BVerwG zum Ankreuzverfahren bei dienstlichen Beurteilungen

17.09.2015

BVerwG, Urteile vom 17.09.2015 zu den Az. 2 C 13.14, 2 C 5.14, 2 C 18.14, 2 C 27.14, 2 C 28.14, 2 C 5.15, 2 C 6.15, 2 C 17.15 und 2 C 15.15. Schlagworte: Dienstpostenbewertung, Bündeldienstposten, Beurteilung, Begründung, Ankreuzverfahren.
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Grundsatzentscheidung

 

Pressemitteilung 74/2015 vom 18.09.2015:

„Ankreuzverfahren bei dienstlichen Beurteilungen grundsätzlich zulässig

Dienstliche Beurteilungen dürfen auch ohne zusätzliche individuelle textliche Begründung im Ankreuzverfahren erstellt werden. Allerdings müssen die Bewertungskriterien hinreichend differenziert und die Notenstufen textlich definiert sein und muss das Gesamturteil begründet werden. Das hat das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig entschieden.“

 

Verfahrensinformation

In den Verfahren geht es vor allem darum, ob und ggf. unter welchen Voraussetzungen dienstliche Beurteilungen im Ankreuzverfahren erstellt werden können. Außerdem steht im Streit, welche Bedeutung eine Dienstpostenbewertung bei gebündelten Dienstposten für die Erstellung einer dienstlichen Beurteilung hat.

Die Klägerinnen und Kläger sind Beamte des gehobenen Dienstes bei der Bundesanstalt für Post und Telekommunikation, bei der Bundespolizei und in der Zollverwaltung. Sie wenden sich gegen im Ankreuzverfahren erstellte dienstliche Beurteilungen (Regelbeurteilungen). Ihre Klagen hatten mit einer Ausnahme erstinstanzlich Erfolg. Ein Berufungsgericht hat angenommen, dass ein Gesamturteil sich nicht aus den - im Ankreuzverfahren erstellten - Einzelbeurteilungen ergab. Das andere Berufungsgericht hat entschieden, dass ein Ankreuzverfahren für die Einzelbeurteilungen und das Gesamturteil nicht den Anforderungen des § 49 Bundeslaufbahnordnung genüge; hiernach ist in der dienstlichen Beurteilung die fachliche Leistung des Beamten nachvollziehbar darzustellen. Es hat außerdem die dienstlichen Beurteilungen auch deshalb für fehlerhaft gehalten, weil die Kläger auf gebündelten Dienstposten verwendet würden, für die es an einer Dienstpostenbewertung fehle.

Das Bundesverwaltungsgericht wird insbesondere zu klären haben, ob und ggf. unter welchen Voraussetzungen dienstliche Beurteilungen im Ankreuzverfahren erstellt werden können und welche Bedeutung eine Dienstpostenbewertung bei gebündelten Dienstposten für die Erstellung einer dienstlichen Beurteilung hat.

 

RN11:Der Dienstherr kann in seinen Beurteilungsrichtlinien ein Ankreuzverfahren für die Einzelbewertungen ohne zusätzliche individuelle textliche Begründungen vorsehen, sofern die Bewertungsmerkmale hinreichend differenziert und die Notenstufen textlich definiert sind. Wann Beurteilungsrichtlinien - insbesondere hinsichtlich der Anzahl der Bewertungsmerkmale - hinreichend differenziert sind, kann nicht generell festgelegt werden, sondern beurteilt sich nach der jeweiligen Ausgestaltung der Beurteilungsrichtlinien im konkreten Fall. Der Dienstherr muss aber auf Verlangen des Beamten die im Ankreuzverfahren vorgenommenen Einzelbewertungen im weiteren Verfahren plausibilisieren.“ 

RN12:Dienstliche Beurteilungen sind zwar nicht am Maßstab des § 39 VwVfG zu messen, denn sie sind mangels Regelungswirkung keine Verwaltungsakte (stRspr, vgl. etwa BVerwG, Urteile vom 9. November 1967 - 2 C 107.64 - BVerwGE 28, 191 <192 f.> und vom 13. November 1975 - 2 C 16.72 - BVerwGE 49, 351 <353 ff.>). Ein Begründungserfordernis folgt aber aus dem Rechtsstaatsprinzip (Art. 20 Abs. 3 GG), dem Gebot effektiven Rechtsschutzes (Art. 19 Abs. 4 Satz 1 GG) und aus der Funktion der dienstlichen Beurteilung.“ 

