Auswertung CITRIX BDK stellt gravierende Mängel fest

25.03.2009

Am Rande eines Treffens des BDK-Bundesvorstandes mit Bundesinnenminster Dr. Schäuble am Dienstag in Berlin, überreichte der Verbandsvorsitzende des BDK-Verband Bund, Thomas Mischke, eine Analyse der aktuellen IT-Probleme in der Bundespolizei an den ebenfalls anwesenden Abteilungsleiter BPOL, Herrn Verenkotte.
Auswertung CITRIX   BDK stellt gravierende Mängel fest

Der BDK beobachtet seit geraumer Zeit das Bestreben des Bundespolizeipräsidiums, eine CITRIX-gestützte Netzwerkarchitektur zu installieren. Unsere Analyse hat ergeben, dass dieses Produkt neben Gefahren der IT-Sicherheit zu massiven Beschwerden der Beschäftigten geführt hat, bzw. bei Einführung führen wird.  

Die Bundespolizei beschaffte vor geraumer Zeit eine Software, von der man sich erhebliche Verbesserungen in der Bemessung von Netzwerkressourcen als auch dem allgemeinen Softwaremanagement versprach. Dass die beschaffte Software nicht zum Einsatz kam, wurde vom Bundesrechnungshof gerügt. Die jetzt unter Federführung der Abteilung 5 des Bundespolizeipräsidiums vorgenommene Migration wird von der Gesamtkonzeption als auch in der Durchführung als chaotisch wahrgenommen.

Als Folge der Migration ist das Arbeiten an den Computerarbeitsplätzen nur noch eingeschränkt möglich. Dazu kommen Beschränkungen, die mit dem neuen System einhergehen. Viele der unter Windows sonst komfortablen Vorgehensweisen sind nun nicht mehr möglich. Das neue System erlaubt ein Arbeiten ausschließlich online. Bei dem geringsten Ausfall einer Leitung ist ein Weiterarbeiten nicht mehr möglich, Datenverluste drohen. Ein Notfallsystem für Webanwendungen funktioniert zwar, ist jedoch durch Versäumnisse in der Einrichtung für den Anwender nicht auffindbar.

Obwohl es während der Planungsphase diverse Warnungen gab, das System CITRIX einzuführen, blieben diese Bedenken ungehört. Auch die in der Privatwirtschaft gemachten negativen Erfahrungen flossen nicht in die Überlegungen ein.

Am 6. März 2009 wurde die Migration vorübergehend ausgesetzt. Als Ursache wurden Sicherheitsprobleme angegeben. Ob auch die ungezählten Beschwerden an den IT-Helpdesk, die dienstlichen Vorlagen wegen beeinträchtigter Einsatzfähigkeit und die Veröffentlichungen des BDK auf seiner Webseite eine Rolle spielten, ist nicht bekannt.

Mitarbeiter verlieren in der ohnehin schon sehr zerklüfteten IT-Landschaft die Übersicht und werden somit zum "Sklaven" schwer verständlicher Raffinessen der IT Fachschiene. Dass darüber hinaus zentrale polizeiliche IT-Anwendungen entweder gar nicht oder immer schwerfälliger, auf jeden Fall aber ausschließlich bei funktionierender Netzwerkanbindung zu bedienen sind, ist dem Anwender nicht mehr zu vermitteln.Die Akzeptanz innerhalb der Bundespolizei würde zudem schweren Schaden nehmen, was sich direkt auf die Motivation aller Mitarbeiter in einer von IT geprägten Arbeit auswirkt. Erwähnenswert ist auch, dass sich das Bundespolizeipräsidium von der Migration selbst ausnimmt. Dass dieser Umstand bei den Anwendern nicht gerade auf Akzeptanz trifft und somit ein Balanceakt in der Öffentlichkeitsarbeit nach Innen darstellt, sieht der BDK als Widerspruch zum Leitbild gerechten Führen in der Bundespolizei.

Der BDK erwartet angesichts der ohnehin sehr schwierigen Phase der Orientierung aller Mitarbeiter in der Neuorganisation der Bundespolizei eine schnelle Entscheidung. Von einem "Kompetenz-Center IT", wie sich das Bundespolizeipräsidium mit der Abteilung 5 gern darstellt, wird professionelles, strategisch ausgefeiltes und ein alle fachlichen Aspekte berücksichtigtes Konzept verlangt. Vor allem aber wird erwartet, dass berechtigte Kritik nicht wegdiskutiert, auf andere Ursachen geschoben oder schlicht nicht beachtet wird. Zentrale polizeiliche IT-Anwendungen dürfen zu keinem Zeitpunkt die polizeiliche Arbeit beeinträchtigen oder die operative Flexibilität schmälern.

Der BDK fordert eine sofortige Aussetzung aller im Zusammenhang mit der CITRIX-Migration stehenden Maßnahmen und regt eine konsequente Prüfung des Gesamtprojekts an. Die Anwender, bereits belastet mit den vielfachen persönlichen Auswirkungen durch die Neuorganisation der Bundespolizei, haben es nicht verdient mit einem funktionsunfähigen System arbeiten zu müssen.

Für den BDK ist das Thema nicht beendet, wir wollen den aufgenommenen Dialog mit den Anwendern nicht abbrechen. Bitte nehmt (nehmen Sie) bitte weiterhin Kontakt zu uns auf, wenn Entwicklungen Anlass zur Sorge geben!

zum Download des Dokuments "Brennpunt Citrix"
(nur für BDK-Mitglieder, BOS-Mitarbeiter bitte per E-Mail von dienstlicher Adresse aus erbitten)

BDK-Mitglieder bitten wir, das Flugblatt (siehe unten) an die Pinnwände zu bringen.

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