Behindert CITRIX die Kriminalitätsbekämpfung in der Bundespolizei?
17.02.2009
Während die meisten Bundespolizisten immer noch mit den Folgen der Neuorganisation kämpfen, viele noch nicht gesetzt sind und einige einer ungewissen Zukunft entgegen sehen, beschert uns der Dienstherr in atemberaubender Geschwindigkeit ein neues zentralisiertes IT-System. Die Migration von CITRIX in den Dienststellen läuft oder ist bereits abgeschlossen, man hört dieses und jenes, meist jedoch negatives.
- das Kopieren in die Zwischenablage oft unmöglich ist,
- das Outlook auf 65 MB herabgesetzt wurde (auch Funktionspostfächer),
- DOKIS Anwendungen nicht mehr laufen,
- alle lokal ausgeführten Anwendungen Photoshop, Scannersoftware nur umständlich mit Zwischenspeichern möglich sind
- AZR und INPOL-Fall schwierig zu starten sind
- keine Ausfallsicherungen bei Abriss der Netzwerkverbindung existieren
Diese Aufzählung ist sicher nicht abschließend. Ich weiß momentan nicht, ob es Datenverluste bei der Migration gab/gibt, ob es wirklich keine Ausfallsicherungen bei Netzausfall gibt usw. Auch allgemeine Probleme wie schlechte Performance und die völlig unzeitgemäße, ja schon lächerliche, Beschränkung auf 250 MB Speicherplatz [2] für Dateien dürfen durchaus angesprochen werden.
Manch einer wird vielleicht fragen, was diese technische Thematik den BDK angeht. Nun, kriminalistische Arbeit ist (auch) der Umgang mit vielen Daten. Unsere "Waffen" sind mehr und mehr die Tastatur und die Maus. Waren wir schon bisher auf den dienstlichen PC administrativen Beschränkungen ausgesetzt (mangelnde Suchmöglichkeiten, geblockte Internetseiten, schwache Hardware & Bandbreiten, kastrierte Software, dutzende verschiedene Passwörter) scheinen wir nun wieder einmal zwei Schritte rückwärts zu gehen, nachdem einer vorwärts erkämpft wurde. Die Migration ist bis zum NATO-Gipfel abzuschließen, koste es was will. Bereits jetzt ist abzusehen, dass hier eine veralterte, leistungsschwache Softwareversion überstürzt eingeführt wird. Konsequenz davon, das sehen Experten bereits jetzt vorher, wird es in zwei/drei Jahren sein, dass wieder auf normale Rechner umgerüstet wird. Hat die Bundespolizei mit der Neuorganisation nicht genügend andere "Spielfelder", fragt sich da der Beamte, der einfach nur seine Fälle bearbeiten muss.
Ganz nebenbei degradiert man viele fähige und fleißige Administratoren in den örtlichen Dienststellen zu "Turnschuh-Admins". Teuer ausgebildet werden sie in Zukunft dazu missbraucht, vor Ort Drucker-Patronen zu wechseln und den einen oder anderen wütenden Beamten zu beruhigen, äh betreuen.
Jeder Rückschritt, sei es aus Zentralisierungswut, krankhaftem Kontrollzwang oder falsch verstandenen Sparens, ist inakzeptabel und wird auf unseren Widerstand treffen. Bitte nutzt die Möglichkeit und teilt uns Eure Erfahrungen mit.
[1] wurde inzwischen auf unbestimmt verschoben
[2] inkl. der erwähnten 65 MB für Outlook