Die Kriminalitätsstatistiken für die Jahre 2020 und 2021 sind so wertlos wie keine zuvor
31.01.2021
Formen der Gewaltkriminalität, die in gewöhnlichen Zeiten im Umfeld von sportlichen Großereignissen, Bar- oder Clubbesuchen, häufig nach Konsum berauschender Mittel begangen wurden, fallen derzeit mangels Tatgelegenheit aus. Viele Bundesländer melden bereits jetzt einen signifikanten Rückgang der Wohnungseinbruchsdiebstähle.
Allerdings müssen wir von wachsender Kriminalität in den Bereichen ausgehen, die überwiegend im Dunkeln liegen und die wir deshalb in der Statistik nicht sehen. Dazu gehören zum Beispiel Geldwäsche, Cyberkriminalität, Delikte aus dem Bereich des sogenannten Romance Scamming oder auch häusliche Gewalt.
Das Risiko für frustrationsgetriebene Gewalt steigt besonders im häuslichen Umfeld. Homeoffice und Homeschooling, also enges Zusammenleben, erzeugen Konflikte und Frustrationen, die sich in Gewalttaten entladen können. Da Täter und Opfer häufig in einer engen Beziehung zueinanderstehen, werden bei körperlichen Übergriffen oft gar nicht oder nur sehr verzögert Strafanzeigen von den Opfern erstattet. Erschwerend kommt hier der Corona bedingte fehlende Kontakt und Austausch mit anderen Menschen hinzu.
Dunkelfelder, die wir nicht einsehen können, Straftaten, die nicht verfolgt werden können, weil sie nicht angezeigt werden, Opfer, die nicht geschützt werden können, und Täter, die nicht bestraft werden können, das ist das Resümee des zurückliegenden Kriminalitätsjahres.
Die Polizeiliche Kriminalstatistik ist leidig ein ausschnittartiger Arbeitsnachweis der Polizei. Die Politik bedient sich jedoch gerne der jahrzehntealten Mär, sie messe die Kriminalitätsentwicklung. Schlimmer noch: Sie messe die Wirkung der Aktivitäten der Sicherheitsbehörden. Davor bleibt nicht nur in den derzeitigen Krisenjahren dringend zu warnen.