Bewerberlage Kriminalpolizei

08.06.2018

Eine Frage der Attraktivität ?
Bewerberlage Kriminalpolizei

Der BDK beschrieb mehrfach die Situation der rheinland-pfälzischen Kriminalpolizei und stellte dabei die Bewerberlage zu K als Problem dar - eigentlich ein Gradmesser der Attraktivität der Kriminalpolizei.

Niemand widersprach dieser Darstellung, viele Verantwortliche in der Polizei sowie der Politik erkannten die dringende Notwendigkeit, die „Attraktivität der Kriminalpolizei“ zu thematisieren und Maßnahmen zur Steigerung dieser zu initiieren. Eine Info-Broschüre wurde erstellt, eine Diskussionsrunde mit Herrn Innenminister Lewentz zur aktuellen Personalsituation der Kriminalpolizei wurde geplant. Diese wie viele andere weitere intensiv diskutierte Maßnahmen gingen im Wirrwarr um LeBEL und GAP schlicht verloren.

Ergebnis jedenfalls: Die Bewerberlagen  in den PP – aktuelle Ausnahme PP Westpfalz – verschärfen sich stetig. In letzter Zeit wird vielwissend oft konstatiert, dass die Kriminalpolizei sich nicht ausreichend um die Studenten kümmere und daher selbst Schuld an der Misere sei. Dem widerspricht der BDK ausdrücklich. Das Gegenteil ist der Fall! Ein Kollege einer Kriminalinspektion in Rheinland-Pfalz hat aktuell eine Zusammenfassung eines Abschlussgespräches mit Studenten übersandt (Original liegt vor): 

„Heute wurde zwischen 10:00 und 10:45 Uhr das Abschlussgespräch mit den fünf Studierenden geführt.  

Über das Praktikum bei der KI … und dem SG Jugend bei der PI äußerten sie sich sehr positiv. Es wäre kurzweilig gewesen, interessant, man sei mitgenommen worden, eingewiesen worden, nie vom Gefühl her lästig gewesen.
Auf die Praktika bei der Kriminalpolizei würde insgesamt an der HdP weniger vorbereitet als auf die Praktika bei der Schutzpolizei. Die zwei Ausbildungsveranstaltungen wurden positiv bewertet, einzig könnte noch ein sog. KT-Tag diese Ausbildungsphase optimieren.

Abschlussfrage von mir, wer würde bei einer theoretischen Möglichkeit nach dem Studium direkt zur Kriminalpolizei wechseln?

Antwort: Keiner

Gründe: Tätigkeit zu bürolastig, wollen Action, Umgang mit dem Bürger, Erfahrung sammeln, Schichtzulage, befürchtet eine schlechtere Beförderungssituation bei K, wollen nicht in irgendeinem Kommissariat für die nächsten Jahre verschwinden, es gäbe kein Kleidergeld.“

Diese Antworten der Studierenden entsprechen den Erfahrungen des BDK Rheinland-Pfalz. Unabhängig der logistischen Voraussetzungen eines vernünftigen Praktikums (die längst nicht immer gegeben sind) verändert sich die Arbeitswelt der Kriminalpolizei u. a. aufgrund der Digitalisierung erheblich! 

  • aufwändige Zeiten für Auswertungen, Umgang mit Massendaten,

  • verfeinerte Gesetzgebung mit aufwändigeren Dokumentationspflichten 

  • zeitaufwändige zusätzliche Anordnungsvarianten (Richtervorbehalt pp.) 

  • immer öfter kompliziertere Ermittlungen aufgrund Auslandsbezug und Fremdsprachen 

  • aufwändigere Ermittlungen bei Delikten mit Internetbezug 

Diese Beispiele zeigen, dass die Arbeitswelt der Kriminalpolizei hochinteressant ist. Sie ist allerdings nicht zu vergleichen mit „Action“ im Streifenwagen. Sicher triften die Arbeitswelten bei S und K auseinander, ohne damit eine Bewertung vornehmen zu wollen. Auch hochrangige Gewerkschaftsfunktionäre werden daher erkennen müssen, dass Schuldzuweisungen fehl am Platze sind. So müssen die Lehrinhalte an der HdP dringend der Lebenswirklichkeit bei der Kriminalpolizei angepasst werden. Darüber hinaus Täte es einigen polizeilichen Führungskräften gut, Meinungen zur Kriminalpolizei mit Fakten und Wissen statt mit Emotionen und Vorurteilen zu hinterlegen.  

 

Der Landesvorstand