RN14:Die Eignung von dienstlichen Beurteilungen als Vergleichsgrundlage setzt voraus, dass sie inhaltlich aussagekräftig sind. Sie müssen eine tragfähige Grundlage für die Auswahlentscheidung vermitteln (BVerfG, Kammerbeschlüsse vom 29. Juli 2003 - 2 BvR 311/03 - BVerfGK 1, 292 <296 f.> und vom 7. März 2013 - 2 BvR 2582/12 - NVwZ 2013, 1603 Rn. 21). Hierfür ist erforderlich, dass sie die dienstliche Tätigkeit im maßgebenden Beurteilungszeitraum vollständig erfassen, auf zuverlässige Erkenntnisquellen gestützt sind, die Leistungen hinreichend differenziert darstellen sowie auf gleichen Bewertungsmaßstäben beruhen (stRspr, BVerwG, Urteil vom 27. November 2014 - 2 A 10.13 - BVerwGE 150, 359 Rn. 21 m.w.N.).“ 

 

Gesamtübersicht der abgehandelten Verwaltungsverfahren

BVerwG 2 C 13.14 - Urteil vom 17. September 2015

Vorinstanzen:

  • VGH Mannheim, 4 S 1646/13 - Beschluss vom 06. Mai 2014 -
  • VG Stuttgart, 8 K 4349/12 - Beschluss vom 23. April 2013 -

 

BVerwG 2 C 15.14 - Urteil vom 17. September 2015

Vorinstanzen:

  • VGH Mannheim, 4 S 1095/13 - Urteil vom 06. Mai 2014 -
  • VG Sigmaringen, 1 K 2693/11 - Urteil vom 20. März 2013 -

 

BVerwG 2 C 18.14 - Urteil vom 17. September 2015

Vorinstanzen:

  • VGH Kassel, 1 A 651/13 - Urteil vom 04. Juni 2014 -
  • VG Frankfurt/Main, 9 K 3815/11.F - Urteil vom 06. März 2012 -

 

BVerwG 2 C 27.14 - Urteil vom 17. September 2015

Vorinstanzen:

  • VGH Kassel, 1 A 1075/12 - Urteil vom 18. November 2014 -
  • VG Darmstadt, 1 K 314/11.DA - Urteil vom 16. März 2012 -

 

BVerwG 2 C 28.14 - Urteil vom 17. September 2015

Vorinstanzen:

  • VGH Kassel, 1 A 1071/12 - Urteil vom 18. November 2014 -
  • VG Darmstadt, 1 K 632/11.DA - Urteil vom 16. Dezember 2012 -

 

BVerwG 2 C 5.15 - Urteil vom 17. September 2015

Vorinstanzen:

  • VGH Kassel, 1 A 2172/13 - Urteil vom 04. Februar 2015 -
  • VG Frankfurt/Main, 9 K 4853/11.F - Urteil vom 25. Juli 2012 -

 

BVerwG 2 C 6.15 - Urteil vom 17. September 2015

Vorinstanzen:

  • VGH Kassel, 1 A 2178/13 - Urteil vom 04. Februar 2015 -
  • VG Frankfurt/Main, 9 K 2129/11.F - Urteil vom 25. Juli 2012 -

 

BVerwG 2 C 7.15 - Urteil vom 17. September 2015

Vorinstanzen:

  • VGH Kassel, 1 A 1033/14 - Urteil vom 04. Februar 2015 -
  • VG Frankfurt/Main, 9 K 2164/12.F - Urteil vom 11. April 2013 -

 

BVerwG 2 C 12.15 - Urteil vom 17. September 2015

Vorinstanzen:

  • VGH Kassel, 1 A 1405/13 - Urteil vom 22. April 2015 -
  • VG Frankfurt/Main, 9 K 4962/11.F - Urteil vom 18. Mai 2012 –

 

 

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