Dresdner Kriminalisten Frühstück - Im Gespräch mit der Rechtsmedizin

07.04.2023

Zu Gast: Prof Dr. med. Steffen Heide
Maret Hosemann - Pixabay

Dass es thematisch eine spannende Gradwanderung ist, wenn man ausgerechnet zu einem Frühstück zwischen heißen Brötchen und duftendem Kaffee einen Institutsdirektor der Rechtmedizin zum Gespräch einlädt, war im Vorfeld allen klar. Dass es am Ende eine so interessante und tragende Veranstaltung wird, allerdings nicht. 

Der Bund Deutscher Kriminalbeamter e.V. lud am 25.03.23 zum regelmäßig stattfindenden Kriminalisten Frühstück den Institutsdirektor der Rechtsmedizin Dresden, Prof. Dr. med. Steffen Heide ins Carolaschlösschen, angrenzend an den schönen Carolasee im Großen Garten ein. Das Restaurant war gut vorbereitet und die Anwesenden gespannt, sodass es nach einer kurzen Eröffnung durch unseren Landesvorsitzenden Torsten Schmortte los gehen konnte und der Professor zu Wort kam. Torsten erörterte neben den Lebensstationen des Rechtsmediziners auch viele dabei interessante Umstände, welche Herr Heide sehr offen, ohne größere Umschweife und fesselnd erläuterte. Aufgrund der Fülle von Informationen hier nur einige Stationen und Feststellungen:

 Steffen Heide wurde 1966 in Sebnitz in der Sächsischen Schweiz geboren. Er besuchte die Polytechnische Oberschule in Sebnitz und anschließend die erweiterte Oberschule. Beide schloss er mit Prädikat „Auszeichnung“ und „sehr gut“ ab. Er begann seine berufliche Vita mit einem Praktikum in der Pflege im Kreiskrankenhaus Sebnitz und wurde dann in den 3-jährigen Militärdienst einberufen, nach dessen Abschluss er das Medizinstudium (Vorklinik) an der Humboldt-Universität zu Berlin begann und im Folgenden auch an der Technischen Universität Dresden (Klinik) beendete. Nach unterschiedlichen Stationen im Rahmen seines praktischen Jahres begann er 1994 seinen Arzt im Praktikum und im Jahr 1996 erhielt er seine Approbation. Er promovierte 1997 zum Thema „Der Suizid im Landkreis Sebnitz in den Jahren 1987 bis 1991“ und wurde danach Assistenzarzt am Institut für Rechtsmedizin des Universitätsklinikums in Halle, wo er auch seine Ehefrau kennenlernte und heiratete. Als Facharzt für Rechtsmedizin war er hier tätig und auch Mitglied in der Ethikkommission der med. Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Nach Ernennung zum Oberarzt und seiner Habilitation zum Thema „Medizinische Aspekte des Polizeigewahrsams“ wurde er 2012 zum Leitenden Oberarzt ernannt. Als Mitglied der Facharztprüfungskommission für Sachsen-Anhalt, stellvertretendem Geschäftsführer der voran genannten Ethikkommission besuchte er ein weiteres Studium an der Universität in Heidelberg. Hier wurde ihm auch die Bezeichnung „außerplanmäßiger Professor“ verliehen. Neben der damit verbundenen der Abkürzung „apl. Prof.“ erhielt er neben diesem Ehrentitel, der an Wissenschaftler verliehen wird, die sich nachweisbar um die Forschung und Lehre verdient gemacht haben, auch seinen akademischen Grad „Master of Medical Education“.

2020 wurde er Direktor des Instituts für Rechtsmedizin der Medizinischen Fakultät der Technischen Universität in Dresden, wo er seitdem tätig ist. Seit 2023 ist er zudem auch Herausgeber der Zeitschrift „Rechtsmedizin“ dem Organ der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin.

Allein in der bloßen Aufzählung einiger seiner bisherigen Lebensstationen ist zu verspüren, welche Koryphäe als Gesprächspartner zum Gespräch erschienen war. Umso angenehmer und überraschender, wie offen, menschlich, bodenständig und bescheiden Herr Heide auftrat. Er beantwortete geduldig die Fragen, auch alle Sämtlichen im Anschluss, welche durch die Anwesenden gestellt wurden.

Er wies in Anerkennung auf ihre Leistungen auf seine Vorgängerin Prof. Dr. med. Christine Erfurt hin, welche sich ebenso im Publikum befand. Die Professorin war seit März 2009 am Institut für Rechtsmedizin Dresden als kommissarische Leiterin und ab 2011 als Direktorin des Institutes tätig. Ihre Professur erhielt sie im Jahr 2012. Sie wirkte im Institut bis zum Eintritt ihres Ruhestandes 2020 und Übergabe des Staffelstabes an Prof Dr. Heide. Es war für alle Anwesenden ein sehr freundschaftlich wirkender Austausch der beiden Koryphäen spürbar.

Im Folgenden waren die Fragestellungen der Anwesenden sehr unterschiedlich. Die Arbeit einer Ethikkommission, aber die „Medizinische Aspekte des Polizeigewahrsams“ sowie die spätere deutschlandweite Untersuchung des Professors, aber auch die tägliche Arbeit des Institutsleiters inklusive seiner Hobbies wurden thematisiert. In der Vergangenheit liegende aufsehenerregende Fälle, wie „Die Leiche im Teppich“ oder der „Sebnitzer Todesfall des sechsjährigen Joseph Abdulla“ kamen dabei ebenso vor, wie Erfahrungen im Zusammenhang mit der Sonderkommission Michelle aus Leipzig oder dem Terroranschlag 2019 in Halle. Außerdem erläuterte der Professor den Umfang und die Grenzen der Altersbestimmung beim Menschen. Diese zieht für das einzelne Individuum eine Vielzahl von Rechten und Pflichten nach sich, z. B. die Geschäftsfähigkeit, die Handlungs- und die Verfahrensfähigkeit sowie die Strafmündigkeit.

Auf die abschließende Frage, ob er vor die Wahl gestellt, seinen beruflichen Weg nochmal genauso einschlagen würde, antwortete der Professor sehr schnell, zufrieden und überzeugend: „Auf jeden Fall!“ Dies läge hauptsächlich auch am Abwechslungsreichtum seines Handelns.

Insofern wurden die Erwartungen des Bund Deutscher Kriminalbeamter Sachsen e.V. und der Anwesenden bei Weitem übertroffen!

Wir bedanken uns recht herzlich für die offenen Einblicke, die uns Prof. Dr. med. Heide in seine berufliche Tätigkeit und Erfahrungswelten gewährte und freuen uns auf weiterhin gute Zusammenarbeit und einen regen Austausch. Es gibt viele interessante Themen für uns, wie z.B. die Erneuerung des Sächsischen Bestattungsgesetzes.

Packen wir es an! Gemeinsam!

in.zukunft.bdk.sachsen

Kontakt
Lars Winter

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