Citrix ist nicht das Problem, aber die Umsetzung

12.05.2009

Wir verschweigen nicht zu sagen: Nicht die eingesetzte Software ist schuld an den Zuständen, die zurzeit im IT-Bereich der Bundespolizei herrschen. Fraglich ist, ob die Philosophie hinter CITRIX überhaupt geeignet ist, in Behörden mit Sicherheits-, und Ordnungsaufgaben (BOS) zur Anwendung zu kommen. Das zu prüfen ist aber letztlich Aufgabe der Bundespolizei selbst.

CITRIX ist eine Terminalserver-Anwendung. In einem Rechenzentrum stehende Server übernehmen das Starten der Anwendungen und sämtlicher Rechenprozesse. Der Anwender sitzt vor einem minimal ausgestatteten Rechner (Thin Client) und schickt über das Netzwerk sämtliche Befehle an einen Server im Rechenbetriebszentrum, auch Serverfarm genannt.

Dieser Server liefert das Ergebnis als Bild zurück an den anfragenden Client. Voraussetzung für den Einsatz ist, dass die genutzte Software lizenzrechtlich auf einem solchen Server eingesetzt werden darf und dass die verwendeten Bandbreiten dem erheblichen Anstieg des Datenverkehrs angemessen sind. Alles steht und fällt mit der Zuverlässigkeit und Geschwindigkeit der Netzwerkanbindung. Diese muss neben dem üblichen Datenverkehr zusätzlich genügend Kapazitäten für das Vorgangsbearbeitungssystem der Bundespolizei bereitstellen.

Ein oft propagierter Vorteil von CITRIX ist die Zentralisierung der Administration sowie die Reduzierung des Aufwandes für das Einhalten von Standards und Richtlinien. Die Kommunikationskosten sowie Kosten für die dezentrale Hardware sollen gesenkt werden. Angesichts der problematischen Anbindung mittels Terminal-Server-Lösung bei kleineren BPOL-Revieren hätte Vorsicht geboten sein müssen. Trotz der Angaben des Anbieters, dass das ICA-Protokoll von CITRIX wenig Netzwerkbandbreite, typischerweise 10-20 kbit/s
pro Sitzung benötigt. Schließlich waren schon damals einige Anwendungen, z.B. ERA/rsCase, nicht über diese Terminallösung lauffähig. Aber auch bei Annahme dieser geringen Belastung pro Client hätten "Flaschenhälse" bereits im Vornherein erkannt werden müssen.

 

Eine Liegenschaft mit über 200 Rechnern an eine Leitung mit 2 mbit/s anzuschließen, ist schon ohne CITRIX eine Überforderung. Wer hier aber CITRIX einsetzt, sabotiert die polizeiliche Arbeit! 

 

Wissen muss man auch, dass einige Dienststellen bis heute mit 64 bzw. 128 kbit/s - Anschlüssen an das BPOL-Netzwerk angeschlossen sind. Ab September 2009 werden diese von den Providern nicht mehr angeboten und verschwinden deswegen (!) aus der IT-Welt der Bundespolizei.

Die Idee hinter CITRIX, Anwendungen zentral auf sehr leistungsstarken Servern bereitzustellen, auf die mittels Thin Clients zugegriffen wird, ist in einigen Bereichen ein durchaus willkommener Lösungsansatz, z.B. in Callcenter, Schulungsumgebungen oder bei der Wartung von Serverfarmen. Dabei können nicht nur Kosten für lokale Hard-, und Software sowie für Administrationszwecke verringert werden. Die Umwelt wird durch den wesentlich geringeren
Stromverbrauch der Thin Clients geschont. Dazu müssen aber ausfallsichere und leistungsfähige Bandbreiten vorhanden sein.

(vorstehender Text ist ein Auszug aus dem Brennpunkt Citrix, / März 2009)