Es herrscht ein Drogenkrieg, über den die Polizei keine Kontrolle hat
12.01.2023
Mitten im Hamburger Stadtteil Tonndorf fallen am Morgen des 11.01.2023 mehrere Schüsse. Der Insasse eines PKW wird lebensgefährlich verletzt.
Im letzten Sommer wurde ein junger Mann in einer Shishabar erschossen. In beiden Fällen führt die Spur ins organisierte Drogenmilieu.
Jan Reinecke, Landesvorsitzender des BDK Hamburg erhebt nach der neuerlichen Tat schwere Vorwürfe. In einem Interview stellt er fest:
„Wir haben es mir einer Generation an Kriminellen aus dem Rauschgiftmilieu zu tun, die nicht davor zurückschreckt, ihre Kontrahenten einfach zu erschießen“
Das, was wir hier sehen, ist das Dunkelfeld der Rauschgiftkriminalität, was die Politik seit Jahren nicht sehen wollte. Jan Reinecke weiter:
"Es herrscht ein Drogenkrieg, über den die Polizei keine Kontrolle hat. Uns fehlen die Möglichkeiten Täterstrukturen zu ermitteln, denn die IT technischen Möglichkeiten der Polizei sind eine Katastrophe und auch der Datenschutz setzt uns unüberwindbare Grenzen.“
Die drei Monate, in denen die Polizei durch die EncroChat-Verfahren einen Einblick in die Strukturen der Organisierten- und Rausgiftkriminalität bekommen hat, waren ein Glücksfall für die deutschen Polizeibehörden. Der Dank gilt allerdings französischen und belgischen Strafverfolgungsorganen. Deutsche Behörden hätten dies allein schon aufgrund der strengen Datenschutzvorgaben niemals hinbekommen.
Organisierte Kriminalität bekämpfen zu wollen, heißt diese auch sehen zu wollen! Jan Reinecke kritisiert:
„Durch die fehlende Unterstützung der Ermittler durch die Politik ist die Arbeit für viele Kolleginnen und Kollegen der Kriminalpolizei nur noch frustrierend.“
Es bleibt zu befürchten, dass durch den Personalmangel im Hamburger LKA wohl schon bald 10.000 angezeigte Straftaten unbearbeitet in den Eingangskörben der Ermittlerinnen und Ermittler liegen bleiben werden. Für die Verfolgung von zusätzlicher Organisierter- und Rauschgiftkriminalität werden der Polizei Hamburg dann schlichtweg die Ressourcen fehlen.
Links zum Interview:
24Hamburg
Hamburg Journal
NDR