Beamte können alles?
15.05.2020
Der Bedarf, mal wieder in den Schlagzeilen aufzutauchen, war anscheinend groß. Da mussten Klischee und Allgemeinplätze her. Ja, über die Erforderlichkeit der Verbeamtung in bestimmten Bereichen muss diskutiert werden. Ja, sicherlich gibt es auch ungleiche Belastung von Staatsdienern und Angestellten in der Corona-Krise. Das rechtfertigt aber nicht den erneuten Versuch, einen Keil zwischen Tarifbeschäftigte und Beamte des öffentlichen Dienstes zu treiben. Gerade in Krisenzeiten wie diesen zeigt sich doch: Gut, dass wir ihn haben!
Was aber wirklich enttäuscht: Welche Meinung hat Herr Zentgraf wohl von den fachlichen Anforderungen in der Pflege, wenn er der Beamtenschaft zutraut, sofort dort einsetzbar zu sein? Danke für die Blumen, aber das wird den Pflegebedürftigen nicht gerecht. Beim Spargelstechen und Erdbeerpflücken mag das noch gehen, aber hier geht es um Menschen.
Näherer Beleuchtung bedarf auch folgender Gedankengang: „Auszeiten wegen Corona oder ähnlicher Ereignisse bei zukünftigen Besoldungserhöhungen dämpfend berücksichtigt werden müssen“ - da wird Menschen in der Beamtenschaft, die coronabedingt „Auszeit“ hatten (Was ist Auszeit? Wen betrifft das? Gibt es das nicht bei Steuerzahlern?), fehlende Leistungsbereitschaft unterstellt! Sehr dünnes Eis…
Es ist jetzt nicht die Zeit, Klischees zu bedienen vom Stile „Lehrer haben vormittags Recht und nachmittags frei!“ Der gesellschaftliche Konsens wird schon stark genug gefordert von der seltsamen Allianz von Corona-Gegnern, die fast jedem Schild mit Fake-News hinterherlaufen, Hauptsache, es steht „Widerstand - wir sind dagegen!“ drauf.
Matthias Karsch
Landesvorsitzender
Quellen:
https://www.presseportal.de/pm/58964/4597547 : "Corona-Krise: Bund der Steuerzahler fordert, nicht ausgelastete Beamte in Branchen mit Personalnot einzusetzen"
https://www.noz.de/deutschland-welt/niedersachsen/artikel/2052474/land-sollte-beamte-in-pflege-einsetzen (Bezahlschranke): Bund der Steuerzahler fordert "Land sollte Beamte in Pflege einsetzen"