Der Fussball und die Gewalt
26.08.2017
Bereits Mitte Juli 2017 hatte der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl rund 80 Vertreter der Fußballvereine, Fanbetreuer und Fanprojektsprecher, Polizei, Kommunalvertreter und Staatsanwaltschaft sowie Gewerkschaftsvertreter zu einem Fußballsicherheitsgipfel ins Ministerium eingeladen. So konnte sich auch der BDK direkt vor Ort über die neusten Entwicklungen informieren. Im Zentrum des neuen Ansatzes steht der Dialog aller Beteiligten, der in Form von Stadionallianzen mit allen beteiligten Akteuren vor Ort vorangebracht werden soll.
Die bereits bei dem Gipfel skizzierten Zahlen der Fußballsaison 2016/2017 zeigen Handlungsbedarf auf, wenngleich nicht generalisiert werden darf, denn nicht bei allen Spielen kam und kommt es zu besonderen Vorkommnissen. Die Bilanz 2016/2017 wurde nun am 17. August 2017 durch eine Pressemitteilung des Innenministeriums veröffentlicht.
Obwohl es weniger Spielbegegnungen gab, als in der Vorsaison, sind sowohl die Einsatzstunden der Polizei deutlich gestiegen, als auch die Anzahl der Straftaten in Zusammenhang mit Fußballspielen.
Dies spiegelt sich dann auch in der Zahl der verletzten Personen wider. So wurden 132 Personen, darunter auch 29 Polizeibeamtinnen und -beamte verletzt. „Jede verletzte Person ist eine zu viel, denn Gewalt darf bei Fußballspielen keinen Raum einnehmen. Die klare Ansage des Innenministeriums ist deshalb richtig, es muss eine rote Linie geben und wenn diese überschritten wird, wird die Polizei wie bisher konsequent gegen Straftäter vorgehen. Das muss auch mit Blick auf unkontrolliert abgebrannte Pyrotechnik im Stadion gelten und trotzdem kommt es immer wieder zu Bildern, die keiner sehen möchte“, kommentiert BDK-Landesgeschäftsführer Steffen Mayer in Stuttgart die neusten Zahlen.
Für die Vertreter des BDK war es nicht nachvollziehbar, dass bei dem Sicherheitsgipfel aus Fanbetreuerkreisen beispielsweise geäußert wurde, dass Polizeieinheiten in Schutzkleidung bereits eskalierend wirken und auch die Polizeipräsenz grundsätzlich reduziert werden sollte.
Negativ in Erinnerung ist leider auch das phasenweise Hin- und Herschieben des Balles – also hier der Verantwortung – in der Diskussion. Das meiste würde doch bereits getan, so einige Äußerungen der verschiedenen Vertreter.
Für den stellvertretenden Landesvorsitzenden Reiner Pimpl und Steffen Mayer war aber nach dem Gipfel klar, dass es noch Verbesserungspotential gibt. Beim Schutz der Zuschauer vor, während und nach dem Spiel, bei der Identifizierung von Straftätern, bei dem Thema Stadionverbote und eben auch im Dialog der Verantwortlichen.
Es gibt leider ein großes Störerpotential, das speziell die Polizei im Blick halten muss. Besorgniserregend ist zudem das zunehmende Solidarisierungspotential, das sich nicht nur bei Vorkommnissen rund um Fußballspiele sondern auch bei Demonstrationen zeigt. Dies spiegelt sich auch in der Feststellung wider, dass Straftäter immer wieder von der Masse gedeckt werden und keine Bereitschaft besteht bei der Identifizierung von Störenfrieden mitzuwirken. Alle Fußballfans sind hier gefordert, Ordnungswidrigkeiten und Straftaten gemeinsam zu ächten und nicht den Chaoten die Aufmerksamkeit zu überlassen, sondern den Sportlern auf dem Rasen.
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