Crash-Tage im LKA 1 - Alles muss raus !!!

13.01.2023

„Crash-Tage im LKA 1!“ – Klingt wie eine Rabattaktion im Einzelhandel, ist es aber nicht. Es gibt keine Sonderangebote, kein Zwei zum Preis von Einem, aber ein „alles muss raus“. Das LKA 1 will einen weiteren Versuch unternehmen, die stetig anwachsende Aktenhalde tausender Ermittlungsvorgänge zumindest vorübergehend in den Griff zu bekommen.
Akten

Hierzu sollen sämtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des LKA 1 – von der Abteilungsleitung über den Stab und die verschiedenen Leitungsebenen hinweg bis hin zur Sachbearbeitung – ihre originären Aufgaben ruhen lassen, um tausende zurückgestellte MuK-Aktenvorgänge abzuarbeiten. Nachdem Viele den Versuch, das strukturelle Personaldefizit des LKA 1 kurzfristig mit Leiharbeit zu lindern, sehr kritisch gesehen haben, werden nun Crash-Tage als Rettungsaktion in Erwägung gezogen. Dabei ist auch im LKA 1 bekannt, dass ähnliche Aktionen (https://www.bdk.de/der-bdk/was-wir-tun/aktuelles/bdk-info-halde-halde-du-musst-wandern-1), die seinerzeit ohne eigene Namenskreationen auskommen mussten, keine wirkliche Abhilfe geschaffen haben. Tatsache ist doch, dass die Aktenrückstellungen im gesamten LKA trotz aller bisherigen Maßnahmen unaufhaltsam aufwachsen und in Kürze die 10.000er Marke gerissen werden dürfte.

Die Hamburger Kriminalpolizei scheitert bekanntermaßen am Arbeitspensum. In den Dienststellen bietet sich dem interessierten Betrachter allerorten das gleiche traurige Bild: Aufgabenzuwächse bei schrumpfendem Personalkörper. Crash-Tage werden keine finale Lösung des Problems herbeiführen, das dürfte auch der LKA–Leitung bewusst sein. Also warum das Ganze? Einige Sachgebiete sind aus unterschiedlichen Gründen seit längerem so stark überlastet, dass sie nicht mehr handlungsfähig sind. Da die Überlastung der Kolleginnen und Kollegen und die Anzahl der Rückstellungen ein unerträgliches Maß angenommen haben, soll nun in einer gemeinsamen Aktion versucht werden, den Druck zu nehmen. Der BDK hofft, dass der gefundene Termin nur zufällig auf den Termin der Pressekonferenz zur Polizeilichen Kriminalstatistik am 8. Februar 2023 fällt. Da würde der Innensenator vermutlich zu gern sinkende Fallzahlen bei steigenden Aufklärungsquoten präsentieren. Fragen zur Anzahl von Vorgangsrückstellungen würde man hingegen wohl nur ungern beantworten. Wie praktisch wäre es da, diese Fragen mit dem Verweis auf die parallel laufenden Crash-Tage entschärfen zu können.

Faktisch bedeuten die Aktionstage, dass tausende Vorgänge aufwändig vorsortiert werden müssen, um eine Zuschreibung für andere Sachgebiete zu ermöglichen. Die Abteilungsleitung muss den Mitarbeitern sodann vermitteln, Aktenrückstellungen anderer Sachgebiete zu Lasten der eigenen Vorgänge zu bearbeiten. Eine Antwort auf die Frage, wann und wie die Bearbeitung der vermutlich mehreren hundert Vorgängen, die während der Crash-Tage unbearbeitet liegen bleiben mussten, erfolgen soll, steht noch aus. Sollten die Crash-Tage wiedererwartend doch erfolgreich verlaufen, werden sich diese alsbald als Brauchtum etablieren. Ursachenbekämpfung geht anders, auch wenn der Versuch, den Betroffenen die Last der Halde zu nehmen, ehrbar ist. Um zu vermeiden, dass derartige Umstände erwartbar in Kürze wieder auftreten, fordert der BDK die Polizeiführung auf, endlich ein nachhaltiges Gesamtkonzept mit einem tragfähigen Personalkonzept zu entwickeln und für die Kolleginnen und Kollegen im MuK-Bereich das Berufsbild der Kriminalassistenz einzuführen!