Der Masterstudiengang Kriminalistik an der Hochschule der Polizei Brandenburg

14.09.2024

Wegweisendes Beispiel für eine kriminalpolizeiliche Fachkarriere. Der Kriminalist, Editorial 9-10/2024
Der Masterstudiengang Kriminalistik an der Hochschule der Polizei Brandenburg

Am 01.04.2025 startet für 25 Kolleginnen und Kollegen der vierte Jahrgang des Masterstudiengangs Kriminalistik an der Polizeihochschule in Brandenburg. Während diese Meldung einer berufsbegleitenden Qualifikation von Kriminalbeamtinnen und -beamten in anderen Bundesländern doch eher als kriminalistischer Aprilscherz gewertet werden dürfte, hat es Brandenburg mit Beschluss des dortigen Landtages im Jahr 2018 innerhalb von zwei Jahren geschafft, einen Studiengang zu akkreditieren, der ebenso einzigartig wie beispielhaft für den Rest der Republik sein sollte. 

Er bietet interessierten Kolleginnen und Kollegen – nicht nur aus Brandenburg – eine Möglichkeit, die Ausbildung und Karrierewege zu erweitern und zu spezialisieren. In einer Zeit, in der die Anforderungen an kriminalpolizeilichen Kompetenzen stetig steigen, ist eine fundierte und spezialisierte Ausbildung unerlässlich. Der Masterstudiengang richtet sich an Beamtinnen und Beamte, die bereits im gehobenen Dienst tätig sind und sich durch ihre kriminalistische Qualifikation ausgezeichnet haben.

Auch wenn die spätere (garantierte) Verwendung auf einem Dienstposten nach A 14 nach erfolgreichem Masterabschluss leider nach den ersten beiden Jahrgängen in Brandenburg eingestellt wurde, sehe ich diesen Studiengang dennoch als Chance, Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeitern im Rahmen einer berufsbegleitenden und vor allem finanzierten Qualifizierung den Zugang zum höheren Dienst zu ermöglichen, und zwar aufgrund ihrer fachspezifischen Expertise.

Viele Kolleginnen und Kollegen des gehobenen Dienstes haben sich bereits in Führungsfunktionen bewährt, jedoch auf eine Weiterbildung in Hiltrup aus unterschiedlichen Gründen verzichtet, ohne ihre zumeist intrinsisch motivierte Fortbildungslust zu verlieren. Der Masterstudiengang bietet diesen Beamtinnen und Beamten eine fachliche Alternative, die ihren Bedürfnissen und Qualifikationen entspricht.

Brandenburg hat sich entschieden, die fachspezifische Ausbildung für die Kriminalpolizei erst im Masterstudiengang zu beginnen, was grundsätzlich zu begrüßen ist. Dieser Schritt zeigt zugleich, dass eine polizeiliche Einheitsausbildung bei weitem nicht mehr ausreicht, den Anforderungen an eine moderne Kripo gerecht zu werden und sollte alsbald dazu führen, nicht nur in Brandenburg einen Bachelorstudiengang Kriminalpolizei aufzulegen.

Ein aktuelles Beispiel für die Relevanz spezialisierter Ausbildung ist der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Polizeiarbeit. Beim ersten Netzwerktag des Masterstudiengangs Kriminalistik in Brandenburg wurde die Rolle von KI in der Polizeiarbeit intensiv diskutiert. KI bietet erhebliche Chancen, etwa bei der automatisierten Bildauswertung oder der Analyse unstrukturierter Daten. Die flächendeckende Nutzung dieser Technologien sind entlastend für die Sachbearbeitung und setzen Ressourcen für komplexere Probleme frei, für deren Lösung eine zielgerichtete Ausbildung unersetzlich ist.

Der Masterstudiengang an der Polizeihochschule in Brandenburg stellt einen wichtigen Schritt in der Weiterentwicklung der Ausbildung von Kriminalistinnen und Kriminalisten dar, die zunehmend die Grundlage einer erfolgreichen Arbeit im Zusammenhang mit immer komplexer werdenden Ermittlungsverfahren darstellt. Er ist auch die Grundlage für die konsequente Umsetzung von Fachkarrieren, die unseren Kolleginnen und Kollegen, jenseits der Wahrnehmung von Führungsfunktionen und damit verbundenen Dienststellenwechseln, Perspektiven in ihrer kriminalpolizeilichen Verwendung bietet. Nicht zuletzt ist er auch einer von vielen Bausteinen einer Attraktivitätssteigerung für den Dienst in der Kriminalpolizei.

Herzliche Grüße

Dirk Peglow
BDK-Bundesvorsitzender

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