Bundesweite Tagung „Falsche Polizeibeamte am Telefon“ in Frankfurt am Main
01.06.2017
Das Thema Callcenter-Betrug durch falsche Polizeibeamte wurde bereits in der Ausgabe 03/2016 durch den Kollegen Ludwig behandelt, die grundsätzliche Vorgehensweise soll hier trotzdem kurz erläutert werden:
Die Anrufe erfolgen grundsätzlich aus Callcentern in der Türkei und richten sich an Senioren in Deutschland. Eine männliche oder weibliche Person ruft zumeist in den Abendstunden an und gibt sich als Polizeibeamter der örtlichen Dienststelle, des BKA oder sogar von Interpol aus. Regelmäßig wird dabei mittels Caller-ID-Spoofing die Ortsvorwahl + 110 oder die Durchwahl der örtlichen Polizei übertragen. Die Geschädigten zu Beginn des Gesprächs angewiesen, unbedingt alle Fenster und Türen zu schließen, da sie in Gefahr seien, weil eine ausländische Bande es auf sie abgesehen hätte. Dabei werden Namen in der Nähe gelegener Straßen genannt, um Ortskenntnis zu suggerieren. Anschließend wird eine Geschichte ersonnen, die nicht selten auf den Ängsten und der Erwartungshaltung der bereits stark verunsicherten Geschädigten basiert. Hierbei wird das Gespräch auf die Hausbank der Senioren gelenkt, in der es angeblich einen Spitzel der Bande gäbe, welcher Zugriff auf das Vermögen der Geschädigten habe. Viele Angerufene sind zu diesem Zeitpunkt bereits so voller Angst, dass sie selber vorschlagen, das Geld abzuheben und in Sicherheit zu bringen, bevor es der angeblichen Bande in die Hände fällt. Von hier ist es nur noch ein kleiner Schritt, die Übergabe an einen „Kollegen“ des Anrufers oder einen „verdeckten Ermittler“ zu übergeben, um es zu asservieren, auf Falschgeld zu überprüfen oder den Geschädigten die Bürde zu nehmen, so viel Geld zuhause aufzubewahren. Dass die so getäuschten Menschen am Ende von den Tätern verhöhnt oder aufs Übelste beschimpft werden, kommt dabei nicht selten vor.
Die Taten werden gewerbs- und bandenmäßig begangen und richten jährlich Schäden im zweistelligen Millionenbereich an. Übliche Schadensbeträge pro Geschädigtem liegen zwischen 15.000 Euro und 80.000 Euro, in Einzelfällen bei bis zu 1,2 Millionen Euro.
Polizeivizepräsident Dr Seubert bei der Begrüßung
Die insgesamt 55 Teilnehmer aus ganz Deutschland wurden durch den Frankfurter Polizeivizepräsidenten Herrn Dr. Seubert begrüßt und setzten sich in erster Linie aus Ermittlern der örtlich zuständigen OK-, SÄM- und Betrugsdienststellen, sowie Kollegen des BKA und einiger LKÄ zusammen. Die Präsentation einzelner Ermittlungsverfahren eröffnete den Kollegen interessante Einblicke und ermöglichte den Austausch über neue Ermittlungsmethoden in diesem Feld. Auch Vertreter der StA Frankfurt und ein renommierter Stimmgutachter zählten zu den Vortragenden. Ihre Beiträge stießen bei allen Zuhörern auf großes Interesse und führten zu lebhaften und lehrreichen Debatten.
Teilnehmer der Fachtagung in Frankfurt am Main
Insgesamt wurde die Tagung durch alle Beteiligten als großer Erfolg gewertet. Neben dem freundschaftlichen Austausch, der nun endlich einmal persönlich statt nur telefonisch ablief, konnten erste Absprachen zur weiteren Zielrichtung und möglichen Vorgehensweise auf bundesweiter Ebene getroffen werden, welche hoffentlich in den nächsten Monaten Verbesserungen in diesem hochkomplexen und äußerst schwierigen Ermittlungsbereich zur Folge haben werden.
Der BDK Frankfurt am Main unterstützte die Fachtagung durch die Bereitstellung von Tagungsunterlagen und Gastgeschenken für alle Referenten.
Autor: Joscha Thiedemann | BDK Bezirksverband Frankfurt am Main