Blick nach vorne
22.08.2019
Die zukunftsweisende Änderung zeichnete sich schon länger ab, und der Durchbruch wurde bereits auf der 50-Jahr-Feier des LV Niedersachsen im letzten Jahr offiziell: Erstmals seit 25 Jahren werden junge Kolleginnen und Kollegen für eine Direktverwendung in der Kriminalitätsbekämpfung ausgebildet.
Der BDK kritisiert es seit je her, in vielen anderen Bundesländern ist es schon lange anerkannt: Mit der Einheitsausbildung kann es nicht gelingen, die aktuellen gestiegenen Herausforderungen in den Griff zu bekommen. Nicht zuletzt reißt die anstehende Pensionierungswelle Lücken, die durch Ersatz aus dem Einsatzbereich nicht zu schließen sind.
Carsten Rose bedankte sich für die Einladung und bezeichnete den BDK als verlässlichen Gesprächspartner. Er gab einen Überblick der Entwicklung zum aktuellen Stand, angefangen bei den ersten Überlegungen an der Polizeiakademie hinsichtlich Bedarf und Umsetzungsmöglichkeiten einer vertiefenden Spezialisierung. Es sei viel Überzeugungsarbeit zu leisten gewesen, um nun ab Oktober mit einer ersten Studiengruppe das Pilotprojekt starten zu können. Im nächsten Jahr soll Fortsetzung an allen drei Standorten der Akademie folgen.
Zahlreiche Bewerbungen für die neue Studiengruppe bewiesen vorhandenes Interesse in allen Standorten der PA. Bei der Auswahl der Teilnehmer wurden für Kriminalitätsbekämpfung förderliche Vorkenntnisse berücksichtigt. Letztlich konnte eine ausgeglichene Zusammensetzung sowohl hinsichtlich Frauen und Männern als auch der Zuordnung zu den einzelnen Behörden erreicht werden.
Die beschriebenen Änderungen der Studieninhalte in den Themenfeldern Kriminalistik, Kriminologie und Recht sowie die konkreten Inhalte wie Qualifizierung zu Cybercrime-Ersteinschreitern, Befassung mit Themen wie Vernehmung, Auswertung, Aktenaufbau und Tatortarbeit kommen den Vorstellungen des BDK von qualifizierter Ermittlungsarbeit sehr entgegen.
Perspektivisch erläuterte Carsten Rose einige weitere Vorhaben, mit denen die Polizeiakademie sich darüber hinaus befasse. So sei festzustellen, dass die neuen Studierenden ein verändertes Lernverhalten zeigten. Die Polizeiakademie müsse dieses einbinden, sie dürfe sich hier einer Weiterentwicklung nicht verschließen und müsse die Digitalisierung der Bildungsarbeit vorantreiben. So sei eine neue Webinar-Software in der Beschaffung, es würden Möglichkeiten von Online-Vorlesungen geprüft und auch die Nutzung von Lern-Apps sei eine Alternative.
Der Umstieg zur vertiefenden Spezialisierung erfolge in einer Zeit, in der die Polizeiakademie auch ein Anwachsen der Zahl der Studierenden von 1.500 auf 3.800 ohne Qualitätseinschnitte zu bewältigen habe. Eine zeitliche Verschiebung sei jedoch keine Alternative gewesen.
Carsten Rose begrüßte kritisches Hinterfragen der anstehenden Änderungen, dies sei für eine Weiterentwicklung sehr förderlich. Zudem sei eine Evaluation nicht nur über Studierende und Lehrende, sondern auch mittels einer Masterarbeit vorgesehen.
Der Landesvorsitzende Matthias Karsch dankte für die detailreiche Darstellung und sicherte jegliche Unterstützung zu. Der BDK sehe die Polizeiakademie auf einem guten Weg.
Matthias Karsch
Landesvorsitzender