Die Situation der Fahndungsdienststellen in Mecklenburg-Vorpommern – eine Bestandsaufnahme
10.03.2025

Beschäftigte aus unserem Bundesland haben uns berichtet was die wesentlichen Probleme in unserem Bundesland sind:
- begrenzte operative Handlungsfähigkeit der Zielfahndung im LKA und Fahndungseinheiten in den Kriminalkommissariaten
- mangelnde und nicht einheitliche technische Ausstattung
- fehlende Ermittlungssoftware
- personelle Engpässe, besonders in Kriminalkommissariaten
- uneinheitliche Vorgehensweise bei der Fahndung
Allein aus diesen Punkten lässt sich erkennen, dass strukturelle Veränderungen notwendig sind, um die Fahndung in M-V besser aufzustellen.
Fokussierung auf Intensivtäter
Nicht selten liegt der Fokus der Fahndungsdienststellen auf Haftbefehlen mit Geldstrafen bzw. Ersatzfreiheitsstrafen. Ja, auch diese Haftbefehle müssen umgesetzt werden. Das Hauptaugenmerk sollte aus unserer Sicht vielmehr auf Intensivtäter gelegt werden. Gerade diese Personen erzeugen Strafanzeigen ohne Ende und Mehrarbeit für die Kripo, wenn sie nicht rechtzeitig gestoppt werden. Fokussiert nach Intensivtätern zu fahnden erspart den Dienststellen zukünftige Fälle und viel Arbeit und Nerven. Das sollte oberstes Ziel sein.
Kriminalkommissariate „am Ende der Nahrungskette“
In Kriminalkommissariaten fehlt es grundsätzlich an ausreichend Hard- und Software. Dann kommen auch noch Krankheit und andere Fehlgründe dazu. Zu zweit losfahren wird dann schwierig, weil die Eigensicherung nicht mehr gewährleistet ist. Operative Handlungsfähigkeit auf der Straße ist dann des Öfteren nicht gegeben. Fahndung vom Büro oder aus dem Home-Office geht ab und zu mal. Meistens findet Fahndung jedoch draußen an der frischen Luft statt. Die jetzige Stärkung der Kriminaltechnik in den Kriminalkommissariaten ist zwar dringend geboten, greift aber insgesamt viel zu kurz. Die gesamte Kripo muss endlich allen Notwendigkeiten der Verfolgung von Straftaten angepasst werden, von der Ausbildung bis zur Ausstattung.
Die aktuellen Signale zur Haushaltssituation in M-V sind auch dem BDK bekannt. An zusätzliche Beschaffungen oder mehr Personal darf gar nicht erst gedacht werden. Man solle froh sein, wenn das Jetzige beschafft werden kann, hört man.
Fahndung ohne einheitliches Konzept
Was auf gar keinen Fall geht: M-V hat kein landesweit einheitliches Fahndungskonzept. Bis jetzt fahndet jede Fahndungsdienststelle unterschiedlich. Jeder arbeitet anders, weil unterschiedliche Erfahrungen und Vorgehensweisen erlernt und gegenseitig beigebracht wurden. Das muss nicht schlecht sein. Nur sollte es ein wenig mehr Koordination und Einheitlichkeit geben. Auch die Technik und Beschaffung regelt jeder selbst. Das führt dann z.B. dazu, dass Fahnder mit typischen auffälligen Dienst-Kraftfahrzeugen losfahren müssen. Das polizeiliche Gegenüber erkennt diese Fahrzeuge mit einiger Erfahrung von Weitem. Fahndungserfolge bleiben so aus.
Ein landesweites Fahndungskonzept soll nicht alles penibel und kleinteilig von oben herab regeln, aber zumindest eine grobe Orientierung für alle geben.
Ob die Fahndungsstruktur im Land noch die Richtige ist, darf mit einem Fragezeichen versehen werden. Wie eine mögliche neue Fahndungsstruktur aussieht, wird hoffentlich mit allen Fachleuten aus allen beteiligten Dienststellen besprochen, sollte es zu Strukturänderungen kommen.
BDK-Forderungen zur Verbesserung in den Fahndungsdienststellen:
- landesweites Fahndungskonzept für Technik, Kfz, Aus- und Fortbildung, Personal
- schnelle Beschaffung von notwendiger technischer Ausstattung (z.B. Kameras, Nachtsichttechnik, Wärmebild, Öffnungswerkzeug)
- Digitalisierung von Arbeitsprozessen, insbesondere für Haftbefehle zwischen Staatsanwaltschaft und Polizei um Arbeitsprozesse zu beschleunigen und Fehler zu minimieren
Ein gut funktionierender Fahndungsbereich stärkt nicht nur die Kripo, sondern auch das Sicherheitsgefühl in der Bevölkerung.
Der geschäftsführende Landesvorstand