Ermordung des niederländischen Filmemachers Theo van Gogh zwingt zur Neubewertung der Terrorbedrohung
06.11.2004
Der Vorsitzende des Bund Deutscher Kriminalbeamter, Klaus Jansen, begrüßt den Realismus, der bei den Spitzen der deutschen Sicherheitsbehörden in ihren Beiträgen auf der Herbsttagung des BKA deutlich geworden ist:
"Sowohl BKA-Präsident Jörg Ziercke, der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz Heinz Fromm als auch zahlreiche andere Redner zeigten die derzeitigen Defizite bei der Terrorismusbekämpfung in erfreulicher Offenheit und Nüchternheit auf. Nur so können die erforderlichen Ansätze gefunden werden. Die Sicherheitsbehörden räumen ein, dass wir noch längst nicht alles wissen, wir es noch nicht vollständig begriffen haben, wie junge Menschen sich für Selbstmordattentate rekrutieren lassen. Neben den Motiven gibt es offenbar ganz konkrete Mechanismen, bei denen die Sicherheitsbehörden im Dunkeln tappen".
Nach Ansicht des BDK ist hierzu eine Bestandsaufnahme erforderlich, die sich nicht auf die Betrachtung im Ausland verkürzen darf. Dazu Klaus Jansen:
"Die Ermordung des niederländischen Filmemachers Theo van Gogh durch einem 26 Jahre alten Amsterdamer mit niederländischer und marokkanischer Staatsangehörigkeit, der sein Opfer offenbar niedergestochen und erschossen hat, weil Theo van Gogh sich kritisch mit der Unterdrückung von Frauen im Namen des Islam auseinandergesetzt hat, zeigt deutlich, dass die Probleme vor unserer Haustür sind. Dem niederländischen MP Jan Peter Balkenende muss zugestimmt werden, wenn er darin mit den Worten "Unsere Demokratie würde an der Wurzel angegriffen, wenn man seine Meinung nicht mehr äußern könnte", eine bedenkliche Entwicklung sieht. Der Blickwinkel muss dabei nach Ansicht des BDK-Bundesvorsitzenden auch auf den Bereich der sog. Konvertiten in Deutschland erweitert werden.
" Fachleute gehen davon aus, dass es auch bei uns 30.000 Zwangsheiraten im islamischen Milieu mit entsetzlichen menschlichen Tragödien gibt. Genau gegen dieses Problem hat van Gogh öffentlich Position bezogen".
Der Bund Deutscher Kriminalbeamter fordert umgehend und ausdrücklich die erforderliche Qualifizierung des Personals im Bereich der Sicherheitsbehörden.
"Wir werden weiter im Dunkeln tappen, wenn wir nicht unverzüglich die vorhandenen Informationen in die Arbeitsebenen der Sicherheitsbehörden bringen. Es bleibt abzuwarten, wann der begrüßenswerte Erkenntnisgewinn der Herbsttagung des BKA dort angekommen sein wird. Zukünftiges Personal für den Sicherheitsbereich darf nur noch unter Berücksichtigung der gestiegen Anforderungen im Bereich der Bekämpfung des islamistischen Terrorismus und der global agierenden organisierten Kriminalität rekrutiert werden".
Rückfragen bitte an den Pressesprecher des BDK
Bernd Carstensen 0431 160 2980