Die Mär über kriminelle Flüchtlinge
20.09.2016
Obwohl der Nordosten nur einen im Bundesvergleich geringen Ausländeranteil an seiner Bevölkerung zu verzeichnen hat wurde vielfach behauptet, mit den Flüchtlingen und Asylsuchenden werde die Kriminalität stark anwachsen bzw. sei sie enorm gestiegen. Soweit es das Hellfeld der Kriminalität, also die der Polizei bekannt gewordenen Straftaten betrifft, lässt sich der richtigstellende Beweis für das Jahr 2015 sicher führen.
Unser Landeskriminalamt hat für 2015 keinen wesentlichen Anstieg der Kriminalität durch Zuwanderer festgestellt. Werden pro Monat in Mecklenburg-Vorpommern etwa 10.000 Straftaten registriert, so sind davon lediglich ungefähr 300 von Zuwanderern begangen worden. Dabei handelt es sich vorwiegend um Ladendiebstähle, Raubstraftaten, Körperverletzungen (besonders untereinander) oder Betrugsstraftaten wie das so genannte Schwarzfahren. Damit müssen dieser Bevölkerungsgruppe circa 3 % aller Straftaten zugeschrieben werden, wobei das Dunkelfeld diese Zahlen verschieben könnte.
Im ganzen Jahr 2015 wurden mehr als 6.100 Taten durch Ausländer begangen, davon fielen auf die Asylbewerber etwa 2.200 Fälle. Der Anteil der Steigerung an der Gesamtkriminalität fiel dabei geringer aus als der Anstieg an der Gesamtbevölkerungszahl durch die Flüchtlinge und Asylbewerber. Ohne etwas beschönigen zu wollen kann damit gesagt werden, dass die erhöhte Zahl der Zuwanderer nicht zu einer erhöhten Kriminalität geführt hat, auch wenn die blanken Zahlen leicht angestiegen sind. Doch die Logik sagt uns, dass mehr Menschen auch zu mehr Kriminalität führen dürften.
Als politisch neutraler Berufsverband wollen wir natürlich auch die Zunahme der Straftaten nicht verharmlosen oder verharmlosend darstellen. Es gilt die Ursachen zu benennen und zu bekämpfen. Eine wesentliche Ursache für die Entstehung von Kriminalität dürfte der längere Aufenthalt in Sammelunterkünften und den dort schnell entstehenden Spannungen und Gruppen sein, die sich auch später noch auswirken können. Hier muss rechtzeitig verhindert werden, dass organisierte Strukturen entstehen, die sich auf OK-typischen Deliktsfeldern betätigen.
Laut dem Landeskriminalamt Mecklenburg-Vorpommern wird auch 2016 keine wesentliche Erhöhung der Fallzahlen erwartet. Auch aktuell wird sich die Zahl der Straftaten von Zuwandern an der Zahl der Zuwanderer nach MV orientieren, also ganz im Bundestrend liegen.