dann versuchen einen Kontakt nach NRW oder RP herzustellen und / oder Anlaufadressen mitzuteilen."
Gerald Formum, LKA 152, Landeskriminalamt Hamburg