BDK Brandenburg hat eine Chefin

08.12.2021

Anja Penßler-Beyer künftig oberste Interessenvertreterin der Brandenburgischen Kriminalpolizei.
BDK Brandenburg hat eine Chefin

Auf ihrem Landeskongress, der am 08.12.21 gleichzeitig sowohl virtuell als auch unter 2G-Bestimmungen im Potsdamer Dorint-Hotel durchgeführt wurde, bestimmten die mehr als 70 Delegierten aus allen Teilen Brandenburgs mit 97% Anja Penßler-Beyer zu ihrer Landeschefin. Penßler-Beyer ist damit die erste weibliche Spitzenbesetzung einer polizeilichen Berufsvertretung in Brandenburg überhaupt. Mit ihrer Wahl zieht sie auch in den Bundesvorstand des BDK ein.

Die gebürtige Thüringerin kam nach Abschluss des Masterstudiums in Hessen als Quereinsteigerin zur Brandenburgischen Polizei, gilt als Expertin im Bereich der Digitalisierung und forscht zum Sprachgebrauch in kriminalpolizeilichen Vernehmungen. Penßler-Beyer übernimmt das Amt von Peter Kaiser, der nach seiner Pensionierung nicht wieder zur Wahl stand. 

Die 37-jährige Penßler-Beyer stellte ihrer Kandidatur umfangreiche Umstrukturierungen im ebenfalls neu gewählten und deutlich verjüngten Landesvorstand voraus. So werden ihr mit Alexander Kuchling (Staatsschutz), Anke Neumann (Strukturkriminalität), Christoph Wentzlaff (Kriminaldauerdienst) und Maximilian Wolff (LKA) künftig vier gleichberechtigte Stellvertretende im geschäftsführenden Landesvorstand zur Seite stehen. Der Leiter des Neuruppiner Kriminaldauerdienstes, Andrè Neumann, besetzt künftig das Amt des Pressesprechers. Neuer Landesgeschäftsführer ist Enrico Günther (Hochschule der Polizei).

„Neben unserer Expertise in der Besetzung der kriminalpolitischen Themen sind wir die echte Stimme der Kriminalpolizei, so Penßler-Beyer. „Während andere Bereiche in den letzten 30 Jahren stetig ihre Arbeitsbedingungen verbessern konnten, sind meine Kripo-Kolleginnen und Kollegen unverändert stark von Stellenabbau und massiven Einsparungen betroffen. So bearbeiten Sachbearbeitende in einigen Bereichen nicht selten bis zu 150 Ermittlungsverfahren gleichzeitig - oft auf Kosten des Privatlebens stets auf Abruf und immer bereit, die eine heiße Spur zu finden und zu verfolgen." 

Vor allem junge Kolleginnen und Kollegen, die zu Beginn der Karriere gerne zur Kriminalpolizei kommen würden, sind häufig bereits nach den ersten Wochen völlig frustriert und wandern vermehrt in die Arbeitsbereiche der Schutzpolizei ab, oder kommen erst gar nicht zur Kripo, weil sich die miserablen Arbeitsbedingungen bereits herumgesprochen hätten. Außerdem stelle die Nachwuchsgewinnung zunehmend ein Problem dar. Weil Brandenburg weiterhin an der mittlerweile als überholt geltenden Einheitsausbildung festhält und keine spezialisierte Ausbildung für die Kriminalpolizei anbietet, wanderten viele Bewerbungen direkt in andere Bundesländer ab.

Auch in puncto Lohn gilt der Einsatz der Kriminalisten mittlerweile als einer der unattraktivsten innerhalb der Brandenburgischen Polizei. Im Vergleich kommen Kolleginnen und Kollegen aus anderen Bereichen durch entsprechende Zulagen und Vergünstigungen schnell auf monatlich 300-400€ mehr im Portemonnaie. 

Ein weiteres, noch grundsätzlicheres Problem, so Penßler-Beyer, besteht darin, dass der „Erfolg“ kriminalpolizeilicher Ermittlungen, die mitunter langwierig und umfangreich sind, bis heute am Erreichen bestimmter Kennzahlen festmacht werden:

„Wer diesen Ansatz verfolgt, kann im Kern noch nicht verstanden haben, worauf es bei der Arbeit der Kriminalpolizei ankommt. Opfer von Gewalttaten müssen zurecht erwarten können, dass Ermittlungen zur Wahrheitsfindung aufwendig und auf qualitativ hochwertigem Niveau durchgeführt werden müssen. Das funktioniert nicht mit von oben diktierten, an Vorjahresstatistiken orientierten Bestmarken. Straftäter kümmern sich nicht um Zuständigkeiten und auch nicht um die Quoten der letzten Jahre.“

Erste Gelegenheiten für Gespräche werden sich der neuen Landeschefin nun in den kommenden Wochen und Monaten bieten. Neben einer Tour durch die Polizeidirektionen stehen Arbeitstreffen u.a. mit dem Brandenburgischen Innenminister, dem Polizeipräsidenten, sowie mit den demokratischen Parteien im Landtag an.  

„Ich freue mich darauf, in den nächsten vier Jahren kriminalpolitische Themen anzustoßen und gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen aktiv für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen einzutreten. Die Arbeit der Kriminalpolizei bildet das Rückgrat der Kriminalitätsbekämpfung in unserem Land und das muss von vielen Seiten noch viel mehr wertgeschätzt werden.“