Die Ausbildung Afghanischer Polizeiführer in Deutschland ist sicherheitspolitischer Blindgänger
20.02.2010
Deutschland will in den nächsten drei Jahren 15.000 afghanische Polizeirekruten auszubilden und dazu zusätzlich etwa 70 deutsche Polizeibeamte nach Afghanistan entsenden. Nun gibt es Ideen, Führungskräfte der afghanischen Polizei u.a. an der Deutschen Hochschule Polizei (DHPoL), also der Kaderschmiede der Deutschen Polizei ausbilden zu lassen. Damit will man die Sicherheit der deutschen Polizeiausbilder in Afghanistan erhöhen.
Natürlich ist es unschädlich, ausgesuchten afghanischen Führungskräften den Besuch der DHPol oder anderer deutscher Polizeiakademien zu ermöglichen, zumal diese im Gegenzug die Vorbereitungslehrgänge der dt. Polizeiausbilder für Afghanistan um wichtige Elemente ergänzen könnten. Realistisch könnten an der DHPoL und der Bundespolizeiakademie in Lübeck jährlich ca. 40-50 afghanische Führungskräfte untergebracht, fortgebildet und betreut
werden, allerdings nur auf Kosten der ohnehin schon stark reduzierten Fortbildung deutscher Polizeibeamter.
Das hätte zur Folge, dass ein Bruchteil der afghanischen Polizei in den Genuss einer universitären Elitenausbildung mit den Schwerpunkten "Recht, Kooperativer Führungsstil, Einsatzlehre und Controlling" gelangen würde, mithin einer Reihe von Fähigkeiten, die in einem Land mit einer sehr hohen Analphabetenrate im Polizeibereich und des täglichen gewaltsamen Todes von durchschnittlich vier Polizisten eher wenig hilfreich ist, die großen Probleme zu lösen.
Auch ist festzustellen, dass Deutschland bereits seit vielen Jahren im Zuge der EU-Osterweiterung derartige Ausbildungen von Polizeioffizieren in Deutschland durchführt. Selbst afghanische Polizeioffiziere sind bereits in den Genuss derartiger Projekte gekommen. Viel gravierender jedoch ist, dass mit dieser Elitenförderung in Deutschland, die Sicherheit unserer in Afghanistan eingesetzten Polizeibeamten keinen Millimeter steigt.
Die große Masse der afghanischen Rekruten werden in den Police Trainings Camps (PTC) grundausgebildet und sollen im Zuge des so genannten FDD (Focused District Development) Programms in ihren Distrikten, also außerhalb geschützter Camps, von deutschen Polizeibeamten betreut werden (Field Mentoring). Die wenigen "Filetdistrikte", also die in unmittelbarer Nachbarschaft größerer Militärlager und bestehender PTC, sind jetzt "abgegrast". Dadurch erhöhen sich An- und Abfahrt der dt. Polizeiausbilder signifikant. Das Anschlagsrisiko auf die in kleinen, von Feldjägern eskortierten (Militär)Konvois, steigt dadurch erheblich.
Die Sicherheit unserer Polizeibeamten lässt sich nur dadurch erhöhen, diesen Teil des FDD-Programms, also das Field Mentoring unverzüglich zu suspendieren und erst dann wieder aufleben zu lassen, wenn es wirklich sichere Distrikte und Provinzen gibt. Entgegen den Behauptungen der Bundesregierung, gibt es diese in Afghanistan derzeitig nicht. Demnach gibt es auch keine sichere zivile Umgebung für deutsche Polizeibeamte.
Diese gibt es allenfalls innerhalb der Trainingcamps und ist trügerisch. Der BDK-Verband Bund hat in seinen bisherigen Veröffentlichungen bereits mehrfach andere Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt.
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